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Nachkommen der Teeblätter
   2007-08-02 15:38:19    Seite drucken   cri

Im Bezirk Dehong in der südwestchinesischen Provinz Yunnan sind viele Angehörige der De'ang-Nationalität zu Hause. Insgesamt leben in China knapp 20.000 Angehörige dieser nationalen Minderheit. Die De'ang sind eine der ältesten Minoritäten der Region. Seit Generationen leben sie vom Teeanbau. Sie selbst bezeichnen sich als die "Nachkommen der Teeblätter".

Historische Aufzeichnungen belegen, dass die Vorfahren der De'ang sich schon im zweiten Jahrhundert vor Christus in Dehong und Lincang in Yunnan angesiedelt haben. Nach der Gründung der VR China 1949 bekam diese ethnische Minderheit einen neuen Namen, von nun an hieß sie "Benglong". Im Jahr 1985 wurde der Wunsch dieser Minderheit erfüllt, sie wurden wieder in "De'ang" umbenannt. Der Volksmund erzählt, dass sich im Kreis Longchuan im Bezirk Dehong ein Reich befand, das von einer Königin regiert wurde. Dort errichtete sie die Paläste ihres Königreichs.

Dazu Guo Weisheng, ein Angehöriger der De'ang-Nationalität:

"Die Königin hat sich als Mann verkleidet. Sie regierte etwa 1.000 Jahre."

Für die De'ang spielt der Teeanbau eine wichtige Rolle, sie selbst trinken sehr gern Tee. Die De'ang haben keine eigene Schrift. Ein daher nur mündlich überliefertes Epos dieser Nationalität berichtet, dass der Teestrauch der Ahnherr aller Kreaturen dieser Welt ist. Zu Anbeginn der Zeit war die Welt von einer grauen Öde überzogen. Der Teebaum warf 102 seiner Blätter auf die Erde, daraus entstanden 51 Menschenpaare. Die De'ang bezeichnen sich deshalb als Nachkommen der Teeblätter. Wo immer die De'ang siedeln, pflanzen sie üppig wuchernde Teepflanzen.

Da die De'ang in Bergregionen leben, in denen das Wetter schwül und regnerisch ist, lieben die De'ang saure und scharfe Speisen und starken Tee. Erwachsene Männer und ältere Frauen können keinen Tag ohne starken Tee auskommen.

Eine Spezialität der De'ang ist der sauere Tee. Der Tee soll Hitze aus dem Körper leiten, außerdem wirkt er im Mund antibakteriell. Der sauere Tee ist seit Jahrhunderten ein Lieblingsgetränk der De'ang. Aufgrund des einzigartigen Herstellungsverfahrens und des eigenartigen Geschmacks hat sich der sauere Tee nicht weiter verbreiten können. Nur wer sich intensiv mit dem Leben der De'ang beschäftigt, kann den saueren Tee der De'ang schätzen lernen.

Lü Guili, eine lokale Teemeisterin berichtet:

"Der sauere Tee wirkt kühlend und verdauungsfördernd. Der Tee schmeckt leicht säuerlich, sein Nachgeschmack ist aber sehr süßlich. Der Tee fördert die Speichelbildung und wirkt daher auch beruhigend im Hals- und Rachenraum."

Um den sauren Tee herzustellen, verwendet man frische Teeblätter. Sie werden in die Blätter von Zwergbananen eingewickelt, danach werden die Teeblätter in einer Erdgrube gelegt. Die Grube wird dann mit Erde bedeckt, hier ruhen die Teeblätter sieben Tage. Am achten Tag werden die Teeblätter aus der Grube herausgenommen, danach werden sie zwei Tage lang zum Trocknen in die Sonne gelegt. Dabei werden die Teeblätter zerrieben und durchgeknetet. Danach werden sie wieder in die Zwergbananenblätter eingewickelt, sie werden dann erneut für drei Tage in die Erdgrube gelegt und mit Erde bedeckt. Danach trocknen die Teeblätter wieder in der Sonne. Wenn dieser langwierige Verarbeitungsprozess abgeschlossen ist, kann der Tee genossen werden. In Südwestchina, wo das Wetter feucht und schwül ist, gilt der sauere Tee als ein ideales Mittel zur Erhaltung der Gesundheit. Da die Herstellung des saueren Tees sehr langwierig ist, wird der sauere Tee heutzutage in Dehong nicht mehr zu Hause hergestellt. Heute übernehmen Teemeister oder spezielle Teefabriken diese Aufgabe.

Obwohl immer weniger Menschen saueren Tee herstellen, spielt Tee im Leben der De'ang nach wie vor eine wichtige Rolle. Zu einem Besuch bei Freunden sollte man nie ohne Tee erscheinen und auch bei Hochzeiten gehört Tee dazu. Man könnte die De'ang auch als "Teeabhängige" bezeichnen, ihr Teekonsum ist jedenfalls extrem hoch. Auch rund um ihre Häuser pflanzen die De'ang gerne Teebäume, so sind die jederzeit vom angenehmen Tee-Duft umgeben.

Die Wassertrommel, das Instrument, dem die Töne soeben entlockt wurden, ist ein ganz besonderes Instrument der De'ang. Anders als normale Trommeln hat die Wassertrommel der De'ang ein winziges Loch im Klangkörper. Gießt man Wasser ins Loch, verstärkt das die Resonanzkraft der Trommel, die Trommelschläge klingen kräftiger. Dazu Trommler Guo Houlai:

"Es stimmt nicht, dass die Wassertrommel ohne Wasser keine Töne erzeugen kann. Man kann ihr auch ohne Wasser Töne entlocken, aber sie klingt dann eben nicht so voll und schön."

Auch die Wassertrommel spielt im Leben der De'ang eine wichtige Rolle. Jede einzelne De'ang-Gemeinschaft hat ihre eigene Wassertrommel, sie sind unterschiedlich groß. Früher riefen die Wassertrommeln alle Dorfbewohner bei wichtigen Anlässen zusammen.

Heute ertönen die Wassertrommeln in den De'ang-Dörfern an Festtagen oder bei feierlichen Anlässen. Das traditionelle Instrument gibt es noch, aber die Zahl der Handwerker, die die Wassertrommeln anfertigen können, nimmt von Tag zu Tag ab.

Li Labu ist 76 Jahre alt, er ist sowohl Trommler als auch Trommelbauer. Er schildert uns die Trommeltechnik:

"Erst wenn die Trommelfläche aus Wasserbüffelhaut durchfeuchtet ist, klingt die Trommel kräftig. Wenn die Trommel nicht richtig klingt, muss man das Loch zustopfen, erst dann kann man trommeln. Bevor man zu trommeln anfängt, muss man ein wenig Wasser in das Loch gießen und dann die Trommel drehen, damit die Innenseiten der Trommel durchgehend benetzt sind. Wenn die Trommel dann immer noch nicht klingt, wiederholt man diese Prozedur zwei bis dreimal, dann kann man der Trommel schließlich kraftvolle Töne entlocken."

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