Zheng Jian kommt aus Chaozhou und hat eine ganz besondere Beziehung zum Guangjimen-Torturm. Er kennt den Turm in- und auswendig, denn er baute in vier Monaten aus mehr als 10.000 Zahnstochern ein Modell des Guangjimen-Torturms. Sein aus Zahnstochern gebauter Torturm ist 26 Zentimeter hoch, 58 Zentimeter lang und 26 Zentimeter breit. Zheng Jian hat in seinem Modell im Verhältnis 100:1 alle Details des Guangjimen-Torturms nachgebildet. Das reicht von den einzigartigen Zinnen auf der Stadtmauer über die aufgeschichteten Dächer des Torturms bis hin zu den 216 Türen und Fenstern, die frei geöffnet oder geschlossen werden können. Jedes Detail hat er liebevoll und sorgfältig angefertigt.

Schon als kleiner Junge begann Zheng Jian, kleine Kunstwerke mit seinen kleinen Händen zu schaffen. Er sagt,

"Als ich noch klein war, stellte ich gern kleine Kunstwerke mit meinen Händen her. Früher war es schwer, das richtige Material zu finden. In der Grundschule fand ich heraus, dass ich mit Zahnstochern und Papierkleber schöne Modelle bauen konnte. In der Mittelschule baute ich dann einige kleine Modell-Häuser."

Zheng Jian hegt seit langem den Wunsch, einmal ein richtig großes Modell zu bauen. Zum Frühlingsfest im Jahr 2006 begleitete er einen Freund, um den alten Torturm und die alte Stadtmauer zu besichtigen. Bei diesem Besuch bekam er die Idee, aus Zahnstochern den Guangjimen-Torturm nachzubauen. Gedacht, getan! In den nächsten Tagen und Wochen ging Zheng Jian oft zum Guangjimen-Torturm, um mit seiner Kamera die Feinheiten der Architektur und den kulturellen Zauber des Torturms einzufangen, damit er das Modell möglichst schön und natürlich nachbauen konnte.

"Nirgends konnte ich den Bauplan des Torturms bekommen. Deshalb ging ich oft hin und machte Fotos vom Torturm. Anschließend zeichnete ich zu Hause nach den Fotos meinen eigenen Bauplan. Ich bin zum Glück auch ein Hobbyfotograf. Die mehr als 100 Fotos, die ich machte, zeigen hauptsächlich das Verhältnis der Stockwerke zueinander und auch die Details wie Türen, Fenster, Treppe und Krümmung des Torbogens."

Nachdem Zheng Jian seinen Bauplan gezeichnet hatte, brauchte er nur noch das Baumaterial. Das Material für den Torturm, also die Zahnstocher, war klein, aber die benötigte Menge war ziemlich groß. Weil er zuvor schon viel Erfahrung mit dem Bau von Zahnstocher-Modellen gesammelt hatte, ging Zheng Jian dieses große Bauprojekt voller Zuversicht an.

"Früher machte ich aus Zahnstochern kleine Häuser und Villen. Sie waren nicht so groß. Normalerweise konnte ich sie in ein bis zwei Wochen, längstens in einem Monat, fertig stellen. Ich habe viele Erfahrungen gesammelt. Deshalb habe ich große Zuversicht."

Alles lief am Anfang reibungslos. Aber dann trat ein Problem auf. Die Zahnstocher mussten einen bestimmten Bogen haben, um sich der Struktur des Dachvorsprungs anzupassen.

"Einen Zahnstocher in einem bestimmten Bogen zu biegen, ist nicht so leicht, wie es sich im ersten Moment anhört. Der Zahnstocher ist aus Bambus. Damit er beim Biegen nicht bricht, muss er erwärmt werden, wenn man einen Bogen machen möchte. Aber die Temperatur ist schwer zu kontrollieren. Ist sie zu hoch, wird der Zahnstocher schwarz oder brüchig. Ist sie zu niedrig, bricht der Zahnstocher. Es ist ein großes Problem. Manchmal kostete es mich ein bis zwei Nächte, einen Zahnstocher in einen bestimmten Bogen zu bringen."

Nach langwierigen Versuchen fand Zheng Jian die richtige Temperatur für die Bearbeitung des Zahnstochers mit einem bestimmten Bogen und konnte sie gut kontrollieren.

Dann ergab sich jedoch bei der Gestaltung des Geländers ein neues Problem. Das Geländer am Torturm ist eine Besonderheit der alten Architektur. Der gewöhnliche Zahnstocher mit Spitze kann die besondere Gestaltung des Geländers nur schwer wiedergeben. Zufällig fand Zheng Jian auf einem Markt jedoch eine andere Sorte Zahnstocher, mit einer runden Spitze und aus Holz hergestellt. Dieser runde Zahnstocher eignet sich sehr gut als Geländer. Seine Bearbeitung ist leicht und kostet wenig Zeit. Aber als Zheng Jian ihn zur Gestaltung des Geländers benutzte, trat erneut ein Problem auf.

"Ich fand, seine Farbe unterschied sich zu sehr von den aus Bambus hergestellten Zahnstochern. Der Zahnstocher aus Holz ist mehr weiß, während der Zahnstocher aus Bambus mehr gelb aussieht. Später hatte ich dann die Idee, die Zahnstocher aus Holz in Tee-Wasser einzutauchen. Dadurch wurden ihre Farbe relativ ähnlich."

Die 216 Türen und Fenster kosteten Zheng Jian auch viel Zeit und Mühe. Jedes Mal, wenn er Probleme hatte, suchte Zheng Jian im Internet nach der Lösung. Er teilt auch gern im Internet seine Erfahrungen und Freude beim Modellbau.

"m Internet zu surfen ist mein Hobby. Ich veröffentlichte den gesamten Prozess des Modellbaus auf einer eigenen Modellbau-Webseite. Viele Freunde im Internet machten mir Vorschläge. Dank des Internets könnte ich viele Probleme lösen. Manches an meiner Arbeit fand ich auch langweilig. Über 200 Türen und Fenster immer wieder mit den gleichen Bearbeitungsschritten herzustellen, ist ganz schön anstrengend. Aber nachdem ich meine Geschichte im Internet erzählt hatte, ermutigten viele mich. Dann hatte ich wieder Antriebskraft."

Vier Monate hat es gedauert, bis 10.000 Zahnstocher durch Zheng Jians behände Finger zu einem kleinen Guangjimen-Torturm geworden sind. Und schon hat Zheng Jian wieder einen Plan.

"er Guangjimen-Torturm ist mit der Xiangzi-Brücke, einer der vier alten Brücken in China, verbunden. Im Jahr 2008 geht die Renovierung der Xiangzi-Brücke zu Ende. Ich habe geplant, ein Modell der Xiangzi-Brücke zu bauen. Es ist ein noch größeres Projekt als der Guangjimen-Torturm."