Der klassische chinesische Mondkalender teilt das Sonnenjahr in 24 annähernd gleiche Zeitabschnitte, die verschiedene Namen tragen. Der Zeitabschntit "Qingming" fällt normalerweise auf Anfang April, in diesem Jahr auf den 5. April. "Qingming" heißt auf Deutsch wörtlich übersetzt "Helles Licht". In dieser Zeitperiode vermehren sich die Niederschläge, eine äußerst günstige Periode für die Frühlingssaat und die Aufforstung also.

Das gleichnamige Fest, das Qingming-Fest, ist ein wichtiges traditionelles Fest der Chinesen und hat eine 2.500-jährige Geschichte. Ursprünglich entstand es im Zuge der Entwicklung der Bestattungsbräuche und dem Gedenken an die Ahnen. Noch heute ist das Qingming-Fest ein traditionelles Fest zur Erinnerung an die Toten.

Das Qingming-Fest beginnt normalerweise am ersten Tag des Zeitabschnitts Qingming. Zum Qingming-Fest besucht man die Gräber oder Urnen verstorbener Familienangehörigen und stellt Opfergaben wie Obst oder Blumen bereit. Am ersten Tag des Zeitabschnitts Qingming ist das Wetter meist bewölkt, oft auch mit Nieselregen behaftet. Dies verstärkt umso mehr die Trauerstimmung.

Die Opferzeremonien finden auf dem Friedhof, im Ahnentempel oder auch zu Hause statt. Die Feierlichkeiten können manchmal schon 10 Tage vor dem Qingming-Fest beginnen und bis zu einem Monat nach dem Fest andauern.

Das Qingming-Fest findet, wie gesagt, im Frühling statt, gerade dann, wenn es wärmer wird und Gräser und Bäume zu sprießen beginnen. Deshalb unternehmen viele Familien zum Fest einen Ausflug in die grüne Umgebung der Stadt, sie lassen Drachen steigen und erfreuen sich an der Frühlingslandschaft. Deshalb wird das Qingming-Fest manchmal auch "Taqing-Fest" genannt, was so viel heißt wie "auf grünes Gras treten". Das Fest bietet auch die Möglichkeit für Ausflüge in die Natur. Und damit hat das Fest doch noch eine fröhlichere Bedeutung.

Historischen Aufzeichnungen zufolge wurde im chinesischen Altertum eine Reihe von interessanten sportlichen Aktivitäten zum Qingming-Fest unternommen. Dazu gehören beispielsweise das Schaukeln, das "Ju"-Spielen und das Steigenlassen von Drachen. "Ju" ist eine Art Ball, außen bestehend aus Federn und gefüllt mit Tierhaaren. Gespielt wird der Ball mit den Füßen. Das Ju-Spielen wurde Anfang 2004 von dem Internationalen Fußballverein FIFA als die weltälteste Fußballaktivität anerkannt. Das Ju-Spielen war vor mehr als zwei Jahrtausenden in einigen Regionen Chinas sehr populär.

Bis heute wird in China die Sitte der Ausflüge und des Drachensteigenlassens zum Qingming-Fest gepflegt.

Kein anderer der 24 chinesischen Zeitabschnitte hat einen derart reichen folkloristischen Inhalt wie Qingming.