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Larisa Latynina
   2007-06-04 16:35:52    Seite Drucken    cri

Heute sollen Sie die Frau kennen lernen, die die ewige Bestenliste der erfolgreichsten Olympioniken bis heute anführt; die ukrainische Turnerin Larisa Latynina. Insgesamt gewann die 1934 in Cherson in der Ukraine geborene Athletin bei drei Olympischen Spielen 18 Medaillen, neun davon waren golden. Dabei war Larisa Latynina eher zufällig zum Kunstturnen gekommen. Denn als kleines Mädchen bekam sie Ballettunterricht und ging darin auf. Erst als ihr Ballettlehrer ihre Heimatstadt verließ, wandte sie sich dem Turnen zu. Im Nachhinein betrachtet sicher die richtige Entscheidung. Ihre Leidenschaft fürs Ballett und fürs Theater verlor Latynina allerdings nie. Trotz des dicht gedrängten Trainingspensums fand sie immer Zeit, sich ihren Hobbies zu widmen. Sie las Gedichte, hörte klassische Musik und Jazz und ging regelmäßig ins Theater und ins Ballett. Sie war überzeugt, dass der Einfluss dieser anderen Künste sich positiv auf ihr Turnen auswirkte. "Ohne diese Leidenschaften wäre ich als Turnerin vermutlich nur halb so gut", sagte sie. Hinter ihren Erfolgen steckte allerdings auch viel harte Arbeit. Latyninas Trainer, Alexander Mishakov sagte, es sei immer ein Vergnügen gewesen, mit Latynina zu arbeiten, weil sie sich selbst so extrem viel abverlangte. Jede Minute ihres Tages war mit Aktivitäten ausgefüllt, Latynina gönnte sich selbst nie eine Pause, Stillstand gab es nicht. Als Sportlerin der Sowjetunion genoss sie einige Privilegien, aber sie versäumte nie, auch ihren Pflichten nachzukommen. So wurde sie fünf Jahre hintereinander ins städtische Parlament von Kiew gewählt, auch diese Aufgabe nahm sie sehr ernst. Daneben fand sie Zeit für ihre Tochter und absolvierte erfolgreich ein Studium an der Sportuniversität von Kiew.

Ihren ersten großen Auftritt auf der internationalen Kunstturnerbühne hatte Laynina 1954, als sie, damals noch unter ihrem Mädchennamen Dirii, mit der russischen Mannschaft Gold gewann. In der Gesamtwertung der Einzeldisziplinen erreichte sie Platz 14. Bei den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne dominierte die Ukrainerin, die nun als Larisa Latynina an den Start ging, bereits einige Disziplinen. Sie holte Gold im Achtkampf, mit der Mannschaft, am Pferd, am Boden und Silber am Stufenbarren. Bei den Weltmeisterschaften 1958 ließ Latynina der Konkurrenz kaum eine Chance, sie wurde in allen Disziplinen Weltmeisterin, nur am Pferd musste sie sich mit dem Vizeweltmeistertitel begnügen. Diese Erfolge sind deshalb so erwähnenswert, weil sie eindrucksvoll zeigen, welche Selbstdisziplin Latynina aufbrachte. Bei den Weltmeisterschaften war sie nämlich bereits mit ihrer Tochter schwanger, im Dezember 1958 kam Tanya zur Welt. Ihre Tochter zeigte später kein Interesse, in die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten. Sehr zur Freude ihres Vaters, Ivan Latynin, der schlicht erklärte, eine Kunstturnerin in der Familie sei vollkommen ausreichend. Die Karriere seiner Frau koste ihn schon genug Nerven. Er sei jedes Mal ein Nervenbündel, wenn seine Frau turne. Wenn sie am Balken turne, müsse er entweder die Augen schließen oder die Halle verlassen, berichtete er.

Wenn Latynina turnte, wirkte es stets, als ob sie ihre gesamte Energie in kraftvolle Eleganz umgewandelt hätte. So verzauberte sie die Zuschauer, die Preisrichter und die Journalisten. Bei den Olympischen Spielen 1964, bei denen Latynina Gold mit der Mannschaft und am Boden holte, dazu noch zwei Silber- und zwei Bronzemedaillen, kommentierte ein Reporter der London Times, dass ihre Karriere nun vermutlich bald zu Ende gehen werde, schließlich sei Latynina bereits 29 Jahre alt. So wie an diesem Abend würde man sie vielleicht nie mehr erleben können, mutmaßte er weiter, nur um schließlich kundzutun, dass er während dieser fantastischen Darbietung, die Latynina an diesem Abend gegeben habe, gar nicht anders könne, als zu hoffen, dass der Frühling ewig währte. 1966 musste dieser Reporter schließlich seine Hoffnungen begraben, denn nach den Weltmeisterschaften beendete Latynina ihre Karriere. Sie arbeite in den folgenden elf Jahren als Trainerin der Kunstturnnationalmannschaft der UdSSR. Bei den Olympischen Spielen 1980 war sie für die Organisation der Wettkämpfe im Kunstturnen verantwortlich. Unermüdlich versucht sie seither, Kunstturnen bei den Jugendlichen populärer zu machen. Es ist die Sportart, die der Kunst am nächsten kommt, sagt sie, wenn man sie fragt, warum sie das Turnen so liebt. 1998 wurde Latynina in die Hall of Fame des internationalen Kunstturnens aufgenommen, und auch die Olympiastadt Sydney würdigte ihre herausragenden, nie wieder erreichten Leistungen. Im Olympischen Dorf in Sydney wurde zu den Spielen 2000 eine Straße nach ihr benannt.

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