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Bildhauer Liu Yonggang
   2007-04-12 17:10:14    Seite drucken   cri

Liu Yonggang ist ein junger Bildhauer, der in Deutschland studiert und gelebt hat. Er intergriert die chinesischen Schriftzeichen in seinem künstlerischen Schaffen.

In der Chinesischen Galerie für Bildende Kunst in Beijing wurde vor kurzem Liu Yonggangs Bildhauerserie "Liebevolle Umarmung" ausgestellt. Seine Steinskulpturen sind meist über drei Meter groß. Aus der Ferne wirken zwei der Statuen wie zwei Menschen, die einander stützen und umarmen. Schaut man allerdings genauer hin, erkennt man, dass jede einzelne Statue ein kubisches Schriftzeichen darstellt. Liu Yonggang erklärt, dass diese Schriftzeichen aus einer Mischung der antiken chinesischen Orakelknocheninschrift, der Schrift der Yuan-Dynastie aus dem 13. Jahrhundert und der mongolischen Schrift entstanden sind.

Liu Yonggang ist einer der wenigen Künstler, die sich von Schriftzeichen inspirieren lassen:

"Während meines Auslandsaufenthalts besuchte ich zahlreiche Ausstellungen. Ich stellte fest, dass ich bis dahin hauptsächlich andere imitiert hatte, ich hatte noch keinen eigenen Stil entwickelt. Worauf kann sich mein persönlicher Stil aber begründen? Wie ein Baum eine Wurzel hat, trage ich die traditionelle chinesische Kultur in mir. Ich mag die chinesischen Schriftzeichen, ich mochte sie von klein auf. Daher wollte ich die Schriftzeichen in meine Kunst einbeziehen. Ich studierte die antiken chinesischen Schriftzeichen und verglich sie. Dann habe ich die Form und Struktur der Zeichen in dreidimensionale Skulpturen umgewandelt."

Anfang der 1990er war Liu Yonggang nach Deutschland gegangen, um zu studieren. In der Kunstszene hatte er damals schon einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt.

Liu Yonggang wurde 1964 im nordchinesischen Autonomen Gebiet der Inneren Mongolei geboren. Von klein auf faszinierte ihn das Malen. 1982 wurde er in die Fakultät für Ölmalerei an der Zentralen Chinesischen Akademie für Bildende Kunst aufgenommen. In der Akademie stellte er seine Kunstwerke mehrfach aus. Nach seinem Studienabschluss übernahm er eine Stelle als Lehrer für bildende Kunst. Viele seiner Werke, die in dieser Phase entstanden, wurden in China und im Ausland ausgestellt. Als sich Liu Yonggang in China als Künstler zu etablieren begann, verließ er seine Heimat und ging nach Deutschland. Damit habe er sich einen langjährigen Traum erfüllt, sagte Liu Yonggang. Er fuhr fort:

"Anfang der 1990er Jahre gab es eine Ausstellung zum deutschen Expressionismus in Beijing. Die ausgestellten Kunstwerke haben mir sehr gut gefallen. In den Bildern fand ich meine Vorstellung von Malerei wieder. Schon in meinem zweiten Studienjahr entwickelte ich daher den Wunsch, nach Deutschland zu gehen. Ich wollte unbedingt herausfinden, was ein Land ausmacht, dass Künstler hervorbringt, die solch wunderbaren Kunstwerken schaffen?"

Während seines fast zehnjährigen Auslandsaufenthalts hörte man in China kaum von Liu Yonggang. In einigen deutschen Städten stellte er in dieser Zeit allerdings aus. Nach seiner Rückkehr nach China stellte er seine Skulpturen und Zeichnungen in der chinesischen Nationalgalerie für Bildende Kunst aus. Seine Ausstellungen sorgten in der chinesischen Kunstszene für heiße Diskussion. Manche überraschte Liu Yonggangs Wandlung, aus dem früheren Vertreter des Realismus war nun einer der Abstraktion geworden. Einige bemerkten, dass Liu Yonggang in seinen sehr freien bewegten Bildern die Farbe schwarz fast perfekt einsetze. Auch in der traditionellen chinesischen Kunst spielt die Farbe schwarz eine wichtige Rolle. In der deutschen Kunst wird ebenfalls auf hervorragende Art und Weise mit schwarzer Farbe gearbeitet. Liu Yonggangs Werke verbinden demnach die herausragenden Elemente der deutschen und der chinesischen Kunst. Der Künstler bemüht sich darum, eine perfekte Verbindung zwischen der östlichen und westlichen Kunst zu finden. Professor Wen Lipeng von der Zentralen Kunstakademie war ein Lehrer Liu Yonggangs. Er sagt:

"Liu Yonggang verbindet die Bildsprache der Malerie, der Bildhauerei und der Kalligraphie mit großer Leidenschaft, dabei führt er die unterschiedlichen Kunstideen des Westens und Ostens zusammen. So kann er philosophische Gedanken aussagekräftig und tiefgehend interpretieren. Er hat das philosophische Gedankengut der deutschen Nation mit der traditionellen chinesischen Poesie verknüpft. Dadurch hat er auch die konkrete und die abstrakte Kunst verbunden. Er hat so einen neuen eigenen Kunstgedanken entwickelt. Er hat die Kluft zwischen der klassischen, modernen und spätmodernen Kunst überwunden."

Liu Yonggang berichtet, dass seine Kunstidee und sein Schaffen sehr stark von seinem Deutschlandsaufenthalt geprägt wurde:

"In Deutschland habe ich mir eine neue Kunstidee angeeignet, zudem habe ich sehr viel über Materialien gelernt. Als ich in China war, dachte ich, Ölmalerei ist Ölmalerei und Skulptur nur Skulptur. Aber während meiner Zeit im Ausland habe ich erkannt, dass man verschiedene Materialien kombinieren kann, allerdings nur wenn man mit einem verwendeten Material eine Gemütsverfassung ausdrücken will. Heute verwende ich Porzellan, Skulpturen, Steine, Ölfarben, Kreide und Tuschzechnungen. Zum einem zeige ich dadurch die eigene Schönheit der verschiedenen Materialien, zum anderen nutze ich sie, um meine innere Welt zu interpretieren und darzustellen. Das war immer mein Ziel, das habe ich studiert."

1999 begann Liu Yonggang an einer großen Skulpturgruppen zu arbeiten, er nannte sie "liebevolle Umarmung". Er schöpft aus dem reichen Fundus der traditionellen chinesischen Schriftzeichen, für die er eine große Liebe empfindet. Nur wenn der Mensch die aufrichtige Liebe zulasse, könne sein Herz wahre Ruhe finden, sagt Liu Yonggang. Durch diese aufrichtige Liebe könnten die Menschen einander stützen. Er habe all seine Kunstwerke mit Liebe geschaffen, die aus tiefem Herzen komme. Mit seinen Werken wolle er die Welt in Liebe umarmen, damit diese Welt von Liebe erfüllt werde.

Die Skulpturenserie "Liebevolle Umarmung" besteht aus insgesamt 102 Einzelstücken. Jedes Werk ist über drei Meter hoch und zwei Meter breit. Wenn die Skulpturen fertig sind, sollen sie in der Heimat des Künstlers, in der Inneren Mongolei aufgestellt werden. Dort soll dadurch eine imposante Kunstmeile entstehen.

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