Der weltgrößte Einzelhandelskonzern Wal-Mart kauft sich durch eine 35-Prozent-Beteiligung am Betreiber der Supermarktkette Trust-Mart in China ein. Nach Medienberichten könnte Wal-Mart letztlich bis zu einer Milliarde US-Dollar für die Kontrolle des Unternehmens zahlen. Bei dem Übernahme-Geschäft geht es um 101 Trust-Mart-Läden in 34 chinesischen Städten.

Das Geschäft reiht sich in eine Vielzahl von Investitionen internationaler Einzelhandelskonzerne in den schnell wachsenden chinesischen Konsumgütermarkt ein. Vor allem der französische Rivale Carrefour - nach Wal-Mart die Nummer zwei auf dem Weltmarkt - ist hier schon stark aufgestellt. Erringt Wal-Mart die Kontrolle über Bounteous, den Betreiber von Trust-Mart, würde der US-Konzern zum größten Betreiber von Einkaufszentren in China und gleichzeitig Carrefour in der Region abhängen. Wal-Mart betreibt derzeit 68 Einkaufszentren in China und liegt damit noch hinter Carrefour. Das französische Einzelhandelsunternehmen verfügt über rund 240 Discounter und etwa 90 Zentren.

Trust-Mart wurde vor etwa zehn Jahren von einem Unternehmer aus der chinesischen Inselprovinz Taiwan gegründet. Zu der Kette gehören heute über 101 Einkaufszentren in 34 Städten und rund 31.000 Mitarbeiter. Damit zählt das Unternehmen zu den größten der Branche in Asien. Analysten bemängeln jedoch, dass dem Handelskonzern seit einigen Jahren der Wettbewerbsdruck zu schaffen macht.

Wal-Mart wird zwar insgesamt rund eine Milliarde US-Dollar berappen müssen, nach Informationen der FT wird die Zahlung des Betrags aber in Raten erfolgen. Nur rund die Hälfte würde vorab entrichtet werden, der Rest im Laufe von drei Jahren und in Abhängigkeit von baulichen Verbesserungen bei 65 Trust-Mart-Läden.

Ein Branchenkenner sagte, dass die meisten Ladenlokale auf Vordermann gebracht werden müssten. "Deshalb wird die Hälfte des Geldes einbehalten, bis alle Mängel beseitigt sind. Die meisten Probleme lassen sich jedoch schnell beheben", sagte er.

Durch die schnell wachsende Mittelschicht in den wohlhabenderen Städten und dem noch schwach entwickelten Einzelhandelssektor ist China einer der attraktivsten Märkte für internationale Einzelhandelskonzerne. Diese liefern sich nun ein Rennen um die besten Standorte. Viele Einzelhändler hatten aufgrund des Wettbewerbs jedoch Schwierigkeiten, Gewinne zu erzielen. Besonders lokale Ketten, die nur in bestimmten Regionen vertreten sind, haben Probleme. Eine weitere Sorge besteht darin, dass chinesische Supermarktkunden wegen ihres vergleichsweise niedrigen Einkommensstands im Schnitt nur geringe Beträge pro Einkauf ausgeben.

Der Wal-Mart-Konzern hatte jedoch eine rasche Expansion in China angekündigt. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte sich die Gesellschaft aus dem deutschen und dem südkoreanischen Markt zurückgezogen. Im internationalen Geschäft von Wal-Mart hat China nun Priorität, aber auch in Mittel- und Südamerika ist das Unternehmen stark vertreten. Wal-Mart hatte im vergangenen Geschäftsjahr bei einem Gesamtumsatz von rund 345 Milliarden US-Dollar den Auslandsumsatz immerhin um 30 Prozent auf 77 Milliarden US-Dollar erhöht.

Xu Xiaofang, Analyst bei Guotai Junan Securities in Beijing, sagte, ausländische Einzelhändler suchten verstärkt nach Übernahmezielen in China. "Zukäufe sind ein wirkungsvolles Mittel für ausländische Unternehmen, sich gute Standorte zu sichern oder Hindernisse zu umgehen ", so der Experte.

In den letzten Jahren, als China seinen Einzelhandelsmarkt schrittweise öffnete, begannen ausländische Einzelhändler, darunter Carrefour, Wal-Mart, Tesco und Metro, ihre Schritte zum weltweit bevölkerungsreichsten Land zu beschleunigen, das zweifelsohne ein riesiges Potential für die Entwicklung des Einzelhandels besitzt.

Diese Ansicht teilt Michael Duke, Vize-Präsident des US- Einzelhandelsriesen mit der Bemerkung, dass die Investitionen in Trust-Mart es seinem Unternehmen Wal-Mart ermöglicht, auf dem weltweit am schnellsten wachsenden Einzelhandelsmarkt zu expandieren.