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Ausbildungsprojekt für Dorfschullehrerinnen in Sichuan
   2007-04-27 18:03:31    Seite drucken   cri

Wegen der unausgewogenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung lassen die Unterrichtsbedingungen in Chinas ländlichen Gebieten noch viel zu wünschen übrig. Um Dorfkindern gute Lehrkräfte und hochwertigen Unterricht zu bieten, sind die chinesischen Bildungsbehörden dabei, herausragende Lehrer zum Einsatz in Dorfschulen zu motivieren. Viel wichtiger ist es jedoch, dass landesweit verschiedene Ausbildungskurse für Dorfschullehrer veranstaltet werden. Es ist geplant, bis zum Jahr 2010 die Hälfte der Dorfschullehrer in Mittel- und Westchina gezielt auszubilden.

In einem Englisch-Kurs sitzen mehr als 30 Dorfschullehrerinnen aus der Provinz Sichuan zusammen. Sie lernen sehr fleißig bei ausländischen Experten. Die Atmosphäre ist locker und lebhaft.

Das Ausbildungsprojekt wurde im Jahr 2003 gestartet. Jedes Jahr erhalten rund 30 Dorfschullehrerinnen aus den armen Regionen in Sichuan für ein Jahr lang eine kostenlose Ausbildung. Chinesische und ausländische Experten gemeinsam gestalten für sie den Unterricht. Zu den Unterrichtsinhalten gehören Englisch, Arbeiten mit dem Computer, Unterrichtsmethoden, pädagogische Psychologie, Philosophie, Figurtraining und vieles andere mehr. Bislang haben mehr als 100 Dorfschullehrerinnen diese Ausbildung erhalten.

Obwohl die Ausbildung nur ein Jahr dauert, haben die Teilnehmerinnen große Fortschritte bezüglich der Unterrichtsqualität gemacht. Kemutsuo ist Angehörige der tibetischen Nationalität und unterrichtet an einer Nationalitätengrundschule des tibetischen autonomen Bezirks Ganzi in der Provinz Sichuan. Bevor sie an den Kursen teilnahm, konnte sie kaum fließend Chinesisch sprechen, geschweige denn die 26 Buchstaben des Alphabets lesen. Bereits nach nur einem halben Jahr Ausbildung kann sie jetzt auf Englisch einfache Gespräche mit den ausländischen Experten führen.

"Mein Englisch ist ja bestimmt das schlechteste der ganzen Klasse. Aber jetzt kann ich mich wenigstens ein wenig mit dem Lehrer unterhalten."

Die Veränderungen erkennt man allerdings nicht nur bei Kemutsuo. Die Kursleiterin Li Wei erinnert sich, dass die meisten Kursteilnehmerinnen, als das Projekt 2003 begann, den Mund kaum aufmachten. Viele konnten auch kaum ein Wort verstehen.

Nach einigen Wochen konnten die Teilnehmer dem Unterrichtsverlauf folgen. Und jetzt, nach nur sechs Monaten, können sie schon mit ihren ausländischen Lehrern kleine Gespräche über alltägliche Dinge führen. Auch das Lesen englischer Texte ist für sie kein Problem mehr. Manche schreiben sogar inzwischen ihre Tagebücher und Aufsätze in Englisch.

Zahlreiche Absolventen der Ausbildungskurse sind heute bereits zum Rückgrat ihrer Schulen geworden und wurden als herausragende Lehrer ausgezeichnet. Zwei haben das Prädikat "Lehrer mit Unterrichtsqualität auf Provinzebene" erhalten. Eine Lehrerin wird sogar auf Empfehlung des Staates für ein Jahr im Ausland studieren.

Die Erfolge der Dorfschullehrerinnen sind mit den einzigartigen Unterrichtsmethoden der chinesischen und ausländischen Experten eng verbunden. Eine Lehrerin sagt, im Unterricht seien ihnen nicht nur fachliche Kenntnisse vermittelt worden, sondern viel wichtiger sei es, dass sie neue und moderne Bildungsideen und -methoden kennen gelernt hätten.

"Die Unterrichtsmethoden der ausländischen Experten sind äußerst flexibel und ganz ungewohnt für uns. Unsere Lehrer achten auf jeden einzelnen Schüler und erklären eine Sache oft mitten im Unterricht für eine einzelne Person noch einmal, bis alle es verstanden haben."

Eine andere Kursteilnehmerin sagt uns:

"Jede von uns hat an ihrem Geburtstag ein Geschenk von unseren Lehrern bekommen. Ein Geburtstagskind darf auch während des Unterrichts Bonbon essen. Das hat uns alle sehr erstaunt."

Diese lebhafte Unterrichtsmethode fand sofort Anklang bei den Dorfschullehrerinnen und wurde von vielen als Anregung für ihren eigenen Unterricht genutzt, der sich dadurch erheblich verändert hat. Sie haben diese modernen Unterrichtsmethoden an ihre Schulen gebracht, was auch für die Dorfschulkinder von Nutzen ist.

Peng Anying arbeitet an einer Nationalitätengrundschule. An ihrer Schule gab es früher keinen Englisch-Unterricht. Nach der Ausbildung kam sie zurück und versucht nun, den Kindern Englisch beizubringen.

"Unsere Schule hinkte ja immer etwas hinterher. Die Kinder hatten früher keinen Zugang zu Englisch. Als ich Englisch-Kurse für sie eingeführt habe, haben sie großes Interesse gezeigt. Im Unterricht lernen sie sehr fleißig."

Um vielfältige Interessen zu wecken und auch das Kunstverständnis der Dorfschullehrerinnen heranzubilden, werden zudem an jedem Wochenende Konzerte, Ausstellungen oder High-Tech-Betriebe besucht. Auch von diesen Veranstaltungen haben die Lehrerinnen profitiert. Sie hätten neue Ideen gewonnen und ihr Blickwinkel sei erweitert worden, sagen die Lehrerinnen.

Qing Guangya ist einer der Initiatoren und Verwirklicher dieses Versuchsprogramms, durch Ausbildung arme Regionen in China zu unterstützen. Er ist zufrieden mit den bisherigen Ergebnissen. Er sagt, das Ausbildungsprojekt sei ein Experiment und ein völlig neuer Versuch. Es unterstütze das Ziel der chinesischen Regierung, gleiche Bildung für alle zu fördern. Für eine Verbesserung der Bildungssituation in den armen Regionen in Sichuan werde das Projekt eine positive Rolle spielen.

"Eine Ursache, warum Westchina ärmer als Ostchina ist, liegt zunächst einmal in der schlechteren Ausbildung in vielen westchinesischen ländlichen Regionen. Wenn wir Westchina nach vorn bringen wollen, sollten wir zunächst den Schwerpunkt auf die Ausbildung von Lehrkräften in diesen Regionen legen."

Qing Guangya wünscht sich, dass jede im Rahmen des Projektes ausgebildete Lehrerin ihre Erfahrungen an 500 Schüler weitergeben könne. So werde die Unterrichtsqualität in den armen Regionen in Sichuan in einigen Jahren sicher ein höheres Niveau erreichen.

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