Die Nankai-Universität in Tianjin hat kürzlich neun Eliteforscher aus dem In- und Ausland für einige wichtige Stellen gewinnen können, und zwar durch eine internationale Stellenausschreibung. Das war das erste Mal in der 88 Jahre alten Uni-Geschichte, dass diese renommierte Universität zahlreiche Posten für Institutsleiter und Chefakademiker internatinoal ausschrieb.

Es war Ende März. Der Sitzungssaal des medizinischen Instituts der Nankai-Universität war bis auf den letzten Platz besetzt. Alle warteten auf den neuen Institutsleiter. Um 9 Uhr erschien der 48-jährige Xiang Rong pünktlich vor dem Auditorium. Er ist damit der erste von insgesamt neun Institutsleitern, die engagiert wurden sind und Auslandserfahrung haben oder eine ausländische Staatsangehörigkeit besitzen. Xiang Rong strahlt Sanftmut und zugleich auch Vitalität aus.

Im Jahr 1992 promovierte Xiang Rong in der Fachrichtung Zellenbiologie und Laborzellen an der Zweiten medizinischen Universität in Shanghai. Vor Übernahme seiner neuen Aufgabe an der Nankai-Universität war er assistierender Professor an der Fakultät für Immunologie beim Scripps Research Institute im US-Bundesstaat Kalifornien. Ganz zufällig erfuhr er damals von der Stellenausschreibung der Nankai-Universität.

"Als ich im letzten Jahr noch im Labor in den USA arbeitete, erfuhr ich von einem Freund, dass die Nankai-Uni gerade einige Stellen international ausgeschrieben hat. Ich studierte die Webseite der Uni und füllte gleich einige Formulare aus. Bald darauf wurde ich benachrichtigt, dass ich zu einem Interview erwartet wurde. Die Nankai-Universität zählt zu den Elite-Universitäten in China. Und Tianjin ist eine Schwerpunktstadt des Landes. Eine Tätigkeit hier bietet mir sicherlich größere Chancen für meine berufliche Karriere, hier kann ich noch etwas in Gang bringen."

Die Nankai-Universität in Tianjin zählt zu den Schwerpunktuniversitäten Chinas. Diese traditionsreiche Uni wurde von zahlreichen herausragenden Persönlichkeiten besucht, unter anderem von Zhou Enlai, dem ersten Ministerpräsidenten der VR China.

Die Entwicklung der Nankai-Universität ist mit der Entwicklung der Stadt Tianjin eng verbunden. Als eine große aufstrebende Hafenstadt in China wird Tianjin in der künftigen wirtschaftlichen Entwicklung sicher eine immer wichtigere Rolle spielen. Angesichts der nie dagewesenen historischen Chancen beschleunigt die Nankai-Universität auch ihre Schritte, die geistige Elite im Lehr- und Forschungsbereich aus dem In- und Ausland anzuziehen.

Der Rektor der Uni Rao Zihe teilt mit, dass die Uni bereits im letzten Oktober die groß angelegte Stellenausschreibung international veröffentlicht habe. Diese Ausschreibung habe unverzüglich ein starkes Echo in internationalen Akademikerkreisen ausgelöst.

Innerhalb von zwei Monaten erhielt die Universität über 140 Bewerbungen aus 14 Ländern. Zahlreiche Bewerber besitzen einen akademischen Abschluss oder auch Lehrerfahrungen an weltbekannten Universitäten wie Harvard, Oxford, Cambridge und Yale. Alle Bewerber sind jung und talentiert und im Durchschnitt 45 Jahre alt. Dazu Rektor Rao Zihe:

„Der Bewerber haben großenteils sehr gute akademische Hintergründe, können auch zum Teil mit guten Forschungsergebnissen aufwarten und haben auch reichliche Erfahrung im Management. Solche Stellenausschreibungen, die international erscheinen, werden wir künftig sicherlich öfter starten. Es geht dabei vor allem darum, Chefakademiker und junge talentierte Nachwuchsforscher zu finden."

Von den 73 Bewerbungen für Stellen als Institutsleiter kamen 34 aus dem Ausland. Am gefragtesten waren die Stellen als Institutsleiter für Medizin, Biologie, Informatik und Physik. 18 Akademiker bewarben sich für die Stelle, die Xiang Rong letztendlich erhalten hat.

„Ich werde mein Bestes tun, um Elite-Mediziner auszubilden. Dies ist für mich selbst auch ein wichtiger Wendepunkt. Ich möchte das im Ausland Gelernte in die Nankai-Universität einbringen und damit zur Entwicklung der Medizinforschung in China beitragen."

Xiang Rong konzentriert sich vor allem auf Forschungen im Bereich der Tumorimmunologie und Tumorgentherapie, die sich in den USA bereits in der Stufe der klinischen Tests befinden. Während seiner Zeit in Tianjing möchte er eine gute Kombination von Forschungsergebnissen und der klinischen Praxis anstreben, ergänzt Xiang Rong.

Unser Reporter traf an der Nankai-Universität in Tianjing auch zwei chinesischstämmige Wissenschaftler, die kürzlich aus den USA heimkehrten und nun als Institutsleiter tätig sind. Es sind die Herren Yin Zhinan, früher außerordentlicher Professor der Yale-Universität und heute Leiter des Instituts für Lebenswissenschaften, und Wang Peng, der Leiter des Pharmakologieinstituts. Letzterer war vorher Stammprofessor der Ohio State University in den USA. Yin Zhinan sagte uns:

„Wir sind deshalb zurückgekommen, weil wir die Entwicklungschancen in Tianjin in den nächsten fünf Jahren beim Schopfe fassen wollen. Der Staat hat Tianjin als Standort für die Biomedizinbranche festgelegt. Diese große Bühne ist für uns von großer Bedeutung. "

Unter den jetzt eingestellten neun Institutsleitern befindet sich auch der bekannte Physiker Romano Rupp aus Europa. Zuvor war er als Professor im Institut für Experimentalphysik der Universität Wien in Österreich tätig. Er übernimmt in Nankai den Vorsitz des Instituts für angewandte Physik.

Die erfolgreiche Stellenausschreibung der Nankai-Universität zeigt, wie attraktiv die chinesische Hochschulbildung weltweit ist. An chinesischen Universitäten und Hochschulen werden später sicher im Zuge der Öffnung Chinas immer mehr Eliteforscher aus dem Ausland tätig sein.