Der Kreis Yongren liegt im Bezirk Chuxiong in der Provinz Yunnan in Südwestchina. Am 15. Tag des ersten Monats nach dem traditionellen chinesischen Mondkalender feiern die hier lebenden Angehörigen der Yi-Nationalität ihren traditionellen Kleiderwettbewerb. Auf diesem Fest werden die traditionelle Kleidung der Yi sowie ihre Sitten und Gebräuche vorgeführt. Zum Fest reisen Angehörige der Yi aus dem ganzen Bezirk Chuxiong an, um fröhlich miteinander zu feiern.

Li Yanzhu ist in der ostchinesischen Provinz Zhejiang als Gastarbeiterin tätig. Wie viele andere kehrte sie zum Fest in ihre Heimat zurück. Unser Reporter hat Li Yanzhu direkt vor Ort getroffen. Li sagt:

"Für das Fest musste ich zwar extra Urlaub nehmen und einen weiten Weg in Kauf nehmen, fühle mich aber richtig wohl. Das Fest hat mich hierher gezogen. Es gefällt mir sehr gut hier. Ich kann nach Herzenslust tanzen und alte Lieder singen. Ich war so aufgeregt, dass ich die ganze Nacht nicht richtig geschlafen habe."

Auf einer Fläche von 30.000 Quadratkilometern im autonomen Bezirk der Yi in Chuxiong leben 64.000Angehörige dieser nationalen Minderheit. Durch die Vermischung der Yi mit anderen dort lebenden Nationalitäten, zum Beispiel mit Han, Bai, Miao oder Hui, sind in den vergangenen Jahrtausenden in der Region mehr als zehn Gruppen mit verschiedener Sprache, Kleidung sowie unterschiedlichen Sitten und Gebräuchen entstanden. Der festliche Kleiderwettbewerb wird von den Zhiju-Yi im Kreis Yongren gefeiert. Dazu Yin Bicong, stellvertretender Leiter des Kulturamts des Kreises Yongren:

"Etwas ganz Besonderes der Kleidung der Zhiju-Yi ist der Hahnenkammhut. Hähne stehen bekanntermaßen sehr früh auf, deshalb ist der Hut ein Symbol für den Fleiß der Yi."

Um den Kleiderwettbewerb der Yi rankt sich eine schöne Legende. Vor mehr als 1.300 Jahren gingen die beiden Brüder Chao Liruo und Chao Laruo auf die Jagd. Sie kamen an einen fruchtbaren Platz mit einer Quelle. Als sie sich zum Trinken über das Wasser beugten, fielen aus einem ihrer Pfeilbehälter drei Reiskörner auf den Boden. Der Frühling und der Sommer vergingen und der Herbst kam. Als die Gebrüder Chao wieder einmal hier vorbei kamen, sahen sie unendlich üppige Reisfelder. Die Brüder Chao ließen sich mit ihren Familien und Landsleuten an dem fruchtbaren Ort nieder und führten fortan ein wohlhabendes Leben.

Aus großer Dankbarkeit wollten die Dorfbewohner Ehefrauen für die Gebrüder Chao finden und riefen einen Wettbewerb unter den Mädchen des Dorfes aus. Die Mädchen des ganzen Dorfes webten deshalb in der Ruhesaison der Feldarbeit schöne Stoffe, nähten hübsche Kleider und bestickten sie mit wunderbaren Motiven. Am 15. Tag des ersten Monats des folgenden Jahres trafen sich alle Dorfbewohner unter einem großen Baum im Dorf. In ihren schön bestickten Kleidern und mit einem Hahnenkammhut auf dem Kopf sangen die Märchen Lieder im Wechselgesang und führten einen fröhlichen Tanz auf. Im Anschluss an das Fest hat Chao Liruo das fleißigste und klügste Mädchen und sein Bruder Chao Laruo das geschickteste Mädchen des Dorfes geheiratet.

1.000 Jahre sind seitdem vergangen und der Kleiderwettbewerb hat sich zu einem der wichtigsten und romantischsten Feste der Yi entwickelt. Auch heute noch bietet das Fest jungen Menschen eine gute Gelegenheit, einen Partner zu finden.

Tan Xinpei, ein Lehrer aus der Stadt Panzhihua in der Provinz Sichuan, besucht zum ersten Mal den Kleiderwettbewerb, er ist tief beeindruckt. Er sagt:

"Wir sind Lehrer an einer Schule für Tourismus. Wir besuchen zum ersten Mal das Fest zum Kleiderwettbewerb der hiesigen Yi. Uns gefallen die unverfälschte Kultur sowie die Sitten und Gebräuche der Einheimischen hier. Sie sind anders als bei den Yi in Liangshan, bei uns in Sichuan."

Die Region Chuxiong war bereits in der Vergangenheit ein wichtiger Handelsknotenpunkt. Wegen des festlichen Kleiderwettbewerbs kommen auch heutzutage immer mehr Menschen nach Chuxiong. Die Besucher wollen die Sitten und Gebräuche, Kleidung und Schmuck der Yi studieren und kaufen oft handgefertigte Stickereien. Bei internationalen Ausstellungen haben Stickereien aus der Region mehrfach Anerkennung gefunden und Preise gewonnen.

Dazu Yang Puwang, stellvertretender Leiter des Instituts für lokale Kultur der Nationalitäten an der Pädagogischen Hochschule Chuxiong:

"Beeinflusst von der modernen Gesellschaft steht das traditionelle Kunsthandwerk der Yi allmählich vor der großen Gefahr, verloren zu gehen. Erfreulicherweise ist dank des traditionellen Kleiderwettbewerbs in Zhiju die traditionelle Handwerkskunst der Yi vergleichsweise vollständig erhalten geblieben. Kleidung und Schmuck spiegeln die ästhetische Begabung der Yi, ihr außerordentlich hohes künstlerisches Niveau und ihr schöpferisches Talent wider. Kleidung und Schmuck aus dieser Region gehören zu den schönsten, die ich je gesehen habe."

Der Kleiderwettbewerb in Zhiju wird von Historikern auch als die älteste Modenschau in der Geschichte der Menschheit bezeichnet. Dieses traditionelle Fest der Yi gilt heute als Aushängeschild für den Tourismus in der Region. Dazu Yu Jiangwu, stellvertretender Vorsteher des Kreises Yongren:

"Zhiju ist einer der Hauptanziehungspunkte bei der Entwicklung des Tourismus in unserer Region. Wir streben an, dass der festliche Kleiderwettbewerb in die nationale Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wird. Kleidung und Schmuck sind nicht nur handwerklich hochwertig, sie sind auch schöne Mitbringsel. Touristen kaufen sie gern, es sind gute touristische Produkte. Wir wollen durch das Fest zum Kleiderwettbewerb die wunderschöne Stickerei unseres Bezirks der Außenwelt zugänglich machen."