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Helmut M.
   2007-06-26 15:37:10    Seite drucken   cri
Hong Kong 2007 - Meine persönlichen Eindrücke

Mein erster Kontakt mit Hongkong weist zurück auf die frühen Jahre meiner Kindheit - einer Zeit fern von Globalisierung, Internet, Handy und E-Mail. Als unser Englischlehrer uns damals in der Klasse fragte, ob jemand Interesse an einer Brieffreundschaft mit einem englischsprachigen Mädchen aus Hong Kong habe, war ich der Erste, der seine Hand nach oben reckte. Noch am selben Abend schrieb ich - in gebrochenem Englisch - meinen ersten Brief an Dansi Khan - so hieß das Mädchen. Ich stellte mich höflich vor, schrieb ein paar freundliche Zeilen und legte ein Photo und eine Ansichtskarte des Dörfchens bei, in dem ich aufwuchs. Kaum zwei Wochen später hielt ich den ersten Brief aus Hong Kong in meinen Händen. Auf der Briefmarke rechts oben blickte mir ein Bild der britischen Königin entgegen. Viele Briefe, Ansichtskarten, Photos und kleine Geschenke folgten seitdem. Ich lernte viel über das Leben und die Menschen in Hong Kong. Dansi, ein junges, kantonesisch sprechendes Schulmädchen aus Kowloon vermittelte mir ein vielfältiges Spektrum an Eindrücken von einer bezaubernden aber fernen Kultur.

Ich erfuhr vom Leben in und zwischen Wolkenkratzern, war begeistert von den Photos des Peak oder den entrückenden Bildern und Beschreibungen von Victoria Harbour. Das pulsierende Leben einer modernen Großstadt, die konfuzianischen Traditionen oder die Lieder beliebter Stars der Hong Konger Pop-Musik-Szene - all das war mir gänzlich neu, inspirierte mich, brachte den geheimnisvollen Duft der weiten Welt in mein kleines Schwarzwalddörfchen, öffnete meinen Horizont und beflügelte mein Denken und mein Weltbild.

Diese frühe Brieffreundschaft war für mich zugleich ein offenes Fenster in eine neue, mir völlig fremde Welt und der Beginn einer tiefen Liebe und Faszination für die Menschen, die Kultur, die Geschichte und Gegenwart in Hongkong und in immer stärkerem Maße auch ganz China.

Wie das Leben oft spielt - ich verlor den Kontakt zur Freundin meiner Jungendjahre. Was blieb ist eine große Sammlung von Briefmarken, viele Briefe, unvergessene Erinnerungen und mein tiefes Interesse für China und die Chinesen. Inzwischen lerne ich mit Hilfe eines Sprachkurses von Radio China International die Grundlagen der Mandarin-Sprache und konnte auch schon einmal dem Reich der Mitte einen Besuch abstatten. Bis heute war es mir jedoch nicht möglich, die "Perle des Ostens" an der Küste des südchinesischen Meeres mit eigenen Augen zu sehen. Trotzdem - meine Träume werden niemals sterben und eines Tages wird ein Flug mich dort hin bringen. Meine Brieffreundin Dansi werde ich niemals vergessen - wer weiß, vielleicht werden wir uns ja doch einmal begegnen.

Mittlerweile hat sich vieles auf der Erde stark verändert. China hat sich von einem Entwicklungsland zu einer der bedeutendsten Wirtschaftsmächte der Erde entwickelt. Das Vereinigte Königreich hat seine einstige Kronkolonie im Jahr 1997 aufgegeben und Hong Kong konnte dahin zurückkehren, wohin es schon immer gehörte. Zusammen mit Macao wurde die Stadt zu einer der beiden Sonderverwaltungszonen (Xianggang Tebie Xingzhengqu) Chinas. Durch Deng Xiao Pings Idee "Ein China - zwei Systeme" verblieb ein hohes Maß an Autonomie bei der Stadtregierung von Hong Kong. Während sich das politische und wirtschaftliche System der Stadt kaum verändert hat, brachte die Heimkehr ins Land der Väter den Bürgern Hong Kongs auf lange Sicht Sicherheit und Wohlstand und war zugleich eine wichtige Quelle nationaler Identifikation. Vor Kurzem las ich in einer deutschen Zeitung, dass sich in Hong Kong bedeutende nationale Symbole wie die Nationalflagge, das Staatswappen oder die Nationalhymne stetig wachsender Beliebtheit erfreuen und dass immer mehr Hong Konger Bürger stolz auf Ihre chinesische Staatangehörigkeit sind.

Die weitgehende politische und wirtschaftliche Autonomie sowie die offenen Märkte der prosperierenden Wirtschaftsregionen Guangdong und Chongqing verhalfen Hong Kong zu mehr Wachstum und Wohlstand als je zuvor - dies obwohl so genannte Experten der westlichen Welt einen humanitären und ökonomischen Exodus vorausgesagt hatten.. Ob Hong Kong ein Modell für einen künftigen Status der Insel Taiwan sein kann, wage ich nicht, zu beurteilen. Sicher ist, dass die konsequente Anwendung der Theorie Dengs von einem Land mit zwei Systemen eine ausgezeichnete Lösung, ja ein Glücksfall für Hong Kong und zugleich ein Musterbeispiel für den politischen und ideologischen Pragmatismus der chinesischen Regierung wurde. Die zielstrebige Umsetzung der Dengschen Forderungen demonstrierte die Flexibilität, Toleranz und Verlässlichkeit der chinesischen Regierung und macht Hong Kong zu dem, was es heute ist - ein in vieler Hinsicht noch kostbarere Perle des Ostens.

Helmut M.

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