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Das Tianjiner Reha-Zentrum für autistische Kinder
   2007-03-23 16:11:41    Seite drucken   cri

Vielen von Ihnen ist Autismus vielleicht ein Begriff, aber was verbirgt sich hinter dem Namen wirklich? Autismus bedeutet Isolation von der Umwelt. Autismus ist eine Störung von Wahrnehmung und Informationsverarbeitung beim Menschen. Autistische Kinder haben Probleme, mit ihrer Umgebung Kontakt aufzunehmen. Ihre soziale Interaktion und Kommunikation ist gestört, sie sind in einer eigenen Welt gefangen. Bei Kleinkindern führt Autismus zu einem erheblichen Entwicklungsrückstand, vor allem auch bei der Sprachentwicklung und im Umgang mit anderen Menschen. In der nordchinesischen Stadt Tianjin gibt es ein Reha-Zentrum für autistische Kinder.

In einem zweistöckigen Gebäude im Bezirk Nankai der Stadt Tianjin werden unsere Reporter von Guo Jianmei, der Leiterin des Zentrums, begrüßt. Sie ist 35 Jahre alt und selbst Mutter eines autistischen Kindes.

Als unser Reporter ihren Sohn Xiao An anspricht, reagiert der gut aussehende Junge überhaupt nicht. Guo Jianmei sagt, das passiere oft bei autistischen Kindern. Im Alter von drei Jahren wurde bei Xiao An Autismus festgestellt. Seitdem hat sich das Leben der Familie verändert. Guo Jianmei kündigte ihre Arbeit und begleitete ihren Sohn in ein Reha-Zentrum in Beijing. Dort traf sie Eltern anderer autistischer Kinder. Da es in China noch zu wenig derartiger Reha-Zentren gibt, sind viele Eltern dauernd unterwegs, um Hilfe für ihre autistischen Kinder zu finden. Deshalb hatte Guo Jianmei die Idee, ein Reha-Zentrum für autistische Kinder in Tianjin zu gründen.

"Damals gab es nur in Beijing ein Zentrum, das autistischen Kindern und ihren Eltern helfen konnte. Ich dachte, es wäre toll, wenn es solche Einrichtungen in vielen Orten Chinas geben könnte. Dann bräuchten die Eltern nicht mehr so weit zu fahren und auch nicht mehr so viel Geld auszugeben. Ich kam auf die Idee, in meiner Heimat Tianjin ein solches Therapie-Zentrum zu gründen. Das war im Jahre 2000."

Im August 2003 wurde das Tianjiner Reha-Zentrum für autistische Kinder feierlich eingeweiht. Die Therapeuten und Lehrer hier sind vor allem auf Kinder zwischen drei und zwölf Jahren spezialisiert. Kinder unter sechs Jahren bekommen ganz persönliche Trainingskurse, in denen jedes Kind einen eigenen Lehrer hat. Die älteren Kinder bekommen ihr Reha-Training gemeinsam, wie in einer normalen Schulklasse. Im Zentrum arbeiten neun Mitarbeiter. Bislang haben bereits 50 Kinder hier ein Training erhalten.

Im Zentrum lernen derzeit sechs Schüler, zwei davon mit einem eigenen Lehrer und vier zusammen in der Klasse.

Vor allem durch emotionale Fürsorge werden die Kinder ermutigt, mit ihren Mitmenschen zu reden und sich mit ihnen zu beschäftigen. Doch es dauert oft recht lange, sie in kleinen Schritten zu einem winzigen Erfolg zu führen. Manchmal benötigt ein Kind viele Wochen oder sogar Monate, nur um eine Farbe zu erkennen. Die Lehrerinnen und Lehrer müssen also sehr viel Ausdauer und Geduld haben. Es kommt auch fast jeden Tag vor, dass ein Lehrer von einem Schüler angegriffen wird, da es den autistischen Kindern an der Fähigkeit zur Selbstkontrolle fehlt. Die Lehrerinnen und Lehrer verhalten sich aber gegenüber den Kindern so, als ob sie die gewalttätigen Angriffe der Kinder gar nicht bemerkten. Auf diese Weise sollen die Kinder ihr Vorgehen für sinnlos halten und derartige Angriffe allmählich als nutzlos erkennen und deshalb einstellen. Die Lehrerin Li Yan zeigt unserem Reporter eine Narbe am Arm:

"Damals spielte ein Kind glücklich und zufrieden neben mir. Ich saß gerade beim Essen und achtete nicht besonders auf das Kind. Plötzlich stürzt der Junge auf mich los und beißt mich in den Arm. Ich durfte nicht heftig reagieren und musste mich sehr zusammenreißen. Hätte ich zu stark reagiert, würde er sein Verhalten nur wiederholen. Du musst dann so tun, als ob es dir gar nichts bedeutet."

Bislang halten Spezialisten aus aller Welt autistische Störungen für unheilbar. Verschiedene Reha-Maßnahmen und gezielte Übungen ermöglichen jedoch in gewissen Grenzen Verbesserungen im Krankheitsverlauf.

In ihrer eigenen kleinen Welt isoliert lebende Kinder brauchen viel Verständnis und Liebe von ihren Mitmenschen. Heute werden immer häufiger autistische Störungen bei Kindern festgestellt. Daher ist diese Krankheit auch immer stärker in die Aufmerksamkeit der Gesellschaft gerückt. Immer mehr Menschen kümmern sich um autistische Menschen und geben ihnen Liebe und Geborgenheit. Zhang Shun ist einer von ihnen. Er ist gerade erst Anfang 20 und arbeitet tagsüber in einer kleinen Boutique.

"Ich komme gern hierher, um die Kinder zu sehen und mit ihnen zu spielen. Jedes Mal wenn ich eins von ihnen lächeln sehe, empfinde ich eine große Freude und ein großes Glücksgefühl."

An zwei Nachmittagen in der Woche kommt Zhang Shun in das Reha-Zentrum. Wie viele andere Freiwillige gibt er den Familien der autistischen Kinder sowie den Mitarbeitern des Zentrums große seelische Unterstützung. Geldspenden aus verschiedenen Gesellschaftsgruppen helfen ebenfalls, für die Kinder Unterrichtsmaterial und Einrichtungsgegenstände zu kaufen.

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