In feierlicher Stimmung fand kürzlich in der Beijinger Massageklinik, Chinas größter Klinik für TCM-Massage, eine Aufnahme-Zeremonie statt, bei der fünf alte TCM-Meister offiziell ihre neuen Schüler begrüßten.
Die Meister sind alle blind. Der älteste ist 71 Jahre alt, der jüngste auch schon 62. Das Durchschnittsalter der aufgenommenen zehn Schüler liegt bei 28 Jahren. Sechs dieser Aufgenommenen sind ebenfalls blind.
Der 67-jährige Meister Shi Ruihua nahm diesmal zwei Schüler auf. Auch im Ausland ist er bekannt durch seine Behandlungskunst bei Krankheiten an der Lendenwirbelsäule. Der alte Meister, der mehrere anerkannte TCM-Aufsätze verfasst hat, sagt:
"Wir sind gern bereit, den jungen Leuten unsere Erfahrungen beizubringen, damit sie schneller Fortschritte machen können. Wir werden ihnen alles, was wir wissen, beibringen, damit sie später noch besser sein werden als wir."
Die TCM-Massage kann auf eine über 2.000 Jahre alte Geschichte zurückblicken und wird daher als Schatz der traditionellen chinesischen Medizin betrachtet. Bei mehr als 100 Krankheiten findet sie Anwendung. In der inneren Medizin, der Chirurgie, Osteologie, Gynäkologie und Kinderheilkunde genießt die TCM-Massage heute wie TCM-Heilmittel und Akupunktur eine zunehmende Bedeutung in internationalen Medizinkreisen.
Bei der Gründung im Jahre 1958 hatte die TCM-Massageklinik Beijing nur sieben Mitarbeiter. Heute verfügt sie über mehr als 200 Beschäftigte. Blinde Masseure machen etwa 40 Prozent des Medizinerteams aus.
Die blinden Ärzte der Klinik genießen wegen ihrer "Wunderhände" einen äußerst guten Ruf. Jeden Tag stehen Patienten schon sehr früh in Warteschlangen vor der Tür der Klinik, um Behandlungstermine zu erhalten. Die bald 40 Jahre alte Patientin Jin Jing hat starke Schmerzen am Halswirbel.
"Die Klinik ist sehr bekannt. Ich bin schon zum dritten Mal hier. Nach der Behandlung fühle ich mich wirklich sehr viel lockerer. Das Ergebnis ist sehr erfreulich. Die Ärzte hier sind sehr professionell und sehr tüchtig. Ich bin sehr zufrieden."
Da heute immer mehr Menschen Beschwerden an der Hals- und Lendenwirbelsäule haben und natürliche, nicht medikamentöse Heilmethoden bevorzugen, sind die TCM-Massagen bei Patientinnen und Patienten äußerst beliebt. Der Leiter der Massageklinik Beijing. Lai Wei, erklärt uns aber, dass in der Massageklinik ein Mangel an Fachkräften vorliegt. Die Aufnahme von Schülern durch die alten Massagemeister soll diesem Übel abhelfen.
"Diese alten Experten sind ein wertvoller Schatz in unserer Klinik. Aufgrund ihrer körperlichen Bedingungen und ihres Alters sehen wir die Aufgabe immer dringender, ihre Massagekunst anzuerkennen und sie weiterzugeben. Die Erfahrungen dieser alten Massagemeister sind unschätzbar, sie dienen sowohl unserer eigenen Entwicklung als auch der Entwicklung der ganzen Branche."
Die Art und Weise, dass TCM-Nachwuchskräfte bei ihren Meistern lernen, wird seit langem in der Traditionellen Chinesischen Medizin gepflegt. Die Nachwuchsärzte, die die Klinik ausgewählt haben, verfügen alle über solides theoretisches Grundwissen und auch über ausreichende Erfahrungen in der Praxis. Bei den alten Meistern werden sie drei Jahre lang lernen. Sie haben auch die Möglichkeit, schwere Krankheiten zu behandeln im Rahmen ihrer Ausbildung - zusammen mit ihren Lehrern.
Der 36-jährige Massage-Arzt Ma Yuzhong ist ebenfalls blind und hat das seltene Glück, dass Meister Shi Ruihua ihn unter seine Fittiche nahm. Derzeit besucht er noch einen Masterstudiengang in Akupunktur in der TCM-Universität Beijing. Er sagt uns:
"Der Lehrer kann mir seine Erfahrungen persönlich mit der Hand beibringen. Wenn ich Fragen habe, kann ich sie ihm direkt stellen. Das finde ich prima. So kann ich deutliche Fortschritte machen. Bei einzelnen Krankheitsfällen hilft dies besonders schnell. Wir finden es äußerst sinnvoll und bedanken uns, dass die Klinik uns diese Gelegenheit gegeben hat. Diese Gelegenheit werden wir bestimmt gut wahrnehmen und nutzen."
Der Klinikleiter Lai Wei teilt mit, dass die Klinik eine ganze Stange Geld, nämlich eine Million Yuan RMB ausgegeben hat, um die fast 50-jährigen klinischen Erfahrungen der alten Meister festzuhalten. Es wurden Videos produziert und einschlägige Bücher aufgelegt, damit die guten Erfahrungen von jungen Ärzten und von der Gesellschaft aufgenommen werden können.
