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100 Jahre altes Gefängnis in Qingdao als Museum wiedereröffnet
   2007-05-17 16:36:41    Seite drucken   cri

Nach zweijähriger Restaurierung ist das Gefängnis Qingdao, das eine hundertjährige Geschichte hinter sich hat, vor kurzem als Museum für Rechtserziehung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden.

Die ostchinesische Küstenstadt Qingdao liegt am südlichen Ende der Halbinsel Shandong. Die gesamte Küstenlinie der Stadt beträgt 870 Kilometer.

Qingdao hat eine enge historische Beziehung zu Deutschland. 1898 kam zwischen der Regierung der Qing-Dynastie, der letzten Dynastie Chinas, und Deutschland ein Zwangsvertrag zustande, nachdem Qingdao deutsche Kolonie wurde. Auch heute noch sind in Qingdao mehr als hundert Bauwerke aus der damaligen Zeit erhalten, darunter auch das "Gefängnis Qingdao", ein Jahrhunderte altes burgartiges Gebäude im deutschen Baustil aus dem 19. Jahrhundert.

"Siehst du? Die Holztreppe hat zum Einsinken begonnen, sie hat sich total verformt. Es fällt uns schwer, sie zu befestigen."

Als vor zwei Jahren mit der Restaurierung des Gefängnisses in Qingdao begonnen wurde, waren unser Reporter und der Restaurateur Wang Zhenming gemeinsam zur Inspektion des Gefängnisses vor Ort. Die Drehtreppe, die zu einer Dachstube der Anlage führt, drohte einzustürzen. Das Gefängnis sah allgemein schäbig und verwüstet aus.

Zwei Jahre später, als unser Reporter in Begleitung des Wissenschaftsrates der Akademie der Sozialwissenschaften in Qingdao, Zhang Shufeng, wieder dorthin fuhr, zeigte das Gefängnis nach der Restaurierung wieder seine schöne Seite. Die feinen und schlichten Außenwände des Hauptgebäudes, der burgähnliche Turm und der Kamin nach Art des europäischen Mittelalters machen dieses gotische Bauwerk künstlerisch besonders anziehend.

Errichtet wurde das Gefängnis in Qingdao, das als "Gefängnis der Europäer" unter den Qingdaoer Bürgern bekannt war, im Jahre 1900 von der deutschen Invasionstruppe. Inhaftiert wurden damals in diesem Gefängnis Häftlinge mit ausländischer Staatszugehörigkeit, aber auch deutsche Armeeangehörige, die gegen Gesetze oder gegen Disziplinarregeln verstoßen hatten. Bis zur Fertigstellung des Untersuchungsgefängnisses Dashan im Jahre 1995 diente die Anlage in Qingdao durchgehend als Gefängnis.

Als ein historisches Bauwerk hat der Schutz dieses Gefängnisses große Aufmerksamkeit bei der lokalen Stadtverwaltung erregt. 2005 wurden die Renovierungsarbeiten offiziell in Gang gesetzt. Um das alte Aussehen des Gefängnisses wiederherzustellen, haben sich die Restaurateure alle erdenkliche Mühe gegeben. So haben sie beispielsweise bei der Installation der Heizungsanlagen auf hängende Apparate an der Außenwand der Bauten beziehungsweise auf die Errichtung eines neuen Kühlturms verzichtet. Sämtliche Heizungsanlagen liegen verborgen unter der Erde, um den ursprünglichen Baustil des Gefängnisses zu erhalten. Zur Reparatur der Außenwände hat man trotz aller Umstände fortgeschrittene deutsche Technologien nach Hause geholt. Dazu Zhang Shufeng:

"Für die Restaurierung der Ziegelsteine wurden deutsche Technologien eingesetzt. Die Ziegelsteine sehen ganz neu aus, in der Tat sind sie aber schon hundert Jahre alt. Die verwitterten Teile wurden mit Klebmittel wiederhergestellt."

Besuchenswert ist neben der Besichtigung des "Gefängnisses der Europäer" auch die in einem Nebenbau untergebrachte Ausstellung über Qingdaos Justizgeschichte.

Zur Wiedereröffnung des Gefängnisses in Qingdao nannte Zhang Shufeng von der Qingdaoer Akademie der Sozialwissenschaften folgende Gründe:

"Das Gefängnis blieb für längere Zeit geschlossen und auch stark bewacht, das wussten alle alteingesessenen Bewohner der Stadt. Von draußen auf der Straße bekommt man gar keinen Einblick ins Innere des Gefängnisses. Das macht das Gefängnis umso geheimnisvoller für die Qingdaoer. Man wollte deshalb schon immer gerne wissen, wie Chinas ältestes koloniales Gefängnis genau aussieht"

Als leidenschaftlicher Denkmalschützer hat sich Zhang Shufeng von Anfang an an dem Renovierungsprojekt beteiligt. Knapp ein Jahr lang hat er tausende Bände im Archiv durchgeblättert, um historische Materialien für das Museum zu sammeln. Dazu Zhang Shufeng:

"Es ist für uns Historiker und Denkmalschützer Pflicht, diese Geschichte vollständig zu erhalten und sie an die folgenden Generationen weiterzugeben. Die Bauten sind Träger von Geschichte und Kultur jener Zeit."

Als ein typisches burgartiges deutsches Bauwerk des 19. Jahrhunderts verfügt das Gefängnis in Qingdao über eine längere Geschichte als die bekannten Gefängnisse Lüshun und Tilanyi. Es hat deshalb in den Augen vieler Wissenschaftler und Forscher die Bezeichnung "Erstes Gefängnis des 20. Jahrhunderts" voll und ganz verdient. Erwähnt wurde das Gefängnis in Qingdao auch mehrfach in deutschen Reisebroschüren jener Jahre, und zwar als "alte Burg am Meeresufer".

Das jahrhundertealte Bauwerk strahlt nun wieder vor Vitalität und wurde im vergangenen Jahr vom chinesischen Staatsrat zum "Hauptkulturdenkmal auf Staatsebene" erklärt. In seiner neuen Rolle als Justizmuseum zieht dieses alte Gefängnis als eine einzigartige Sehenswürdigkeit in Qingdaos Altstadt zahlreiche Touristen in seinen Bann. Zum Prinzip des Denkmalschutzes sagte Zhang Shufeng:

"Es geht um den Schutz von Denkmälern und um den Erhalt von Kulturerbe und nicht darum, dass dieses Gebäude von den Deutschen gebaut wurde oder dass es schön aussieht. Wir hoffen, dass die Renovierung des Gefängnisses in Qingdao ein erfolgreiches Beispiel für den Schutz der historischen und kulturellen Stadt Qingdao abgeben wird. Unser Ziel ist es, sämtliche alten Bauten in Qingdao zu renovieren und ihrer Funktion gemäß wieder zu nutzen. Qingdao wäre seinem Titel "historische und kulturelle Stadt" kaum würdig, wenn überall moderne Hochhäuser stehen würden."

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