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Jiuzhou, Heimat des Xiuqiu, einem traditionellen Kunsthandwerksartikel aus China
   2007-07-05 17:47:10    Seite drucken   cri

Jiuzhou ist ein Dorf im Kreis Jingxi im Autonomen Gebiet Guangxi der Zhuang-Nationalität in Südwestchina. Das kleine Dorf hat sich als Heimat des Xiuqiu einen Namen gemacht. Das bestickte Bällchen Xiuqiu ist ein traditionelles Kunsthandwerk der Region.

Der Kreis Jingxi an der chinesisch-vietnamesischen Grenze ist ein Siedlungsort von Angehörigen der Zhuang-Nationalität. Dort hat sich über Jahrhunderte eine lokal geprägte Kultur entwickelt. Ein Schatz des einheimischen Kunsthandwerks ist das Xiuqiu oder auch "besticktes Bällchen", ein traditioneller Kunsthandwerksartikel, der in der Region sehr populär ist. Die bestickten Bällchen waren ursprünglich ein Geschenk als Zeichen der Liebe zwischen jungen Mädchen und Burschen der Zhuang-Nationalität. Die Bällchen sind jeweils unterschiedlich groß und haben meistens einen Durchmesser zwischen zwei und einigen Dutzend Zentimetern. Die Bällchen sind mit feinen Stickereien versehen. Bestickte Bällchen aus Jiuzhou sind wegen ihrer hervorragenden Qualität, ihrer einzigartigen Form sowie ihrer Farbenpracht weit und breit bekannt.

Macht man einen Straßenbummel durch Jiuzhou, sieht man vor dem Hauseingang jeder Familie im Sitzen arbeitende Xiuqiu-Näher. Dabei weisen die Näher oft ein sehr unterschiedliches Alter auf, sowohl sieben oder achtjährig Kinder als auch ältere Leute im Alter von 60 bis 70 Jahren sind geübt in der Stickerei. Fast jeder Haushalt des Dorfes betreibt einen Xiuqiu-Handel.

Als ein Liebesgeschenk wurden bestickte Bällchen vor 20 Jahren ausschließlich im Frauengemach aufbewahrt und für Besucher unzugänglich gemacht. Sie wurden erst auf einem Liederfestival für Außenstehende bekanntgemacht. Dazu der Dorfbewohner Zhu Zuxian:

"Im Jahr 1984 nahm ich mit anderen Dorfbewohnern an der ersten derartigen Veranstaltung in Guangxi mit dem Namen "Liederfestival 3. März" teil. Als Requisit hatte ich kleine bestickte Bällchen an meinen Gürtel gehängt. Nach dem Abschluss der Aufführung warfen wir die Bällchen in die Höhe. Viele Ausländer ließen sich mit mir fotografieren. Einer von ihnen wollte meine Bällchen kaufen, und er hat dafür 30 US-Dollar bezahlt."

Zhu Zuxian betreibt seitdem einen Handel mit besticken Bällchen. Er hat die traditionelle Herstellungstechnik verbessert, sich für die Farbkombination Rot, Grün und Pink entschieden und sich so am Markt orientiert. Sein Geschäft blühte allmählich auf, und immer mehr Leute sind seinem Beispiel gefolgt. Zurzeit erhalten die Dorfbewohner fortdauernd Aufträge aus Europa, den USA und aus Südostasien.

Huang Xiaoqin, schon über 60 Jahre alt, ist eine bekannte Stickerin in der Region und ein Vorbild in dieser Branche. Sie hat bislang unzählige Aufträge erhalten, den größten sogar über 100.000 Bällchen. Daran erinnert sich Huang Xiaoqin natürlich:

"2001 habe ich den größten Auftrag erhalten, 100.000 Bällchen auf einmal. Da habe ich mir schon große Sorgen gemacht. Ich fuhr mit dem Rad von Tür zu Tür und brachte den Dorfbewohnern die richtige Sticktechnik bei. Wir haben innerhalb von nur acht Monaten sämtliche Produkte liefern können, vier Monate früher als geplant."

Als unser Reporter im Geschäft von Huang Xiaoqin ankam, versammelten sich mehr als zehn Touristen um den Ladentisch, um sich ihre Lieblingsbällchen auszusuchen. Frau Zhou aus der Provinz Jiangsu hat zwölf Bällchen gekauft. Sie sagt:

"Durch das Internet erfuhr ich von dieser Straße mit den bestickten Bällchen der Zhuang-Nationalität. Das weckte in mir ein großes Interesse, und darum bin ich hier hergekommen. Antike Dörfer wie dieses üben eine große Anziehungskraft auf uns Städter aus. Die Stickereiarbeiten hier sind natürlich und wertvoll für uns."

Huang Xiaoqin beschäftigt sich zurzeit mit der Anfertigung von 100 großen bestickten Bällen. Auftraggeber ist ein Geschäftsmann aus einer anderen Provinz. Um die Qualität der Waren zu garantieren, hilft Huang Xiaoqin oft den Dorfbewohnern bei der Verbesserung ihrer Sticktechnik.

Huang Xiaoqin wurde auch regelmäßig zur Präsentation dieser Handwerkskunst in andere Landesteile eingeladen. Dazu sagt sie:

"Ich freue mich sehr, dass ich die Stickkunst landesweit präsentieren kann. Ich will damit allen klarmachen, dass das volkstümliche Kunsthandwerk auch eine Art Kultur ist."

Im Dorf Jiuzhou ist vor kurzem ein Stickereiverein gegründet worden, der für die Arbeitsverteilung verantwortlich ist. Mehr als die Hälfte der 2.000 Dorfbewohner beschäftigen sich mit der Anfertigung bestickter Bällchen. Der jährliche Produktionswert pro Person liegt bei 2.000 Yuan RMB.

Der große Gewinn durch bestickte Bällchen hat zahlreiche junge Leute, die in Städten arbeiten, zurück ins Heimatdorf gelockt. Zhang Jinliu, eine Dorfbewohnerin, sagte unserem Reporter:

"Früher fertigten wir gar keine bestickte Bällchen an. Alle lebten von der Feldarbeit, und viele junge Männer und Frauen zogen in Städte, um dort eine gut bezahlte Arbeit zu finden. Jetzt hat sich die Situation wieder geändert. Wer bestickte Bällchen anfertigen kann, möchte lieber zu Hause bleiben, als woanders zu arbeiten."

Als Folge des Aufblühens des Handels mit bestickten Bällchen haben Unternehmer aus anderen Landesteilen Stickereifabriken in Jiuzhou errichtet. Damit wurden im Kreis Jingxi über 20.000 Arbeitsplätze geschaffen.

Der Dorfbeamte Zhao Junguo sah in der Herstellung von bestickten Bällchen eine Chance für die Fortführung der Kultur seiner Nationalität. Wörtlich sagte er:

"Wir haben einen Stickereikurs für Mädchen gegründet. Viele Schülerinnen der vierten Klasse beherrschen schon die Sticktechnik. Wir möchten dieses traditionelle Kunsthandwerk unserer Nationalität von Generation zu Generation weitergeben."

In Jiuzhou ist mittlerweile Chinas erstes ökologisches Museum der Zhuang-Nationalität gegründet worden, dass das Leben der Einheimischen und deren traditionelles Kunsthandwerk präsentiert.

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