Das schwedische Handelsschiff Göteborg lief im Jahre 1745 auf seiner Rückkehr von Kanton zu seinem Heimathafen auf ein Riff und ging mit 700 Tonnen chinesischen Waren an Bord unter. 1986 begann man das gesunkene Segelschiff zu bergen. Zur Überraschung aller war der grüne Tee an Bord, der für mehr als 200 Jahre im Meereswasser lag, immer noch trinkbar. Der Tee kam von Plantagen im Xianyu Gebirge in der ostchinesischen Provinz Anhui. Der Tee wird Grüner Tee im Nebel genannt. Max Larsson hat an der Bergungsarbeit teilgenommen. Er erinnert sich:
"Im Wrack der Göteborg fanden wir 370 Tonnen Tee aus China. Der Tee ist in Porzellanvasen gefüllt worden, die man in Holzkisten gelegt hat. Am gleichen Abend veranstaltete man eine Tee-Party, um den alten Tee zu probieren. Der Tee schmeckte unglaublich gut."
Wie gesagt, nennt man den Tee aus dem Xianyu-Gebirge den Grünen Tee im Nebel, weil das Gebirge fast das ganze Jahr im Nebel liegt. Der Hauptgipfel des Gebirges ist über 1.300 Meter hoch. Historischen Aufzeichnungen zufolge hat man in dem Gebirge bereits vor 2300 Jahren Tee angebaut. Neben dem Grünen Tee im Nebel ist der schwarze Qimen-Tee landesweit bekannt.
Die Teeplantagen des Xianyu-Gebirges liegen höher als andere. Daher pflückt man die Teeblätter hier jedes Jahr erst um den 20. Mai, also etwas später als auf anderen Plantagen.
Außerdem benutzt man hier zur Anreicherung des Bodens mit Nährstoffen keine chemische Dünger, sondern kompostiertes Laub und kompostierte Äste. Nachdem die Teeblätter gepflückt sind, werden sie in traditioneller Weise getrocknet.
Der Name Xianyu bedeutet auf Chinesisch so viel wie Wohnort der Götter. Das Gebirge ist großflächig von Urwäldern bedeckt, die fast das ganze Jahr hindurch in Nebel gehüllt sind. Tief in den Wäldern leben mehrere Arten von Wildtieren, darunter Katzenbären (auch als Kleiner Panda bezeichnet) und Riesensalamander. Wer im Sommer ins Gebirge fährt, kann dort acht Ehrfurcht beeindruckende Wasserfälle bewundern. Der größte ist 20 Meter breit und das Wasser stürzt 15 Meter in die Tiefe.
Unweit des Urwaldes, der über 1000 Meter liegt, gibt es eine große Teeplantage. Die Teeplantage ist für Besucher zugänglich. 2005 fuhr ein Nachbau der Göteborg auf demselben Kurs nach China. Max Larsson und seine Kollegen besuchten die Teeplantage auf dem Xianyu-Gebirge. Larsson:
"Die Menschen haben ihre traditionellen Anbaumethoden behalten. Als ich in der alten Teeplantage stand, fühlte ich mich in die Zeit vor 300 Jahren zurückversetzt. Ich empfand großen Respekt für die Menschen, die den Tee anbauen."
Max Larsson brachte einen Teil des aus dem Meer geborgenen Tees wieder nach Xianyu zurück.
Die stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Chizhou Liu Guoqing war sehr überrascht zu sehen, dass der alte Tee wieder aus dem tausende Kilometer entfernten Europa nach China gebracht worden war:
"Ich war sehr froh, als ich erfuhr, dass der Tee, den man aus der gesunkenen Göteborg geborgen hatte, ursprünglich aus unserer Gegend kam. Ich habe mich über den Anblick der alten Teeblätter sehr gefreut."
Die Bauern der Teeplantage schenkten den schwedischen Besuchern frisch gepflückten Tee. Die Blätter waren, wie vor 200 Jahren, in Porzellangefäße gefüllt, die mit dem Bild der Göteborg versehen waren.
Zheng Xiaohe ist ein Teehändler aus Chizhou. Er wollte diese Gelegenheit nutzen, um den grünen Tee aus dem Xianyu-Gebirge im Ausland bekannt zu machen:
"Wir haben vor, in Schweden eine Ladenkette aufzumachen, die den Grünen Tee im Nebel anbieten soll."
Am 9. Juni dieses Jahres lief die nachgebaute Göteborg mit frischem grünen Tee aus dem Xianyu-Gebirge an Bord im Hafen von Stockholm ein.
Reisetipps:
Von Beijing und Shanghai aus kann man nach Hefei, der Provinzhauptstadt von Anhui, fliegen. Von dort aus kann man dann mit dem Bus bis zum Kreis Shitai fahren. Das Xianyu-Gebirge ist etwa 30 Kilometer von der Kreisstadt entfernt. Ein langer mit Steinplatten gepflasterter Weg führt hinauf in den Urwald des Gebirges. Auf diesem mehr als 1000 Jahre alten Weg transportiert man seit Jahrhunderten Teeblätter aus dem Gebirge. Der Weg ist mehr als zwei Meter breit und die 7,5 Kilometer lange Strecke ist gut erhalten. Wer Interesse hat und zur richtigen Zeit kommt, kann mit den Bauern auf die Plantage gehen und Teeblätter pflücken.