Startseite | Nachrichten | Zeitgeschehen | Chinesischkurs | China ABC | Inet Radio | Frage der Woche | Paralympics 2008 in Beijing | Sendeplan
 

-Empfangsbericht
-Feedback   -Archiv

Taiwaner Filmemacher will für die Ewigkeit drehen
   2007-07-04 15:55:40    Seite drucken   cri
Der bekannte Regisseur aus Taiwan, Hou Hsiao-hsien, ist der Überzeugung, die Sprache des Kinos könne Bedeutung auch ohne Worte transportieren. Der 61 Jahre alte Regisseur erklärte, er wolle "wirklich originelle und inspirierende Filme" machen und keine Zeit für die Jagd nach Auszeichnungen bei Filmfest verschwenden.

Seit knapp zwei Jahrzehnten beeindruckt Hou asiatische und westliche Cineasten mit seinen einzigartigen künstlerischen Filmen, die meist in Zeiten sozialer Umwälzungen und Härten spielen.

Hou vermeidet offensichtliche Melodramatik, aber man kann die starken Emotionen hinter den langen Einstellungen der für ihn typischen ruhigen und einsamen Kamera fühlen. Seine Arbeiten sind besonders in Europa sehr beliebt.

Hous Kamera nimmt immer ruhig die ewigen Wahrheiten ins Bild. Hou hält gern die Atmosphäre von Übergangszeiten fest und glaubt stark daran, dass Kino Bedeutungen ohne Worte vermitteln kann.

"Die Sprache des Kinos hat eine andere bedeutende Funktion, wenn sie die persönliche Geschichte parallel zu größeren sozialen oder historischen Perspektiven darstellt", sagt Hou.

Obwohl Hou seine Geschichten indirekt erzählt, ist sein Publikum immer wieder begeistert über seinen scharfkantigen Stil, die geringe Kamerabewegung, lange Einstellungen und seinen Fokus auf die ruhigen Nuancen menschlicher Emotionen.

Hous letzter Film, die französische Produktion Le Voyage Du Ballon Rouge, in der die französische Schauspielerin Juliette Binoche die Hauptrolle spielt, wurde als Abschlussfilm des diesjährigen Filmfestivals in Shanghai ausgewählt.

Der Film nahm außerdem in der Sektion "Un Certain Regard" am Filmfestival in Cannes 2007 teil. Er ist ein Tribut an den klassischen Kinderfilm The Red Balloon. Der Film erzählt von einer chinesischen Babysitterin, die die Fantasiewelt des ihr anvertrauten Kindes teilt. Die beiden werden während ihrer Abenteuer von einem mysteriösen roten Ballon verfolgt.

"The Red Balloon symbolisiert Fürsorge und Hoffnung", sagt Regisseur Hou. "Ich möchte die besondere Beziehung zwischen dem roten Ballon und Kindern darstellen."

Für die Dreharbeiten in Frankreich benötigte Hou sechs Wochen. Auch für diesen Film entschied Hou sich wieder, Amateurdarsteller einzustellen. Intensive Improvisation trägt in dem Film zu der einfachen und natürlichen Darstellung der Charaktere bei.

Song Fang, eine Regiestudentin der Beijinger Filmakademie, spielt die chinesische Babysitterin. "Dies ist meine erste Erfahrung als Schauspielerin", sagt Song. „Zum Glück habe ich viele Ratschläge von dem Regisseur erhalten. Hous Geduld und seine gute Beziehung mit dem Team haben meinen Glauben verstärkt, dass Regieführen Teamarbeit ist."

Der von seiner Erscheinung her sanft und milde wirkende Hou hat die klare und feste Überzeugung, dass er in seiner Karriere als Filmemacher einfach nur "er selbst" sein müsse. Hou ist mehr als nur Regisseur, er schreibt auch.

Es scheint, dass begehrte Filmpreise und Trends beim Filmemachen in verschiedenen Perioden seine Arbeiten beeinflusst haben. "Aber ich weiß, was ich jetzt wirklich brauche", sagt Hou. "Ich bin nicht mehr jung. Ich hoffen nun wirklich originelle und inspirierende Filme zu machen und Leidenschaft und Energie nicht für den Wettbewerb um Ehren zu vergeuden. Ich liebe Filme. Ich werde nicht aufhören hinter der Kamera zu stehen, solange ich das kann."

Hou wurde 1947 in dem Landkreis Meixian in der Provinz Guangdong geboren. Im folgenden Jahr begaben sich Hou und seine Familie nach Taiwan, wo er später an der Taiwaner Kunstakademie studierte und 1972 seinen Abschluss machte. Anschließend arbeitete er als Verkäufer, bis es ihm gelang einen Job als stellvertretender Regisseur und Drehbuchschreiber zu erhalten.

Sein Regiedebüt machte Hou 1980 mit dem Film Cute Girl. Aber bis zu seinem Film The Son's Big Doll, einem der ersten Filme des neuen Taiwaner Kinos, erhielt Hou nur wenig Beachtung von der Kritik.

Im Jahr 1989 erreichte seine Karriere den Höhepunkt, als er bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig für seinen historischen Film City of Sadness den Goldenen Löwen erhielt. Seine späteren Filme Goodbye, South, Goodbye (1996), Flowers of Shanghai (1998) und Three Times (2005) wurden alle von der Kritik hoch gelobt, konnten aber zu Hause kaum Publikum gewinnen.

"Das Taiwaner Kino hat seine Blütezeit durchschritten und sieht nun seinem Niedergang entgegen", sagt Hou. Er schreibt den Niedergang der Filmindustrie vor allem den wirtschaftlichen Problemen und der Rezession auf Taiwan zu. Auch eine fehlende Vielseitigkeit schade der heimischen Filmindustrie.

"Viele Produzenten und Filmverleihe auf Taiwan bemühen sich darum, Hongkonger Kampfkunstfilme zu erwerben und haben dabei versagt andere Filmegenres und unsere jungen Regisseure zu unterstützen", erklärt Hou.

Obwohl er vermutet, dass ein Wiederaufleben des Kinos auf Taiwan mindestens 10 Jahre dauern wird, ist Hou froh zu sehen, dass viele Filmstudenten in Taiwan neue Elemente in ihre Arbeiten einbringen.

"Die junge Generation ist sehr energisch und originell", meint Hou. "Durch den Boom des digitalen Videos, haben sie nur wenig finanziellen Druck beim Filmemachen. Unsere Rolle ist dieselbe wie die des "Frühlings". Wir müssen unsere Erfahrung und unsere Ressourcen zur Verfügung stellen, um diesen jungen Talenten den Weg zu ebnen."

Hou bezeichnet sich selber als „Liebhaber der klassischen chinesischen Literatur" seit seiner Kindheit. Seine nächste Arbeit könnte Auszüge aus "den Legenden der Tang-Dynastie", einer antiken Sammlung von Märchen und Geschichten aus der Tang-Zeit (618-907) enthalten.

"Kultur kann nicht kopiert werden", sagt er. "Es gibt keinen westlichen Film, der die Seele der chinesischen Kultur berühren kann. Es unsere Mission, unsere eigene Zivilisation und Geschichte durch die Bilder zu bewahren."

     mehr zum Thema Ihre Meinung

Not Found!(404)

Not Found!(404)