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Eine Märchenwelt aus Stein
   2007-05-15 11:28:38    Seite drucken   cri

Die meisten Europäer kennen das Gelbe Gebirge, auf Chinesisch Huangshan, ohne es zu wissen. Dieses Märchen aus Stein und bizarren Kiefern, die sich an die nackten Felsen krallen, lieferte die Vorlage für viele berühmte chinesische Bilder. Diese Bilder sind im Westen bekannt und beliebt, doch kaum ein Betrachter weiß, dass sie das Abbild einer tatsächlich existierenden Landschaft sind. 1.200 Quadratkilometer ist das Gelbe Gebirge groß, 154 Quadratkilometer davon misst der Naturpark Huangshan. Er gilt als eine der zehn schönsten Landschaften in ganz China und wurde 1990 von der UNESCO auf die Liste der Naturparadiese dieser Erde gesetzt. Die Chinesen behielten dieses Juwel bisher für sich, wollen zukünftig jedoch auch Besucher aus aller Welt anlocken. Die schönsten der insgesamt 72 Gipfel konzentrieren sich im Naturpark und können in diesem Landschaftspark bequem erwandert werden.

Im Durchschnitt besuchen jährlich 1,8 Millionen Touristen das Huangshan Gebirge. Die meisten kommen aus Asien. Seit ein paar Jahren steigt auch die Zahl der Besucher aus Europa.

Die steilen Felsen sind atemberaubend, der höchste Gipfel erhebt sich 1.864 Meter über den Meeresspiegel und ist umgeben von gigantischen Felsquadern, die wie Blauklötze von Riesenhand gestapelt in der Gegend verstreut liegen.

An die steilen Felsen klammert sich an jeder nur denkbaren Stelle ein bizarr geformtes Bäumchen fest. Es ist eine spezielle Kiefernart, die Huangshan-Kiefer, die schon seit Jahrhunderten in der traditionellen chinesischen Landschaftsmalerei dargestellt wird.

Die Kiefern scheinen nicht nur auf den ersten Blick direkt aus dem nackten Felsen der Steilwände zu wachsen, sie tun es wirklich. Die Samen der Huangshan-Kiefer können sich mit Widerhaken in den kleinsten Ritzen im Fels festsetzen. Ihre Samen brauchen nur eine klitzekleine Vertiefung und ist auch nur ein wenig Erde vorhanden, kommt es zur Keimung. Die Wurzeln der heranwachsenden Kiefern scheiden an den Wurzelenden eine Säure aus und zersetzen damit die Oberfläche Steins. Wenn der Baum heranwächst, weicht er den Felsen Stück für Stück ein wenig mehr auf und fasst dauerhaft Fuß. So wachsen diese Kiefern als bizarrer Schmuck dieser Steilen und sonst kahlen Felsen und scheinen schwerelos in der Luft zu schweben oder tauchen aus dem Nebelmeer als feenhafte Gestalten vor dem Auge des Betrachters auf, um gleich darauf wieder im Nebel zu verschwinden.

Die Kiefern im Naturpark Huangshan sind einzigartig und sehr wertvoll und stehen deshalb unter einem besonderen Schutz. Der stellvertretende Leiter des lokalen Tourismusamts Wang Henglai sagt:

"Wir haben jedem unserer 54 alten Bäume - vor allem den einzigartigen Kiefern - die auf der Liste des Welterbes stehen, einen eigenen Pfleger zugeordnet. Und die berühmteste Kiefer - die Yingke-Kiefer - steht rund um die Uhr unter intensiver Überwachung. Das ist in der Welt einmalig. Für unsere alten Bäume haben wir auch ein Archiv aufgebaut. Wir schreiben jeden Tag ein Protokoll über diese alten Bäume."

Der Granitwald des Naturparks, in dem an 250 Tagen des Jahres dichter Nebel aus den tiefen Tälern aufsteigt, entspricht dem chinesischen Landschaftsideal. So ist es nicht verwunderlich, dass ein chinesisches Sprichwort sagt:

"Wenn jemand die fünf heiligen Berge gesehen hat, hat er kein Interesse mehr an anderen Bergen. Wenn aber jemand das Huangshan Gebirge besucht hat, hat er noch nicht einmal mehr Interesse an den fünf heiligen Bergen."

Schon vor Jahrhunderten wurde Wege in dieser Märchenwelt angelegt, auf denen sich Kaiser und Adlige des alten China durch die bizarre Bergwelt tragen ließen.

Wang Henglai erzählt uns, dass Mönche vor einigen Jahrhunderten die steilen Wege anlegten:

"Huangshan war bereits vor rund 400 Jahren in der Ming-Dynastie ein berühmtes Reiseziel. Der große Geograph und Abenteurer Xu Xiake hat vor 400 Jahren das Huangshan zwei Mal besucht. Nachdem er fast alle bedeutenden Landschaften Chinas besichtigt hatte, stellte der Abenteurer fest, dass das Huangshan Gebirge ihm am besten gefiel. Xu Xiake hat mit seinen Reiseberichten Huangshan landesweit bekannt gemacht und bereits in der Ming-Dynastie hat man begonnen, Huangshan als Reiseziel zu erschließen. Der Mönch Pumen hat in der Ming-Dynastie mit 2.000 Mönchen Steige vom Fuße des Gebirges hinauf auf die Höhen angelegt. Viele der steilen Steige bestehen also bereits seit der Ming-Dynastie."

Die Landschaft, heiße Quellen und die Ruhe im Naturpark locken auch heute viele Besucher an. Trotzdem herrscht im Naturpark Huangshan ein natürliches Gleichgewicht und große Sauberkeit. Das ist unter anderem den vielen Helfern zu verdanken, die tagein tagaus durch den Park streifen und jedes Papierfitzelchen entfernen. Und auch den vielen Trägern, die jedes Bier, jedes Reiskorn auf ihren Schultern über steile Wege auf den Berg und den Abfall wieder ins Tal schaffen. Um die empfindliche Natur im Gleichgewicht zu halten, darf auf dem Berg nicht gewaschen werden, und so haben hunderte Träger hier Arbeit gefunden, indem sie die schweren Bündel mit Bett- und Tischwäsche der Hotels zum Waschen ins Tal tragen und anschließend wieder auf den Berg und wieder zum Waschen ins Tal, in einem ewigen Kreislauf.

Wang Henglai sagt, die Reinhaltung des Gebirges sei eine der wichtigsten Aufgaben für alle Mitarbeiter im Naturpark:

"Wir haben ein 200-köpfiges Reinigungsteam. Rund um die Uhr halten sie alle Wege und die Bereiche rechts und links davon sauber. Das 200-köpfige Reinigungs-Team ist in zwei Gruppen eingeteilt. Die einen halten die Steige sauber. Die anderen werden mit einem Seil gesichert hinab gelassen und holen den in die Täler gefallenen Müll wieder hinauf. Die Reinhaltung der Landschaft ist nicht nur die Aufgabe der Reiniger, es ist die Aufgabe aller Mitarbeiter des Naturparks. Sagt es und hebt im Vorbeigehen ein Stück Papier auf, um es in den nächsten Papierkorb zu werfen."

Besucher können auf schwindelerregenden Treppen bis auf die höchsten Gipfel steigen und über Klettersteige, die an die Felsen geklebt zu scheinen, zu immer neuen atemberaubenden Ausblicken gelangen. Einige der bizarren Felsen haben sehr bildhafte Namen, zum Beispiel Pinsel und Pinselhalter.

Zu einem anderen Gipfel erzählt unser Reiseleiter eine hübsche Geschichte über die Namensgebung:

"Jetzt stehen wir auf dem Shixin-Gipfel, dem Gipfel der Überzeugung. Früher gab es einen Kreisvorsteher in der Nähe von Huangshan. Er hieß Chen Jiubi. Eines Tages bekam er Besuch. Der Kreisvorsteher erzählte seinem Freund von der Schönheit des Huangshan Gebirges. Sein Freund glaubte seine Beschreibung nicht. Als sein Freund jedoch selbst diesen Gipfel bestieg, war er von der atemberaubenden Landschaft hingerissen. Seitdem nennt man diesen Gipfel den Gipfel der Überzeugung, weil bisher jeder auf diesem Gipfel von der Schönheit des Huangshan überzeugt wurde."

Kommen Sie und schauen Sie selbst, lassen Sie sich von der märchenhaften Schönheit überzeugen.

Reisetipps:

Der Naturpark Huangshan liegt in der Provinz Anhui und ist ein lohnendes Ziel für einen mindestens zweitägigen Ausflug von Hefei aus. Nehmen Sie den Bus zum Naturpark Huangshan, fahren Sie mit der Seilbahn auf den Berg und besuchen Sie so viele Aussichtspunkte wie Sie mögen. Übernachten Sie in einem der Hotels im Nationalpark, genießen Sie den Sonnenuntergang am Abend und/oder den Sonnenaufgang am Morgen. Es ist ein grandioses Schauspiel. Auf dem Rückweg nach Hefei können Sie noch einen Abstecher nach Tunxi machen, um in der alten Einkaufsstraße ein wenig zu bummeln.

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