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Internationales Festival des immateriellen Kulturerbes
   2007-05-25 15:40:42    Seite drucken   cri
Ran Fan, ein 61 Jahre alter Pensionär aus Dujiangyan, ist am Mittwochmorgen um 5 Uhr aufgestanden, um den Bus nach Chengdu zu nehmen, der Hauptstadt der südwestchinesischen Provinz Sichuan, wo er um 8 Uhr 30 an der Eröffnungszeremonie des Internationalen Festivals des immateriellen Kulturerbes teilnehmen wollte.

"Ich habe vor zwei Wochen aus den Medien erfahren, dass im Anschluss an die Eröffnungszeremonie eine Parade der Sänger und Tänzer aus verschiedenen Teilen des Landes stattfinden wird", erzählt Ran, ein ehemaliger Kunstlehrer.

Ran war einer von 10.000 Zuschauern, die am Mittwochmorgen an der Parade entlang der Shuncheng-Straße im Zentrum von Chengdu teilgenommen haben.

Die einstündige Parade fand im Anschluss an die Ansprachen von lokalen und regionalen Beamten statt, die die Errungenschaften Chinas und Chengdus beim Schutz seines immateriellen Kulturerbes lobten. Die Parade begann mit einer Aufführung der Beeindruckenden Gong und Trommel Gruppe aus der nordchinesischen Provinz Shanxi.

Die ohrenbetäubenden Gongs und Trommeln sorgten für viel Beifall beim begeisterten Publikum. Die Beeindruckende Gong und Trommel Gruppe aus Shanxi gilt als die beste des Landes und ist seit den 1980er Jahren bei vielen in- und ausländischen Veranstaltungen aufgetreten.

Im Anschluss folgten Sänger und Tänzer aus Rumänien, Südkorea, Russland, Afrika, Brasilien und Mexiko sowie Aufführungen der chinesischen ethnischen Gruppen der Tibeter und der Qiang, Akrobaten aus der ostchinesischen Provinz Jiangsu, Shaolin Mönche, die Kampfkunst vorführten sowie Feuer spuckende Sichuanoperndarsteller und Drachentänzer aus Sichuan.

"Ihre Vorführungen und ihre traditionellen Kostüme waren herrlich und wunderbar anzuschauen", sagt Ran. "Ich kenne viele Orte auf der Liste des Weltkulturerbes, aber ich wusste nicht, was immaterielles Kulturerbe ist. Ich habe auf der Parade viel darüber gelernt."

Viele der Zuschauer hielten die Darsteller auf Grund ihrer wunderbaren Aufführungen für Profis. Aber Qiang Ba, ein Tibeter im mittleren Alter, der eine Tanzgruppe aus Qamdo in Tibet anführte, erklärt: "Alle Tänzer sind eigentlich Bauern und haben gemeinsam zwei Monate lang geübt."

Die Aufführungen lockten nicht nur lokale Bürger wie Ran an, sondern auch Tang Rongmei, eine 67 Jahre alte amerikanische Professorin, die an der Guangya-Schule in Chengdu unterricht, sowie 15 ihrer Studenten.

Tang, eine Erziehungswissenschaftlerin, die an der Columbia University ihren Abschluss gemacht hat, unterrichtet eine Gruppe von Lehrerinnen aus verschiedenen ländlichen Gegenden Sichuans.

Tang hatte 1999 mit einigen amerikanischen Studenten den Shaolin-Tempel besucht, daher gefielen ihr die Vorführungen der Mönche am besten. "Für mich repräsentiert die Kampfkunst der Shaolin wie das Leben sein sollte ? dynamisch und konzentriert", sagte Tang.

"Keine meiner Studentinnen wusste von der Eröffnungszeremonie oder der Parade, bevor ich ihnen am Tag vorher davon erzählte. Aber sie waren alle froh, die Vorführungen zu sehen und haben ständig Fotos gemacht", erzählt Tang. "Eine sagte, sie habe noch nie in ihrem Leben etwas so prachtvolles gesehen."

Das 19-tägige internationale Festival des immateriellen Kulturerbes wurde vom Staatsrat genehmigt und wird von Kulturministerium und der Provinzregierung von Sichuan gefördert. Organisiert wird das Fest von der Stadtregierung von Chengdu, dem Kulturamt der Provinz Sichuan und dem Nationalen Chinesischen Zentrum für den Schutz des immateriellen Kulturerbes. Ziel des Festivals ist es, Chinas Anstrengungen zum Schutz des immateriellen Kulturerbes zu fördern und seinen globalen Einfluss in diesem Bereich auszubauen, erklärte Ding Wei, Assistent des Kulturministers.

Chengdu sei als Veranstaltungsort ausgewählt worden, da die Stadt zu den kulturell bekannten chinesischen Städten mit einer langen Geschichte zähle und als Annerkennung für die Anstrengungen der Stadt das Kulturerbe zu schützen und zu entwickeln, sagt Ding.

"Chengdu ist die einzige chinesische Stadt, die in über 2000 Jahren nie ihren Namen oder ihren Ort gewechselt hat", erzählt Ding. "Allein diese Tatsache kann die Entscheidung für Chengdu als Veranstaltungsort des Festivals rechtfertigen."

Insgesamt 32 Gruppen von Sängern und Tänzern aus Europa, Afrika, Amerika und Asien hätten an der Parade teilgenommen, sagt Deng Gongli, stellvertretender Generalsekretär der Stadtregierung von Chengdu. Rund 520 Menschen aus 52 Ländern seien zu dem Fest angereist.

Die Parade sei das Debüt der Gruppe Round about Samba aus Brasilien in China gewesen, erzählte Deng weiter. Die Sänger und Tänzer der Gruppe würden noch an acht weiteren Orten in Parks und auf Plätzen in Chengdu und Umgebung auftreten.

Am 23. Mai wurde außerdem die Ausstellung zum immateriellen Kulturerbe im Rahmen des Festivals im Nationalen Park des immateriellen Kulturerbes im Stadtbezirk Jinniu eröffnet.

In 80 Ausstellungsräumen werden mehr als 1000 Gegenstände aus dem Bereich des immateriellen Kulturerbes aus dem In- und Ausland präsentiert. Die Ausstellung dauert noch bis zum 10. Juni und der Eintritt ist frei. Im Rahmen der Ausstellung stellen Volkskünstler ihre Arbeiten vor.

Auf der Ausstellung kann zum Beispiel einer Muquam Vorführung, einer traditionellen Aufführung aus der autonomen Region der Uiguren Xinjiang, beigewohnt werden. Muquam verbindet Musik, Tanz, Gesang und Poesie und befindet sich auf der Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO.

"Es ist das erste Mal, dass Muquam außerhalb Xinjiangs aufgeführt wird", sagt Zhu Shuxi, Leiter des Kulturamtes der Stadt Chengdu. Außerdem trete auch die berühmte Xiaoxiang Löwentanzgruppe auf der Ausstellung auf.

Der Tanz ist in dem Dorf Xiaoxiang bei Gongyi in der zentralchinesischen Provinz Henan entstanden und hat eine Geschichte von über 400 Jahren. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er auch bei der Eröffnungszeremonie der Olympiade in Beijing im Jahr 2008 aufgeführt wird. Im Rahmen des Tanzes führen die knapp 70 Darsteller das Kunststück vor, tanzend und als Löwen verkleidet auf über 10 Meter hohe Stangen zu klettern.

Opernliebhaber werden die seltene Gelegenheit haben, die Chuankun-Oper sehen zu können, die nicht mehr von vielen Menschen praktiziert wird. Die Oper wird am Donnerstag- und am Freitagabend im Auditorium der Sichuanopernschule aufgeführt.

Darsteller aus Sichuan und aus der angrenzenden regierungsunmittelbaren Stadt Chongqing werden 10 klassische Stücke der Chuankun Oper vorführen, so zum Beispiel die Stücke "Stealing the Peach" und "Falling from the Horse."

Als Urahn aller chinesischen Opern gilt die Kunqu-Oper, die sich mit ihren 600 Jahren Geschichte auch auf der UNESCO Liste des immateriellen Kulturerbes befindet.

Die Sichuanoper entstand während der Qing-Dynastie (1644?1911) und basiert auf fünf lokalen Opern, unter anderem der Kunqu-Oper. Die Chuankun-Oper sei eine in Sichuan praktizierte Form der Kunqu-Oper, erklärte Zhu.

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