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Die fortlaufende Partnerwahl der Mosuo
   2007-03-08 12:59:25    Seite drucken   cri

Der amerikanische Schriftsteller und Botaniker, Joseph Rock, der lange Zeit in der südwestchinesischen Provinz Yunnan gelebt hat, schrieb, der letzte friedliche Ort auf unserem Planeten, an dem es nie Kriege gegeben hat, und an dem die Menschen in Harmonie leben, sei der Lugu-See.

Der Lugu-See ist die Heimat der Mosuo-Nationalität, einer der 56 ehtnischen Gruppen Chinas. Sie leben in den Bergregionen zwischen den Provinzen Sichuan und Yunnan. In den vergangenen Jahren ziehen die Mosuo immer mehr Touristen in das Gebiet des Lugu-Sees. Die Reisenden begeistert vor allem die matriarchalische Gesellschaftsordnung, die bei den Mosuo gilt. Besonders interessant ist hier bei das "Zouhun", das Prinzip der fortlaufenden Partnerwahl. Am Lugu-See in der Provinz Sichuan leben etwa 40.000 Angehörige der Mosuo. Aufgrund des hier praktizierten Matriarchats wird die Region auch "Frauenland" genannt.

Die Männer am Lugu-See haben ein sehr ruhiges und angenehmes Dasein. Sie verrichten weder Feld- noch Hausarbeit und können den ganzen Tag Karten oder Mahjongg spielen. Die Frauen sind für sämtliche Hausarbeiten, aber auch für die Feldarbeit verantwortlich.

Viel interessanter als die Arbeitsaufteilung finden die meisten Touristen aber das Prinzip der fortlaufenden Partnerwahl. Mittlerweile hat diese Sitte diese matriarchalisch organisierte Gemeinschaft bekanntgemacht. Die Mosuo heiraten nicht, die Paarbildung verläuft hier anders. Ein Mann und eine Frau der Mosuo nehmen Kontakt zu einander auf, indem sie Liebeslieder singen. Oft treffen sich Partner aber auch bei Alltagsaktivitäten.

Verlieben sich die beiden ineinander, schenkt die Frau dem Mann einen selbst gewebten Schal. Zu Beginn der Nacht kommt der Mann dann zum Haus seiner Angebeteten. Er bringt ein Stück fettes Fleisch mit. Wenn er das Haus der Frau erreicht, wirft er dem Hund das Fleisch hin, damit dieser nicht bellt. Dann steigt er durchs Fenster ins Zimmer seiner Angebeteten ein. Der Mann verläßt das Haus seiner Partnerin noch vor Tagesanbruch. Wenn beide weiterhin Kontakt haben wollen, darf der Mann wieder kommen, die Prozedur bleibt dieselbe.

Wenn die Frau den Mann nicht mehr liebt, bleibt das Fenster zu ihrem Zimmer einfach verschlossen, wenn der Mann das nächste Mal kommt. Beide suchen sich dann einen neuen Partner. In Lugu übernehmen Männer keine familiären Verpflichtungen. Frauen ziehen die Kinder alleine auf und sorgen für den Haushalt.

Sollte eine Frau bereits einen neuen Partner gefunden haben, und ihr vorheriger Partner kommt noch einmal zu ihr, wird er über die neue Lage informiert und aufgefordert, ein anderes Mal wieder zu kommen. Der abgewiesene Mann akzeptiert dies, er leidet keinesfalls darunter. Die Mosuo, sowohl die Männer als auch die Frauen, haben die Freiheit, sich immer wieder neue Geliebte zu suchen. In ihren Liebesbeziehungen spielen Macht und Geld keine Rolle.

Für die Bewohner der Lugu-See-Region ist es nicht wichtig, eine neue Familie zu gründen oder obwohl viele Paare einander ein Leben lang treu bleiben und viele gemeinsame Kinder haben. Allerdings können Mann und Frau nie ein gemeinsames Vermögen schaffen, da nur die Frauen erbberechtigt sind. Ein Mosuo-Kind wächst in der Familie seiner Mutter, zusammen mit seinen Geschwistern und seinen Onkeln mütterlicherseits auf. Die männliche Rolle im Leben des Kindes übernehmen die männlichen Verwandten der Mutter, nicht sein Vater.

Anthropologen halten die Lebensweise der Menschen am Lugu See für ein sehr seltenes Beispiel einer menschlichen Gemeinschaftsstruktur. Es hat in dieser Gemeinschaft bislang keinen Fall von sexueller Belästigung, Einbruch, Mord, Raub und keine kriminellen Übergriffen gegeben. Auch familiäre Streitigkeiten, wie sie zwischen Schwiegermüttern und Schwiegertöchtern häufig vorkommen und Probleme wegen der Gier nach Gewinn sind bei den Lugu unbekannt. In der Sprache der Mosuo gibt es deswegen keine Wörter für Krieg, Raub und Mord.

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