Liang Shanbo und Zhu Yingtai sind die Namen der männlichen und weiblichen Hauptfiguren einer tragischen chinesischen Liebesgeschichte. Beide Namen sind in China weit und breit bekannt, ähnlich wie Romeo und Julia im Westen. Die Geschichte ist in den Augen der Chinesen die beste Geschichte über wahre Liebe. Unter allen Kunstformen zu diesem Thema ist das Violin-Konzert "Liang Shanbo und Zhu Yingtai", komponiert von He Zhanhao und Chen Gang in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, am bekanntesten.
Zhu Yingtai war Tochter einer wohlhabenden Familie in der ostchinesischen Provinz Zhejiang. Sie war schön und manchmal eigensinnig, da sie das einzige Kind der Familie war. Ihr Vater liebte sie sehr und wählte viele Verehrer für seine Tochter aus, als sie das heiratsfähige Alter erreichte. Allerdings interessierte sich Zhu Yingtai für keinen der Ehekandidaten. Zhu Yingtai hatte ihre eigene Vorstellung, sie wollte zur Schule gehen und später selbst einen Ehemann finden. Ihr Vater fand die Idee zunächst lächerlich, denn zu jener Zeit durften nur Jungen zur Schule gehen. Er gab schließlich nach, aus großer Liebe zu seiner Tochter.
Zhu Yingtai verkleidete sich als Junge und nannte sich Zhu Jiuguan, das ist ein männlicher Name. In der Schule lernte sie den talentierten und tugendhaften jungen Mann Liang Shanbo kennen. Beide studierten und wohnten unter dem gleichen Dach und gingen miteinander wie Brüder um. Drei glückliche Jahre waren vergangen, als Zhu Yingtai eines Tages einen Brief von ihrem Vater erhielt. Zhu Yingtai wurde aufgefordert, nach Hause zu kommen. Ihr Vater sei schwer krank, hieß es im Brief.
Als Zhu Yingtai zu Hause ankam, stellte sie fest, dass ihr Vater gar nicht krank war. Er hatte eine Verabredung seiner Tochter mit dem Sohn einer reichen Familie arrangiert. Diesmal war Zhu Yingtais Ablehnung zu schwach und deswegen vergebens.
Als sich Liang Shanbo plötzlich darüber im Klaren war, dass Zhu Yingtai ein Mädchen war, stellte er fest, wie tief er in sie verliebt war. Aus großer Trauer und Reue wurde er krank und ist ein paar Monate später gestorben. Sein letzter Wunsch war, am Fuß des Qingdao-Berges begraben zu werden. Zhu Yingtai entschied, den Mann, den ihr Vater für sie ausgewählt hat, zu heiraten. Als der Brautzug auf seinem Weg zum Haus des Bräutigams am Qingdao-Berg vorbeifuhr, brach plötzlich ein Wirbelsturm los und der Brautzug wurde aufgehalten. Als Zhu Yingtai sah, wo sie war, stieg sie aus der Brautsänfte und weinte bitterlich an Liang Shanbos Grab. Durch ihre Tränen gerührt, tat sich das Grab plötzlich auf. Zhu Yingtai konnte nicht anders und trat in das Grab ein. Sofort wurde alles hell und der Wirbelsturm hörte auf. Die anderen Gäste im Brautzug sahen später über dem Grab zwei tanzende Schmetterlinge. Die Schmetterlinge flogen fort und trennten sich nie wieder voneinander.
Wenn Chinesen heute zwei tanzende Schmetterlinge sehen, glauben sie deshalb gern, dass es Liang Shanbo und Zhu Yingtai sind.
Die Geschichte von Liang Shanbo und Zhu Yingtai ist von Generation zu Generation überliefert worden und zählt zu den vier bekanntesten Volkserzählungen Chinas. Sie ist so einflussreich, dass sich fast alle Kunstformen mit diesem Thema befassen haben, es gibt beispielsweise Balladen, Romane, Filme und Dramen zu diesem Thema.
Ningbo ist der Ursprungsort dieser Liebesgeschichte. Dort wurde ein Themenpark zur Liebe von Liang Shanbo und Zhu Yingtai aufgebaut.
Gebaut wurde in Ningbo auch der Liang Shanbo-Tempel, in dem die Statuen von Liang Shanbo und Zhu Yingtai verehrt werden. Am 21. Tag des achten Monats nach dem traditionellen chinesischen Mondkalender, am dem Tag, an dem Zhu Yingtai für die Liebe starb, zieht der Tempel viele Männer und Frauen an, hier ihre Gelübde der Liebe abzulegen.
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