Startseite | Nachrichten | Zeitgeschehen | Chinesischkurs | China ABC | Inet Radio | Frage der Woche | Paralympics 2008 in Beijing | Sendeplan
 

-Empfangsbericht
-Feedback   -Archiv

100 Jahre chinesisches Drama
   2007-06-21 17:21:08    Seite drucken   cri

Noch vor 150 Jahren war den Chinesen das Genre des Dramas fremd. Sie kannten keine Bühnenstücke, die Geschichten durch Dialoge und schauspielerische Darstellung erzählten. Das wichtigste Theatergenre in China waren damals traditionelle Opern, beispielsweise die Peking-Oper.

1907 gründeten schließlich junge Chinesen, die in Japan studierten, in Tokio das Chun Liu She Theater. Als erstes Stück brachten sie Auszüge aus dem Drama "Die Kameliendame" von Alexandre Dumas auf die Bühne. Noch im selben Jahr wurde in Shanghai das Chun Yang She Theater gegründet, hier stand Onkel Toms Hütte als erstes Stück auf dem Programm. Das Stück war eine Theaterbearbeitung des gleichnamigen Romans der amerikanischen Schriftstellerin Harriet Beecher-Stowe. Im Jahr 1907 wurde damit erstmals ein Drama auf einer chinesischen Bühne gezeigt. Das neue Genre des Bühnendramas hat sich in China schnell verbreitet. In jeder Epoche entstanden von da an berühmte Dramen. Ein großer Teil dieser Dramen wird nun bei zahlreichen Jubiläumsveranstaltungen wieder auf die Bühne gebracht.

Yin Xiaodong vom Kulturministerium ist überzeugt, dass die Aufführung klassischer Werke eine angemessene Art ist, das 100-järhige Jubiläum des Theaterdramas in China zu begehen:

"Wir wollen mit diesen Veranstaltungen nicht einfach nur ein Jubiläum feiern. Wir wollen damit auch auf die Entwicklungsgeschichte des Theaterdramas in China in den vergangenen 100 Jahren zurückblicken. Deswegen zeigen wir zum einen charakteristischen Werke der verschiedenen Epochen, zum anderen Werke berühmter Autoren. Daneben werden natürlich auch Publikumsschlager aufgeführt. Stücke, die in Wettbewerben ausgezeichnet wurden, sollen ebenso auf die Bühne kommen."

Das vom Beijinger Volkstheater inszenierte Drama "Das Familienfoto", ist so ein Publikumsschlager. Es erzählt, wie sich das Leben einer Architektenfamilie in einem Beijinger Wohnhof verändert. Seit seiner Premiere im Jahr 2005 begeistert das Stück die Zuschauer.

Wang Xiaoying, Regisseur des staatlichen chinesischen Theaterensembles, macht vor allem zwei Gründe für den Erfolg des Genres des Theaterdramas in China verantwortlich. Die Zuschauer wären von der Realitätsnähe der Stücke und von der künstlerische Könnerschaft der ausländischen Dramen so angetan gewesen, dass das Theaterdrama sehr schnell in China Fuß fassen konnte.

Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten steht auch das von Wang Xiaoying inszenierte Drama "Kopenhagen" auf dem Programm. Es handelt sich dabei um die chinesische Inszenierung des Dramas des britischen Autors Michael Frayn. Das Drama handelt von den inneren Kämpfen und der seelische Qual, die deutsche Wissenschaftler, die während des Zweiten Weltkriegs zur Entwicklung der Atombombe beitragen, empfinden. In China wurde das Stück bereits mehr als 100 Mal gespielt. Eine Zuschauerin schildert ihren Eindruck:

"Ich finde dieses Stück vor allem inhaltlich sehr gut. Geschildert wird das Zusammentreffen von zwei Wissenschaftlern, die einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn haben. Diese Geschichte ist heute noch für Studenten und Wissenschaftler hoch interessant."

In den vergangenen 100 Jahren hat sich das Theaterdrama in China etabliert. Heute ist es eine ebenso bedeutende Aufführungsform wie die traditionellen Opern. Allerdings sieht sich das Theater auch einigen Schwierigkeiten gegenüber. Es entstehen zu wenig neue Stücke, es gibt zu wenige Nachwuchskräfte und auch der Besucherstrom hat nachgelassen. In einigen chinesischen Metropolen wie Beijing und Shanghai haben sich Gruppen von Theaterliebhabern gebildet, aber vor allem in mittelgroßen und kleinen Städten bleiben die Zuschauer aus, dort ist das Interesse am Theater sehr gering. Nun versucht man neue Zielgruppen durch günstigere Ticketpreise für das Theater zu gewinnen. Vor allem Studenten will man so ins Theater locken.

Anlässlich des Jubiläums veranstaltet der Chinesische Dramatikerverband außerdem ein Symposium, zu dem mehr als 100 Experten und Künstler eingeladen wurden. Der 88-jährige Zhao Xun hat das Theaterdrama in China in den Anfangsjahren beeinflusst. Er bedauert das Fehlen innovativer Autoren und Regisseure, da es seiner Meinung nach die Entwicklung des Theaterdramas in China schwer beeinträchtigt:

"Ich habe 70 Jahre lang mit dem Theater zu tun gehabt. Nun hoffe ich, dass die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum des Theaterdramas in China dem chinesischen Theater Impulse geben werden. Das Theaterdrama muss sich weiterentwickeln, es sollte verstärkt chinesische Elemente integrieren, damit mehr wirklich chinesische Theaterdrama entstehen. Dazu müssen junge chinesische Autoren und Schauspieler ausgebildet und gefördert werden. Sie müssen bedeutender werden, als die älteren Autoren."

Chinas Kulturminister Sun Jiazheng sieht auch in der Entwicklung von Wissenschaft und Technik neuen Chancen für das Theater. Heute gebe es deutlich mehr Möglichkeiten, künstlerisch tätig zu werden. Er hoffe, daß die chinesischen Dramaautoren diese Chance nutzen und die daraus entstehenden Herausforderungen bewältigen könnten:

"Ich bin in Hinblick auf die Entwicklung des Theaterdramas sehr optimistisch. Allerdings darf man nicht die Augen davor verschließen, dass es viele neue Formen der Kunst gibt. Sie sind durch neue Technologien entstanden und machen nun den Bühnen Konkurrenz. Es ist daher für Chinas Theater unbedingt notwendig, neue, moderne Stücke auf die Bühnen zu bringen. Es muss Erneuerungen in Theorie und Darstellungstechnik geben."

Die chinesische Regierung werde sich darum bemühen, das Theater bei dieser Entwicklung zu unterstützen. Man werde dazu die Zusammenarbeit mit dem Ausland in diesem Bereich ausbauen, versicherte Kulturminister Sun Jiazheng.

     mehr zum Thema Ihre Meinung

Not Found!(404)

Not Found!(404)