25. April 2007
Überall auf der Welt scheint uns Deutschen der Ruf vorauszueilen, dass wir sooooo effizient sind...aber manchmal hilft auch der beste Plan B nichts, um den Wurm aus dem Tag zu bringen. Und das, obwohl der Tag eigentlich erfolgversprechend angefangen hatte. Pflichtbewusst wie wir sind, hatten wir uns gestern Nacht fürs Schlafen und gegen die Champions League entschieden, daher fiel das Aufstehen heute morgen vergleichsweise leicht. Gut vorbereitet haben wir uns dann auch den Weg zur großen Pressekonferenz im Vorfeld der Zentralchina Expo gemacht. Auf dem Weg zum Messegelände präsentierte sich Zhengzhou als moderne Stadt, viele neue Hochhäuser säumten die breiten Straßen, das Messegelände selbst wirkt professionell und ist architektonisch interessant. Vor der Reise hatte ich immer wieder gehört, dass sich Zentralchina deutlich langsamer entwickle als Ost-, aber auch als das stark unterstützte Westchina. Heute morgen bestätigte sich dies nicht. Wir sollten auf der Pressekonferenz auch erfahren, dass sich Zentralchina mittlerweile rasant entwickelt. Auch die Pressekonferenz war ausgesprochen gut organisiert, was allerdings nichts daran ändern konnte, dass unsere Pechsträhne begann. Mit verschiedenen spannenden Fragen bewaffnet, versuchte ich immer wieder, meine 1,80 Meter bestmöglich in Szene zu setzen, um den Pressesprecher der Provinz durch heftiges Winken darauf aufmerksam zu machen, dass ich gerne eine Frage loswerden wolle - aber mein Begehr blieb ungehört. Diese erste Enttäuschung des Tages versuchten wir bei einem üppigen Mittagsbankett runterzuschlucken. Die Tatsache, dass ich dazu auch Schildkrötensuppe verwenden musste, half nicht wirklich. Aber unseren Tisch konnte ich dennoch erheitern. Ich wunderte mich nämlich, warum wir so viel leckeren Fisch und Meeresfrüchte vorgesetzt bekamen, wo wir uns doch in der Kornkammer Chinas, in der Mitte, sehr weit entfernt vom Meer aufhielten. Nun, wir bekamen schlichtweg feinste Gerichte der chinesischen Küche serviert und nicht, wie ich angenommen hatte, lokale Spezialitäten. Gestärkt wollten wir nachmittags die Vormittagsschlappe auswetzen und machten uns wieder auf den Weg zur Messe. Allerdings zeigte sich jetzt ein wenig die Unerfahrenheit der Messeorganisatoren, denn keiner konnte uns sagen, ob wir heute, einen Tag vor der Eröffnung der Messe schon mit Ausstellern sprechen könnten. Aber wie der Sekretär der KP Chinas für die Provinz Henan Xu Guangchun heute schon richtig gesagt hat, dank der internationalen und nationalen Unterstützung, die sich auch auf dieser Messe wieder versammelt hat, werden diese Dinge bei der nächsten Veranstaltung sicher wie geschmiert laufen. Heute mussten wir uns aber leider noch damit begnügen, vor den Messehallen die warme Frühlingssonne zu genießen und der Militärkapelle zuzuhören, die dort wirklich tolle klassische Musik darbot. Denn der Zugang zu den heiligen Hallen und damit auch zu den Ausstellern blieb uns verwehrt. Um nun doch endlich den Wurm aus dem Tag zu bringen, habe ich mich dann als echte Sportprinzessin beim Sport ausgetobt, der Sportprinz übernahm den Einkauf von lokalen Spezialitäten für unsere Kollegen - und morgen packen wir's an. Vielleicht sollten wir heute Nacht einfach Champions League schauen, vielleicht war das der Fehler. Denn auch auf diesen etwas vermurksten heutigen Tag passt eine Fußball Weisheit, nach dem Spiel, ist vor dem Spiel. Also dann, auf geht's.
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