Startseite | Nachrichten | Zeitgeschehen | Chinesischkurs | China ABC | Inet Radio | Frage der Woche | Paralympics 2008 in Beijing | Sendeplan
 

-Empfangsbericht
-Feedback   -Archiv

Günther Ueckers "Brief an Peking" in China ausgestellt
   2007-07-05 17:41:01    Seite drucken   cri

Günther Uecker hat in Deutschland und in der internationalen Kunstszene einen hervorragenden Ruf. Er war wiederholt auf der Documenta in Kassel und auf der Biennale in Venedig vertreten und wurde mit Preisen ausgezeichnet. Die 20 Werke, die während seiner Ausstellung in Beijing zu sehen waren, sind aus Inspirationen auf seiner China-Reise vor mehr als 20 Jahren entstanden. Das Goethe-Institut Peking hatte bereits im Jahr 1994 diese Ausstellung geplant. Die Ausstellung wurde damals jedoch aus verschiedenen Gründen abgesagt. Mit 13-jähriger Verspätung ist Ueckers "Brief an Beijing" nun endlich an seinem Bestimmungsort in China angekommen.

Für den deutsch-chinesischen Kulturaustausch hat diese Ausstellung einen besonders hohen Stellenwert. So sagt auch Fan Di'an, Direktor der chinesischen Nationalgalerie auf der Eröffnungsfeier der Ausstellung:

"Die Ausstellung ist ein wichtiges Ereignis zur Förderung des Kulturaustausches zwischen China und Deutschland. Ich war sehr interessiert, als ich erstmals von den Werken für diese Ausstellung erfuhr. Denn es handelt sich um die visuellen Eindrücke in Beijing von Günther Uecker. Diese Eindrücke hat er dank seines philosophischen Denkens in seiner besonderen Art und Weise umgesetzt und uns vermittelt. Geschrieben hat er diese Briefe nicht nur mit Hand und Körper, sondern auch mit Herz und Seele."

Die Ausstellung ist in Form eines Brief-Dialoges geplant worden. Erinnerungen an China stehen am Anfang des Dialoges. Der Künstler hofft, mit dieser Ausstellung selbst einen tiefen und intensiven Kontakt zu China herzustellen und zu gegenseitigem Verstehen beizutragen. So schreibt Günther Uecker im Vorwort seiner Ausstellung:

"Die Bilder, gemalt, geschrieben an ein Land, welches über Jahre meine Gedanken beflügelt. Mich beglückt, an einem geschichtlichen Wandel dieses Landes teilzuhaben, - durch den Einblick in ein großes Land in vielfacher Schönheit, - berührt von dem Reichtum menschlicher Empfindungen, die mir begegnet sind. Gezeichnet, geschrieben, fließend umhüllt die Tücher, Zeichen der Erinnerung an eine dramatische Entwicklung in der Geschichte dieses Landes. Ein Brief abgeschickt und nun angekommen, ein Zeugnis meiner Hinwendung im Mitgefühl, ein Liebesbrief. Ein neuer kultureller Zusammenhang entwickelt sich auf einem der ältesten Gründe unserer menschlichen Geschichte, inspiriert aus wechselseitigen Erfahrungen zwischen China und der westlichen Welt."

Die Installation gleicht einem aufgehängten Buch und spiegelt das Außergewöhnliche des künstlerischen Schaffens von Günther Uecker wider. Uecker hat die Ausstellung als Buch geplant, durch das der Besucher hindurchgehen kann. Seine Briefe, die er mit Wasserfarben, Tusche, Asche, Sand und Staub auf großformatige Tücher geschrieben hat, sind an Seile gebunden und in den Museumsräumen aufgehängt. Der Betrachter geht zwischen den Tüchern wie durch ein Labyrinth. Die Wände sind frei, es ist ein schwebendes Buch mit Eindrücken, inspiriert von den ersten Reisen nach China. Im Jahr 1984 kam Uecker mit der transsibirischen Eisenbahn das erste Mal nach Beijing. Im Jahr 1994 ist er erneut durch das weite Land gereist. Diese Eindrücke haben ihn tiefe seelische Erfahrungen machen lassen und haben ihren Ausdruck in Günther Ueckers "Brief an Peking" gefunden.

Günther Uecker hat China vier Mal besucht. Auf diesen Reisen hat er seine Empfindungen unsortiert aufgeschrieben. Notizen und Skizzen ergeben sozusagen ein Bildreisetagebuch. Eines der großen Tücher zeigt beispielsweise ein rotes Tor, das typisch für die kaiserlichen Tore der chinesischen Hauptstadt ist.

Auf eines der Tücher hatte Uecker vor 13 Jahren auch einen Teil der nach Ende des Zweiten Weltkrieges niedergeschriebenen Menschenrechte abgeschrieben. Uecker hat die Formulierung der Vereinbarung über die Menschenrechte sehr beeindruckt. Die Menschenrechte seien als Reaktion auf das Elend und die Schande nach einem großen Krieg und in der Hoffnung, dass es nie wieder Krieg gebe, verfasst worden, erklärte der Künstler. Deshalb hat er mit Tusche die Präambel der UN-Menschenrechtskonvention abgeschrieben und die Wörter anschließend mit schwarzen Fingern beschmiert, um auf die Verletzungen der Menschenrechte hinzuweisen. Auf diese Weise hat er seine eigenen Empfindungen mit in den Brief hineingeschrieben.

Das Werk "Verletzungen - Verbindungen" zeigt ein unbeschädigtes Tuch und zerrissene Tuchstreifen, die direkt davor hängen. Dazu sagt der Künstler:

Man kann davon ausgehen, dass Verletzungen der Menschen eine Grundlage sein können für ein besseres Verständnis füreinander, Verletzungen können auch Verbindung sein. So habe ich hier Tücher zerrissen, also etwas Verletzendes getan. Dies kann jedoch auch etwas Verbindendes sein, weil diese Empfindung menschlich ist und auch über kulturellen Barrieren verständlich ist."

Erwähnenswert ist die anerkennende Aufnahme, die Günther Uecker in der Chinesischen Nationalgalerie zuteil wurde. Bei bisherigen Ausstellungen in der Chinesischen Nationalgalerie war es verboten, Nägel in die Wände der Ausstellungsräume zu schlagen. Für Günther Uecker wurde dieses Tabu zum ersten Mal aufgehoben. Das ist eine besonders große Ehre für den deutschen Künstler!

Auf die Frage nach seinem heutigen Eindruck von der chinesischen Hauptstadt antwortet der Künstler:

"China hat einen ganz großen Sprung gemacht. Die Internationalität, die ich hier in der Kunstszene erlebt habe, ist von hoher Qualität und reich an Informationen darüber, was in der Welt an neuer Kunst entsteht und hier gezeigt wird. Und auch was hier an chinesischer Kunst sichtbar wird und in die Welt getragen wird. Ich fühle mich schockiert, positiv schockiert von diesem Aufbruch, von der Weltoffenheit, die ich vorfinde."

     mehr zum Thema Ihre Meinung

Not Found!(404)

Not Found!(404)