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Olympische Reise durch die Zeit (33)
   2007-03-26 15:31:37    Seite drucken   cri

Auch der Begründer der modernen Olympischen Spiele Pierre de Coubertin musste leidvoll erfahren, dass die Spiele leider nie eine politisch neutrale Veranstaltung sein können. Denn schon sehr früh hatten Könige und Staatsoberhäupter erkannt, welche Möglichkeiten zur politischen Selbstdarstellung die Olympischen Spiele bieten. Die Olympischen Spiele der Neuzeit sind schnell zu einer Weltbühne geworden. Könige und Staatsoberhäupter nutzen die Chance, das Interesse der Weltöffentlichkeit auch auf sich selbst und auf ihre politischen Ziele zu lenken. Die Vereinnahmung der Spiele für politische Interessen fand mit den Spielen 1936 in Berlin sicher einen traurigen Höhepunkt, als der Nationalsozialismus die Spiele dazu nutzte, der Welt ein trügerisches Bild zu vermitteln. Aber auch die Ereignisse 1972 in München und die Olympischen Boykotte von Moskau (1980) und Los Angeles (1984) machen deutlich, dass sportliche Wettkämpfe - und ganz besonders Olympische - in keinem politischen "Freiraum" existieren. Im Gegenteil, die jeweiligen gesellschaftspolitischen Strömungen und internationalen Spannungen scheinen sich hier besonders deutlich zu spiegeln.

Dies zeigt sich auch darin, dass die Olympischen Spiele zunehmend durch den Staat professionalisiert wurden. Schweden hatte bereits 1912 den "Staatsamateur" erfunden. Das heißt, rechtzeitig vor den Olympischen Spielen zog das Land die Sportler zu einer Wehrübung ein, die sich dann als gut organisiertes Trainingslager entpuppte. Die italienischen Faschisten perfektionierten dieses System. Der Staat stieg massiv in die Sportförderung ein, organisierte nationale Trainingslager, ersetzte die vorher vorhandenen Tricks durch den Amateur des öffentlichen Dienstes. Die Sportler gingen zwar einer Tätigkeit nach, wurden von ihren Arbeitgebern aber einfach freigestellt. Im faschistischen Italien schwammen die erfolgreichen Sportler, auch "Mussolini Boys" genannt, auf einer Woge der Begeisterung. Bei den Olympischen Spielen 1936 belegten sie Rang 2, 1934 und 1938 gewannen sie auch noch die Fußballweltmeisterschaft. Erfolgreiche Sportler waren die nationalen Helden der Friedenszeiten. Rückblickend wird die politische Manipulation der Olympischen Spiele vor allem bei den Spielen von 1936 deutlich. Die Spiele sollten im nationalsozialistischen Deutschland stattfinden, für den Austragungsort Berlin hatte man sich noch zur Zeit der Weimarer Republik entschieden.

Die Olympischen Spiele 1936 in Deutschland wurden vollständig vom Staat finanziert. Die Vertreter des Sports hatten außerdem eine schriftliche Erklärung gegenüber dem Reichsinnenministerium abgegeben, dass sie zwar nach außen unabhängig zu erscheinen hätten, wie es den IOC-Regeln entsprach, nach innen aber weisungsgebunden seien. Die Reichsregierung - in bestimmten Belangen Hitler selbst - regierte bis in Details in die Durchführung der Spiele hinein. Das IOC hatte auf seiner Jahrestagung im Juni 1933 in Wien durchaus ernsthaft erwogen, die Olympischen Spiele von 1936 zu verlegen, zumal Italien und Japan ihr Interesse bekundet hatten, die Spiele zu übernehmen. Aber für das IOC war es am Ende doch wichtiger, dass die Spiele stattfanden. Wo sie stattfanden, wurde zweitrangig behandelt. Mit weniger als drei Jahren Vorlauf wollte man es nun auch nicht mehr riskieren, einen neuen Austragungsort zu bestimmen. Vor allem wohl auch deshalb, weil Deutschland stets versicherte, großartigste Spiele der Geschichte vorzubereiten.

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