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Beijings Blindenkino
   2007-04-30 13:18:56    Seite drucken   cri

Mittlerweile sind in China zahlreiche öffentliche Wohlfahrtsinstitutionen aktiv. Sie haben durch vielerlei Aktivitäten Behinderte und ärmere Leute nicht nur finanziell unterstützt, sondern ihnen auch seelische Fürsorge gewährleistet.

Das "Kino der Herzensaugen" befindet sich in einem knapp 20 Quadratmeter großen Seitenraum eines traditionellen Wohnhofes in Beijings Stadtzentrum. Wang Liwei, 48 Jahre alt, ist Begründer dieses Kinos. Jeden Samstag um halb zehn erzählt er gemeinsam mit anderen Freiwilligen Blinden aus jeder Ecke Beijings Filme.

Blinde hätten die größten Probleme unter den Behinderten, denn ihnen fehle die visuelle Information. Und deren Anteil betrage 80 Prozent der gesamten Informationen, die bei der Kommunikation mit der Außenwelt nötig seien, erklärt Wang Liwei. Das sei der Grund, warum er Blinde als seine Zielgruppe gewählt habe. Er fährt fort:

"Woher bekommen sie eben diese 80 Prozent Informationen? Wie können wir ihnen Lebensbedingungen schaffen, die unseren ähnlich sind? So kamen wir auf die Idee, ihnen visuelle Informationen zu liefern. Filme umfassen schließlich verschiedene Informationen, Musik, Sprache, Literatur oder Geschichte beispielsweise."

Chen Quan'e, 54 Jahre alt, wohnt zwar in einem der Vororte Beijings, sie kommt aber regelmäßig zu einem Kinobesuch in das Blindenkino.

Reporter: "Wie lange dauert die Fahrt hierher?"

Chen: "Über eine Stunde, aber am Samstag gibt es wenig Verkehr."

Reporter: "Wie finden Sie die Filmerzählungen von Wang Liwei?"

Chen: "Er erzählt am besten! Er erläutert die Filmszenen ganz klar und ausführlich."

Warum kommt Chen Quan'e lieber zum Filmehören ins „Kino der Herzensaugen, anstatt gemütlich zu Hause "Filmausschnitt" oder Hörspiele im Radio zu hören? Dazu sagt Wang Liwei:

"Die Erläuterungen der einzelnen Szenen sind das A und O der Filmerzählung. Die Blinden können dabei einen visuellen Eindruck vermittelt bekommen. Wie normale Menschen sind sie in die Atmosphäre des Films versunken. Sie können wie sehende Menschen den Film bewundern, es ist ein ganz anderes Gefühl als früher."

"Der Film hat begonnen, "Engel Emily" ist der Titel des Films."

So hat Wang Liwei knapp zwei Jahre lang Blinden Filme erläutert. Darüber hinaus arbeitet er in Zusammenarbeit mit dem Beijinger Volksrundfunk an der wöchentlichen Radiosendung "Kino der Herzensaugen". Das ist Chinas erste Radiosendung für Blinde zum Thema Filme. Wang Liwei wollte noch mehr für die Blinden tun. Er liefert fachliche Ausbildungen für Hochchinesisch für Blinde. Diejenigen, die die Prüfung für Hochchinesisch bestanden haben, dürfen an dem Radioprogrammen mitwirken oder als Moderator arbeiten.

Dong Nina, 22 Jahre alt, ist von Geburt an blind. Sie macht zurzeit eine Ausbildung für Hochchinesisch bei der Ausbildungsstätte von Wang Liwei. Sie lässt sich nicht von Schwierigkeiten abbringen. Wörtlich sagt sie:

"Es gibt bestimmt gewisse Schwierigkeiten. Beispielsweise kann man sich ohne Begleiter nur eingeschränkt bewegen, geschweige denn etwas selber tun. Solche Schwierigkeiten sind jedoch überwindbar. Übrigens haben uns immer viele Leute geholfen. Ich bin nicht allein. Ich wollte mich daher auch an der Hilfsaktion beteiligen."

Dong Nina hat dank der Hilfe von Wang Liwei und anderen Freiwilligen große Zuversicht für die Zukunft bekommen. Solche immaterielle Hilfsaktionen seien ebenfalls nützlich, gerade so wie finanzielle Hilfen für Behinderte, sagt Wang Liwei. Er fährt fort:

"Das Mitwirken von Blinden an der Medienarbeit ist wichtig. Unser Ziel liegt dabei nicht in der Lösung der Beschäftigungsprobleme von Blinden. Wichtiger ist ihre Beteiligung an gesellschaftlichen Aktivitäten. Dies spiegelt die Aufmerksamkeit der ganzen Gesellschaft und die Erhöhung der gesellschaftlichen Stellung der Behinderten wider. Die Medien sind eine Brücke, die das gegenseitige Verstehen und Kennenlernen von gesunden Menschen und Behinderten fördern können. In der traditionellen chinesischen Kultur wird großer Wert auf Harmonie gelegt. Und meiner Ansicht nach ist das ein gutes Beispiel für Harmonie."

China strebt zurzeit das Ziel einer harmonischen Gesellschaft an. Ein wichtiger Bestandteil der Harmonie ist das Wohlfahrtswesen. Die Arbeit in diesem Bereich wird mittlerweile in China von der Regierung gefördert, von allen Gesellschaftsschichten akzeptiert und von verschiedenen Organisationen vollzogen. Wang Liwei will auch in der Zukunft seine öffentlichen Wohlfahrtstätigkeiten in Zusammenarbeit mit einigen Unternehmen fortsetzen. Nach dem chinesischen Gesetz zur Einkommenssteuer von Betrieben nämlich, das unlängst vom Nationalen Volkskongress verabschiedet wurde, genießen Unternehmen, die an Wohlfahrtsinstitutionen spenden, mittlerweile 12 Prozent Steuerfreiheit. Wang Liwei ist daher zuversichtlich, in Zukunft mehr finanzielle Unterstützung von Betrieben zu erhalten. Er hofft, dass sich mehr Leute an Wohlfahrtsaktivitäten beteiligen werden.

"Wir sind optimistisch für die Zukunft. Jeder Bürger sollte ein Bewusstsein für die öffentliche Wohlfahrt haben. Er soll wissen, welche Pflichten er übernehmen kann, und was er für die Gesellschaft leisten kann. Wohlfahrtstätigkeiten sind eine Aktion der ganzen Gesellschaft. Sie ist etwas, worum sich alle kümmern sollen."

Das Emblem der Wohlfahrtsinstitution von Wang Liwei ist ein lächelndes rotes Herz. Es symbolisiere ihn und alle Freiwilligen seiner Institution, die mit einem ruhigen Lächeln Blinden helfen und ihnen damit ein Herzensauge für die Welt öffnen würden, sagt Wang Liwei dazu.

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