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Drei Arten der Schnitzerei und chinesisches Essen
   2007-04-07 18:06:03    Seite drucken   CRI

6. April 2007

Heute ist Reisetag. Und was für einer! Irgendwie ist in China immer alles sehr groß, also auch die Entfernunungen von einem Reiseziel zum nächsten. Wir fahren durch Dörfer und Landschaft. Vorbei an Flüssen, Seen, Gärten, Werkstätten, Baustellen und was sonst noch so von einem fahrenden Bus aus zu sehen ist. In einem Ort wird gerade ein Feuerwerk abgebrannt, als wir es durchfuhren. War es Zufall oder doch für uns? Wer weiß es; ich fühle mich einfach mal geehrt. Wenn es nicht für uns war, haben wir jedenfalls dem eigentlichen Adresaten nichts weggenommen. Zum Glück sind ein paar Unterbrechungen eingeplant. Auch in China greift der alte Seglerspruch: Wenn du eine Toilette siehst, benutze sie....

Ein wenig der chinesischen Eleganz scheint auf mich abgefärbt zu haben, ich werde mehrfach für mein optisches Erscheinungsbild gelobt. Von selbst sehr eleganten Chinesinnen. Das tut gut!

Weiter geht die Fahrt. Nach ein paar Stunden ist der erste richtige Halt in Jixi. Wir besichtigen ein Museum für drei verschiedene Schitzerei-Arten. Ein Kaufmann der Gegend hat diese unglaubliche Sammlung seiner Heimatstadt zur Verfügung gestellt. Leider spricht unsere Fremdenführerin nur Chinesisch, so dass ich das meiste erst zu Hause in Beijing nachlesen muss, bevor ich darüber berichten kann.

Und weiter geht's, wir müssen schließlich noch ganz in den Süden Anhuis. Plötzlich bremst unser Bus bis zum Stillstand ab. Das gab es noch nie. Ich sehe aus dem Fenster und kann es kaum glauben: Ein Straßenmarkt bremst unsren schnelle Fahrt. Leider und zum Glück geht es schnell weiter. Leider, weil ich diesen Markt chinesischer Prägung gern fotografiert hätte, und zum Glück, weil das mit dieser Störung verbundene lärmende Gehupe schnell wieder aufhört. Drei Karren mit Waren sind einfach mitten in die Fahrbahn geschoben, wohl in der Hoffnung, dass einer der Insassen eines so abgebremsten Fahrzeugs voller Begeisterung gleich einen Großeinkauf tätigt. Wir tun nichts dergleichen, sondern sind froh, dass unser Fahrer wieder den Kurs auf unser nächstes Reiseziel nimmt.

Ich kann es gar nicht oft genug wiederholen, aber in China weiß jedes Kind, dass ein hungriger Bauch stört. Also hat auch heute unsere Reiseleitung eine Lösung gefunden: Am Weg liegt eine Sehenswürdigkeit und die örtlichen Pressesprecher sind nur zu gern bereit, die Delegation von Radio China International zu bewirten. Ich merke zum ersten Mal richtig, welche Türen CRI uns öffnet. Wir werden hervorragend bewirtet, gut unterhalten und mit den interessantesten Informationen der Region versorgt. In fließendem Chinesisch. Bis ich das verstehe, muss ich noch ein paar Jahre üben. Ich kann also nur schreiben, dass ich mit einem Kenner der Küche Anhuis an einem Tisch gesessen und über die Anwendung von Gewürzen und Salz in der Anhui-Küche diskutiert habe. Was ich gesichert weitergeben kann, ist, dass früher in der Anhui-Küche viel mehr Salz und Öl verwendet wurden und dass heute die Küche wesentlich gesünder geworden ist. Eine zweite Information konnte ich mir später bestätigen lassen. Am Wegrand hatte ich zuvor Sträucher gesehen, die Tee-Sträuchern ähnelten, aber kein Tee waren. Beim Essen hatte ich dann erfahren, dass diese eigentlch wild wachsenden Sträucher in diesem Teil Anhuis angebaut werden. Viele Bauern haben auch einfach so einen Strauch im Hinterhof. Die frischen Triebe schmecken jedenfalls hervorragend im Rührei.

Da wir anschließend eigentlich nur wieder mit dem Bus gefahren sind, kann ich nur noch eine kleine Anekdote am Rande einschieben, bevor ich unmittelbar zum Abendessen übergehe. Langes Busfahren macht müde und in unserem Bus waren die Gespräche nach und nach eingeschlafen. Hier und da fällt ein Kopf auf die Schultern - mal auch auf die des Nachbarn. Ich beneide Chinesen um ihre Fähigkeit, in jeder Situation ein paar Minuten tief schlafen zu können. Irgendwie muss es mir aber auch gelungen sein, denn ich werde wach, als das vertraute Hupkonzert plötzlich von der Stimme Maria Careys aus der buseigenen VCD-Anlage untermalt wird.

Meine Vermutung ist richtig, wir fahren in das Gebiet Huang Shan ein. Der Blick aus dem Busfenster ist atemberaubend. Ich vermisse plötzlich meine 8.000 Kilometer entfernten Kletterschuhe! Welche Ein- und Durchstiege! Es juckt mich in den Kletterfingern! Aber ich bin ja nicht auf Urlaub hier, sondern zum Arbeiten. Und damit komme ich zum Abendessen.

Unsere Truppe samt des örtlichen Gastgebers, in diesem Fall der sellvertretende Leiter der örtlichen Tourismusehörde, belegen im hoteleigenen Restaurant vier große runde Tische. Ich möchte gar nicht weiter beschreiben, was bei diesem Essen passiert ist. Ich habe ein paar Bilder gemacht, die hoffentlcih zeigen, dass die Tische meist leer sind, weil sich an allen Ecken und Enden Gruppen begegnen, die sich ihren Respekt und ihre Hochachtung dadurch zeigen, dass sie gemeinsam anstoßen. Heute habe ich auch den wesentlichen Unterschied zwischen der Sichtweise von uns Deutschen und den Cinesen verstanden: Ein Deutscher fällt unangenehm auf, wenn er sich bei einem Geschäftsessen betrinkt. Für einen Chinesen bedeutet es, dass ich soviel Vertrauen in ihn habe, dass ich keine Angst davor habe, in seiner Gegenwart zu betrinken. In Deutschland hätte ich heute meinen Job verloren, in China habe ich heute unwahrscheinlch an Ansehen gewonnen!

In diesem Sinne

Antje aus Anhui

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