Startseite | Nachrichten | Zeitgeschehen | Chinesischkurs | China ABC | Inet Radio | Frage der Woche | Paralympics 2008 in Beijing | Sendeplan
 

-Empfangsbericht
-Feedback   -Archiv

Bob Beamon
   2007-06-11 15:16:34    Seite Drucken    cri

Der Amerikaner Bob Beamon sprang 1968 weiter als je ein Mensch zuvor. Dabei war Beamons Sprung ins Leben alles andere als aussichtsreich gewesen. Geboren wurde der schwarze Amerikaner am 29. August 1946 in South Jamaica im amerikanischen Bundesstaat New York. Seine Mutter starb wenige Jahre nach seiner Geburt, seinen leiblichen Vater kannte Beamon nicht. Der junge Bob fand sich innerhalb kurzer Zeit auf den Straßen von New York wieder und zog mit Banden herum. Schließlich war er an einer Schlägerei beteiligt, die ihn vor den Richter brachte. Zu seinem Glück schickte der Richter Beamon nicht ins Gefängnis, sondern in eine Spezialschule für jugendliche Delinquenten. Erstmals in seinem Leben glaubte jemand an Bob Beamon und er erwies sich des Vertrauens würdig. Er fing an zu lernen und begeisterte sich zunehmend für Sport. Mit 15 erzielte er im Weitsprung bereits eine Weite von 7,34 Metern. Funktionäre entdeckten sein Talent, Bob Beamon bekam einen Platz an der Universität von El Paso. Im Alter von 20 gelang Beamon der endgültige Durchbruch, er wurde mit 7,84 Metern dritter der amerikanischen Meisterschaften im Weitsprung. Im darauf folgenden Jahr waren die amerikanischen Meisterschaften zugleich auch die Olympiaqualifikation, Bob Beamon bestand sie mühelos und schlug erstmals den Weltrekordhalter, seinen Landsmann Ralph Boston. Mit 8,33 Metern sprang er schon damals bis auf zwei Zentimeter an den Weltrekord heran. Aber das Olympia Jahr 1968 begann für Beamon holprig. Er gewann zwar 22 von 23 Wettkämpfen, aber vier Monate vor den Olympischen Spielen stand er schließlich ohne Trainer und Team da. Die Universität von El Paso hatte Beamon nämlich der Universität verwiesen, nachdem er sich aus Protest gegen die rassistische Politik der Mormonen geweigert hatte, in einem Wettkampf gegen die Brigham Young Universität anzutreten. Ausgerechnet sein größter Konkurrent, Ralph Boston, betreute Beamon inoffiziell weiter. Es verwundert daher nicht, dass Beamon trotz aller sportlichen Erfolge keineswegs als Favorit zu den Olympischen Spielen 1968 reiste. Immer wieder hatte er bei Wettkämpfen Nerven gezeigt, er war ein instabiler Springer, der häufig ungültige Versuche produzierte. Im Schatten der großen Namen Ralph Boston und Igor Ter-Ovanesyuan, die gemeinsam den Weltrekord hielten, versuchte Beamon zunächst die Qualifikation zu überstehen - und es lief nicht gut. Seine ersten beiden Versuche waren ungültig, ihm blieb ein Sprung, um ins Finale einzuziehen. Es war sein Konkurrent und heimlicher Trainer, Ralph Boston, der Beamon daraufhin wies, dass er die erforderliche Qualifikationsweite auch erreichen würde, wenn er weit vor dem Absprungbalken abheben würde. Boston hatte Recht. Beamon schaffte den Sprung ins Finale. Dort sollte er in sechs Sekunden, nach 19 Schritten Anlauf die Sportwelt begeistern und erschüttern. Diesmal passte schon beim ersten Versuch einfach alles, die Höhenluft von Mexiko City, der starke Rückenwind, allerdings im Rahmen des Erlaubten, und sein Absprung. Er traf den Balken genau und flog und flog - über die maximale Weitenmarkierung von 8,70 Metern hinaus. Die Zuschauer hielten den Atem an, das optische Messgerät konnte Beamons Sprung nicht mehr erfassen, die Schiedsrichter mussten mit einem Stahlband nachmessen - die Spannung war kaum zu überbieten. Alle wussten, dass sie soeben Augenzeugen eines großen Moments geworden waren. Schließlich wurde die Sprungweite von 8,90 Metern bekannt gegeben. Beamon hatte den aktuellen Weltrekord um 55 Zentimeter verbessert. Er hatte den "Sprung ins nächste Jahrhundert" hingelegt. Beamon konnte seinen Erfolg gar nicht begreifen, denn das metrische System sagte ihm nichts. Erst als das Ergebnis in Inches und Fuss umgerechnet wurde, erfasste er die Dimension seines Sprungs und brach zusammen. Sein Sprung sei eine Zen-ähnliche Erfahrung gewesen, sagte er später. Seine Lebensgeschichte, sein jahrelanges Training, seine ganze Konzentration, alles habe er in diesem Moment in Energie umgewandelt, daher sei er danach auch so ausgelaugt gewesen. Seine Konkurrenten in Mexiko waren sprachlos und schockiert. Der englische Springer Lynn Davies warf Beamon vor, den gesamten Wettkampf kaputt gemacht zu haben. Igor Ter-Ovaesyuan, wenige Minuten zuvor noch als Favorit gehandelt, musste direkt nach Beamon springen. Er sagte, er habe sich geschämt, an den Start zu gehen, Bob habe sie in einer anderen Welt zurückgelassen und war in eine neue aufgebrochen. Verglichen mit ihm hätten sie plötzlich alle wie Kinder gewirkt. Beamon konnte diesen sportlichen Erfolg nie wiederholen, er sagte, man könne die Energie nur einmal so auf ein Ziel bündeln. Sportliche Erfolge waren ihm danach weniger wichtig, er wollte eine Ausbildung machen und ein solides Leben führen. Später war er als Weitsprung-Trainer und als Sozialarbeiter tätig. Bis heute engagiert er sich für benachteiligte Jugendliche. Seine Nachfolger in der Leichathletik bemühten sich 23 Jahre lang, seinen Weltrekord zu knacken. Bei der Leichtathletik Weltmeisterschaft in Tokio 1991 sprang schließlich Mike Powell fünf Zentimeter weiter als Bob Beamon.

     mehr zum Thema
     Ihr Kommentar

Not Found!(404)

Not Found!(404)