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Der Aufstieg der Yu Nan
   2007-04-20 15:28:27    Seite drucken   cri
Kaum betrat sie bei den 57. Filmfestspielen in Berlin den roten Teppich, da ging auch schon das Blitzlichtgewitter los. Yu Nan antwortete mit einem zuversichtlichen Lächeln. Ihre vollen Lippen und ihre tief liegenden Augen seien in der Wirklichkeit noch bestechender als auf der Leinwand, sagen Journalisten.

Yu hatte mit ihrem Film Tuyas Ehe, in dem sie eine mongolische Viehhirtin spielt, an dem Festival teilgenommen. Diese Rolle bringt es mit sich, dass man Yus Gesicht über längere Strecken des Films nur teilweise sehen kann. Aber selbst ihr den ganzen Körper bedeckendes Kostüm kann ihre Schönheit nicht verbergen. Der Hollywood Filmkritiker Kirk Honeycutt schrieb: "Yu Nans Schönheit strahlt in jeder Szene, obwohl sie in dicke Kleidung gehüllt und ihr Gesicht halb von einem roten Schal bedeckt ist. Sie hat eines dieser fantastischen aussagekräftigen Gesichter."

Dieses Gesicht strahlte noch mehr, als sie bei dem Filmfest in Berlin mit Regisseur Wang Quan'an auf die Bühne trat, um den Goldenen Bären anzunehmen. Yu ist schon seit acht Jahren die Hauptdarstellerin in Wangs Filmen.

In Tuyas Ehe spielt sie Tuya, eine zurückhaltende aber entschlossene Frau die in dem chinesischen autonomen Gebiet Innere Mongolei lebt. Sie ist mit einem seit einem Unfall körperbehinderten Mann verheiratet. Ihr Mann beschließt, dass sie sich scheiden lassen soll, damit seine noch junge und schöne Frau einen anderen Mann heiraten kann, der in der Lage ist, sich um sie und ihre Kinder zu kümmern. Tuya ist einverstanden, stellt aber eine Bedingung an den neuen Gatten: Er soll sich auch ihres ersten Mannes annehmen.

Yu sagt, dies sei ihre bisher schwierigste Rolle gewesen. Die Drehbedingungen seien hart gewesen, mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und einer trockenen, staubigen Umgebung. Auch habe sie lernen müssen, ein Pferd und ein Kamel zu reiten und Schafe zu hüten. "Bei den Dreharbeiten hatte ich das Gefühl wirklich Tuya zu werden", meint Yu Nan.

Wang sagt über Yus Leistung: "Ich kann ihre Leidenschaft für die Schauspielerei sehen und auch den Fortschritt den sie gemacht hat. Seit wir zum ersten Mal zusammengearbeitet haben, sind viele Jahre vergangen. Aber ich kann immer noch das schöne und selbstsichere Mädchen erkennen, dass im Unterrichtsraum mit ihrem Professor streitet. Das war das erste Mal, dass ich Yu gesehen habe und ich habe mich direkt entschieden, dass sie meine Hauptdarstellerin wird."

"Ich bin stolz, dass unser Film auf dem Festival die höchsten Ehren gewonnen hat. Und ich freue mich, dass das Publikum hier die innere Schönheit Tuyas sieht", sagt Yu Nan.

Auf dem europäischen Kontinent ist Yu nicht unbekannt. Sie ist bereits in mehreren unkonventionellen Filmen aufgetreten, die in Europa liefen und gut aufgenommen wurden. Auch hat sie schon an vielen internationalen Filmfesten teilgenommen. Viele internationale Kritiker sehen in ihr die nächste Gong Li, auch wenn sie in China noch weitgehend unbekannt ist. Dies scheint überraschend, da sie bereits 2003 bei dem Golden Rooster Film Festival, dem wichtigsten chinesischen Filmfest, den Preis der besten Hauptdarstellerin gewonnen hat. Für ihre Rolle in The Story of Er Mei (Jing Zhe) gewann sie außerdem den Preis für die beste Hauptdarstellerin bei dem Pariser Film Festival 2004.

"Ich freue mich, dass ich in Berlin unter den Favoriten für die Auszeichnung als beste Hauptdarstellerin war. Nur Gong Li und die Hongkonger Schauspielerin Maggie Cheung haben sie bisher gewonnen", sagt Yu Nan.

Chinesische Schauspielerinnen wie Gong Li und die in den USA lebende Joan Chen sind ihre Vorbilder. "Gong Li ist nicht nur wegen ihrer Schönheit in Hollywood. Auch wenn ihr Englisch nicht gut ist, wählen sie viele Regisseure für ihre Filme, weil sie Gong Li ist, Talent hat und eine Veteranin ist. Sie ist eine exzellente Schauspielerin und ich will so gut sein wie sie."

Yu hat nicht die Sprachschwierigkeiten, die Gong hat, sie spricht gut Englisch und Französisch, was ihr in Filmen in Hollywood und Europa zum Vorteil gereichen könnte. Yu hat mit Diamond Dogs gerade ihren ersten Hollywood Film beendet. Diamond Dog wurde ebenfalls in der Inneren Mongolei gedreht. Yu spielt die weibliche Hauptdarstellerin. Die Rolle sei eine ihrer liebsten gewesen, sagt sie.

"Der Charakter scheint selbstsicher und stark, ist aber im Inneren verletzlich. Als ich das Skript zum ersten Mal las, musste ich an Isabella denken, die Rolle, die Gong Li in Miami Vice spielt. Die beiden Rollen sind sich sehr ähnlich. Ich mag herausfordernde Rollen, egal ob in kommerziellen oder unkonventionellen Filmen."

Im vergangenen Jahr konnte Yu einen Vertrag mit der Creative Artist Agency (CAA) unterzeichnen, einer der größten Künstleragenturen in den USA. Ende des Monats beginnt sie mit Dreharbeiten für einen Thriller und Mitte des Jahres wird sie erneut mit Wang zusammenarbeiten.

Yu wurde 1978 in der nordostchinesischen Stadt Dalian geboren und begann bereits im Alter von vier Jahren zu schauspielern. Entgegen dem Rat ihrer Familie, Fremdsprachen zu studieren und einen Universitätsabschluss zu erlangen, schrieb sie sich 1995 bei der Beijing Film Akademie ein.

"Ich war keine Musterstudentin, da ich oft blau gemacht habe", erzählt sie. "Wenn ich die Chance hatte, dann habe ich zu Hause Filme geguckt, statt am Unterricht teilzunehmen." Damals habe sie am liebsten französische und italienische Filme gesehen.

Ihr erster Film nach ihrem Abschluss 1999 war Lunar Eclipse (2001), mit dem sie beim Deauville Filmfest in Frankreich die Auszeichnung als beste Hauptdarstellerin gewann. Diese Auszeichnung brachte ihr die Aufmerksamkeit französischer Filmproduzenten ein, von denen einer sie für den Film Rage (2003) anwarb.

Die junge Schauspielerin war darauf gar nicht vorbereitet. "Ich wusste nicht, dass ein Scout für Rage da war", erzählt sie. "Er fragte mich, ob ich eine Minute Zeit hätte. Dann hat er mich aus verschiedenen Winkeln mit einer Videokamera aufgenommen. Später wurde ich noch gebeten, an einem Vorsprechen teilzunehmen. Das dauerte ungefähr eine Woche und als ich nach Beijing zurückkam war alles entschieden."

Vor Beginn der Dreharbeiten für Rage nahm Yu drei Monate lang intensiv Französischunterricht. "Ich habe schnell gelernt. Als wir mit den Dreharbeiten angefangen haben, hatte ich keine Schwierigkeiten, mit den anderen auf dem Set zu kommunizieren." Bei dem Dreh in Frankreich lernte sie viel über Schauspielerei und Sets in ausländischen Filmen. Die Möglichkeit, nicht für die Rolle gewählt zu werden, setzte sie unter enormen Druck, "besonders weil ich neben Samuel Le Bihan spielen sollte, der ein großer Star ist."

Mit der Sprache habe sie keine Probleme gehabt. Sie habe ihr Sprachtalent von ihren Großeltern geerbt, die zur ersten Gruppe chinesischer Studenten gehörten, die im Ausland studierten. Ihr Großvater spricht sieben Sprachen.

Yu hat gerade die Arbeit an den Filmen Left and Right von Wang Xiaoshuai und My DNA says I love you von der Taiwaner Regisseurin Lee Yun-chan beendet.

In DNA spielt sie die introvertierte Wissenschaftlerin Ma Ling. Ma ist genetisch zum dick werden veranlagt. Um ihr Gewicht im Griff zu behalten, nimmt sie Medizin, aber obwohl sie schlank und schön ist, hat sie Angst, dick zu werden. Diese Vorstellung quält sie, bis sie ihre Liebe kennen lernt. Im Gegensatz zu Tuya, die oft sagt, was sie denkt, spricht Ma nur selten über ihre Gefühle.

Zwei grundverschiedene Rollen zu spielen, ist eine Herausforderung, aber Yu hat die Fähigkeit, bei allem, was sie macht, hervorragend zu sein.

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