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Torben Schmidt Grael
   2007-07-16 18:17:09    Seite Drucken    cri

Heute bleiben wir noch einmal auf dem Wasser, allerdings sind wir diesmal mit größeren und schnelleren Booten unterwegs. Heute lernen wir einen der ganz großen olympischen Segler kennen, Torben Schmidt Grael. Grael ist, bei seinem Namen etwas überraschend, Brasilianer. Das ist aber noch lange nicht alles. Denn er hat die langläufige Annahme, dass die erfolgreichste Sportart der Brasilianer bei Olympia sicherlich Fußball sein müsste, ausgehebelt. Durch seine Erfolge bei Olympia ist Segeln die erfolgreichste olympische Sportart seines Heimatlandes, und Grael selbst ist der erfolgreichste brasilianische Olympiateilnehmer aller Zeiten. Aber drehen wir die Zeit ein bisschen zurück.

Irgendwie lag es vermutlich doch in den Genen, dass Torben Grael, der Enkel dänischer Einwanderer, sich so unbeschreiblich fürs Segeln begeisterte, dass er nicht anderes mehr tun wollte. Es war schließlich auch sein dänischer Großvater, der ihn bereits mit sechs Jahren auf einem sechs Meter Schiff mit zum Segeln nahm. Bezeichnenderweise war es genau das Boot, mit dem die dänische Mannschaft bei den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm eine Silbermedaille ersegelt hatte. Torben und sein Bruder Lars entwickelten sich zu fanatischen Seglern, jede freie Minute verbrachten sie auf dem Boot. Die Tatsache, dass sie in Niteroi an der Guanabara Bucht aufwuchsen, erleichterte es ihnen, konsequent zu trainieren. Mit 24 Jahren nahm Grael erstmals an Olympischen Spiele teil, 1984 in Los Angeles. In der Soling Klasse gewann er Silber, sein Einstand auf der olympischen Bühne hätte kaum eindrucksvoller sein können. Bei den Spielen traf Grael, die zukünftige Segellegende auf sein großes Vorbild, auf die Segellegende, die sich damals gerade verabschiedete, auf den 56-jährigen Dänen Paul Elvström, der in den Jahren 1948 bis 1960 viermal olympisches Gold in einer Klasse ersegelte. In einem dänisch stämmigen Brasilianer hat Elvström einen würdigen Nachfolger gefunden. Heute hat Grael mehr Medaillen errungen, aber an die vier goldenen von Elvström ist er noch nicht herangesegelt. Denn der junge Brasilianer hatte bei den Olympischen Spielen zwar fulminant begonnen, aber in den kommenden Jahren standen ihm sein eigener Ehrgeiz und sein Perfektionismus dann manchmal doch ein wenig im Weg. Bei den Spielen 1988 in Seoul segelte er in einer neuen Klasse, der Starboot-Klasse. Obwohl es seine Lieblingsklasse werden sollte, vergab er als Führender in der letzten Wettfahrt der Spiele durch einen bei einem leichtsinnigen Manöver verursachten Mastbruch die Goldmedaille, am Ende reichte es zu Bronze. 1992 erlebte Grael bei den Spielen in Barcelona einen schwarzen Wettkampf, irgendwie wollte nichts klappen, er wurde mit seinem neuen Vorschoter enttäuschender elfter. Allerdings hatte das nichts mit dem Vorschoter zu tun, daher trat Grael auch bei den Spielen 1996 in Atlanta mit Marcelo Ferreira als Vorschoter an. Grael wollte die Schmach von Barcelona endgültig vergessen machen und segelte im Starboot schließlich ganz oben aufs Treppchen. Im Jahr 2000 erwartete man ähnliches von ihm, dem Favoriten. Aber er legte einen so genannten vermeidbaren Frühstart hin und wurde deshalb in einer Wettfahrt disqualifiziert, er musste sich wieder mit Bronze zufrieden geben. Bei den Spielen in Athen erfüllte Grael dann aber wieder die Erwartungen seiner zahlreichen Fans und stellte seine ungeheure Beständigkeit und sein Talent erneut unter Beweis. Am Geburtsort der Olympischen Spiele segelte er wieder mit Ferreira zu Gold. Trotz aller Erfahrung sei es ein ganz besonderes Erlebnis gewesen, in der Atmosphäre von Athen an diesem historischen Ort Gold zu holen, sagte Grael. Mit seinen fünf olympischen Medaillen im Gepäck rastet Torben Grael aber keineswegs, stets sucht er neue Herausforderungen. So segelte er in den vergangenen Jahren bei verschiedenen Ocean Races mit, mehrfach nahm er am Americas Cups teil. Für das Volvo Ocean Race nutzte er die große Segelbegeisterung, die seine Erfolge in Brasilien ausgelöst haben. Er gewann Sponsoren und baute schließlich ein eigenes Schiff, die Brazil 1. Das Team auf der Brazil 1 war überwiegend aus Brasilianern zusammengesetzt, die Euphorie, die in Brasilien für das Projekt herrschte, sollte auch die Mannschaft erfassen. Die Mannschaft erreichte bei dieser aufwändigen Regatta Platz drei. Aber Torben Grael sucht nicht nur sportliche Herausforderungen. Mit dem Grael-Projekt engagiert er sich auch im sozialen Bereich. Seit 1998 können Kinder armer Familien bei Grael Segeln lernen. Immer wieder stehen Grael und sein Team hier vor neuen Aufgaben. Zu Beginn stellten sie beispielsweise fest, dass die meisten seiner jungen Segelschüler gar nicht schwimmen konnten, auch das lernten sie dann bei Grael. Heute entstammen einige Top-Segler Brasiliens der Grael-Schule. Andere haben durch ihre Leidenschaft fürs Segeln nicht nur ihren Sport sondern auch einen Beruf gefunden. Sie alle sind erfasst von Graels ansteckender Begeisterung fürs Segeln. Denn für Torben Grael ist es weder wichtig, welchen Bootstyp er segelt, noch mit wem und wie weit er segelt, für ihn zählt, dass er auf dem Wasser ist. Diese Leidenschaft wird ihn sicher auch zu den Olympischen Spielen nach Beijing locken.

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