Startseite | Nachrichten | Zeitgeschehen | Chinesischkurs | China ABC | Inet Radio | Frage der Woche | Paralympics 2008 in Beijing | Sendeplan
 

-Empfangsbericht
-Feedback   -Archiv

Professor Chen Hongjie, Leiter des Zentrums für Deutschlandsstudien an der Peking-Universität
   2007-02-16 15:13:56    Seite drucken   cri

Kürzlich hatten wir Gelegenheit zu einem Gespräch mit Professor Chen Hongjie, dem Leiter des Zentrums für Deutschlandstudien (ZDS) an der Peking-Universität. Was das Zentrum betreibt und welche Aufgaben es hat, erfahren Sie gleich.

CRI: Herr Professor Chen, schon am Namen Ihres Zentrums erkennt man den Bezug zu Deutschland. Auf welchen Gebieten und mit welchen deutschen Partnern agiert das Zentrum für Deutschlandstudien?

Chen: Ja, das Zentrum für Deutschlandstudien an der Peking-Universität ist ein interdisziplinär ausgerichtetes Zentrum. Im Rahmen des Zentrums arbeiten Wissenschaftler aus fast allen geistes- und sozialwissenschaftlichen Bereichen. Auch die Beida, die Peking-Universität also, bekannt durch ihr breites Fachspektrum, hat ausgezeichnete Wissenschaftler in verschiedenen Fachbereichen. Viele dieser Wissenschaftler haben ihre Ausbildung oder auch Forschungsaufenthalte in Deutschland absolviert. Daraus entwickelte sich im Laufe der Zeit eine Tradition oder ein Schwerpunkt sozusagen, und zwar aus verschiedenen Perspektiven. Und das prägt auch das Zentrum für Deutschlandstudien. Ich denke, das Zentrum ist einmalig in seiner Art in China.

CRI: Wann ist das ZDS entstanden? Können Sie uns die Hintergründe erklären?

Chen: Wie gesagt, die Peking-Universität hat eine lange Tradition in Bezug auf Deutschlandstudien. Ich erinnere mich, dass es vor sieben oder acht Jahren zum ersten Mal eine Initiative von mehreren Professoren aus einigen Fakultäten gab. Wir sind zusammengekommen, um gemeinsam Fragen zu diskutieren, und daraus entstand die Arbeitsgruppe für Deutschlandstudien.

Nach einigen Jahren haben wir auch Unterstützung von der Universität bekommen, und im Jahr 2002 entstand offiziell das Zentrum für Deutschlandstudien. Wir haben uns dann zwei Jahre lang vorbereitet, um in die Liste der 13 vom DAAD geförderten Zentren für Deutschlandstudien aufgenommen zu werden.

Der DAAD hat Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts ein Programm für Zentren für Deutschlandstudien eingeleitet. Bis jetzt hat der DAAD 13 solcher Zentren weltweit gefördert, zwei davon sind in Asien. Das eine befindet sich in Tokio, das zweite in Peking. Der DAAD nennt diese Zentren „Exzellenzcenter", das bedeutet, es werden nur erstklassige Zentren für Deutschlandsstudien gefördert. Das ist sozusagen eine Anerkennung des ZDS. Wir sind froh und fühlen uns geehrt, in dieses Programm aufgenommen worden zu sein. Wir hoffen, durch unsere Arbeit dieser Förderung gerecht zu werden.

CRI: Was sind die Zielsetzungen und Aufgaben des ZDS?

Chen: Zu unseren Aufgaben gehört erstens die Forschung, das steht an erster Stelle. Wir haben gemeinsame Forschungsprogramme entwickelt, zum Beispiel zum Thema Globalisierung und kulturelles Gedächtnis. Es geht um die moderne Entwicklung Deutschlands, aber aus chinesischer Sicht. Zweitens gibt es einen regen Austausch von Professoren und Studenten. Und drittens gibt es ein Masterprogramm beim ZDS. Wir bilden in Zusammenarbeit mit deutschen Universitäten Masterstudenten aus. Und das fördert auch der DAAD. Im Rahmen dieses Programms können unsere Studenten für ein Jahr nach Deutschland gehen, Kurse an deutschen Partneruniversitäten belegen und dann zurückkehren und hier in China einen Abschluss machen. Viertens beschäftigen wir uns mit wissenschaftlichen Publikationen zum Thema Deutschland.

Wir veranstalten zudem auch wissenschaftliche Tagungen, gemäß unserem Programm auch jährlich eine Haupttagung. Mit den Tagungen verbinden wir natürlich auch die Zielsetzung, den wissenschaftlichen Austausch zwischen beiden Ländern zu verstärken.

CRI: Wie viele Mitarbeiter hat das Zentrum und woher kommen sie?

Chen: Zurzeit haben wir 22 Mitglieder. Alle sind von der Peking-Universität, aber aus verschiedenen Fachbereichen, zum Beispiel Philosophie, Geschichtswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Politologie, Soziologie, Erziehungswissenschaften, Psychologie und natürlich auch Germanistik und Rechtswissenschaften.

In China bestehen zurzeit schon einige Zentren für Deutschlandstudien. Aber ein Zentrum dieser Art, das ist wirklich einmalig. Die Peking-Universität deckt so ein breites Spektrum von Fächern ab.

Zu unserem Zentrum gehören auch externe Mitglieder. Sie sind Wissenschaftler, die sich mit Deutschland befassen und natürlich auch Arbeiten über Deutschland publiziert haben. Wir haben sie eingeladen, mit uns zusammenzuarbeiten, und momentan haben wir schon über 20 externe Mitglieder.

CRI: Können Sie auch einmal auf Forschungsprogramme Ihres Zentrums eingehen?

Chen: Eben habe ich auf ein Thema angespielt, „Kulturelles Gedächtnis und Globalisierung - deutsche Kultur, Geschichte und Gesellschaft in der Perspektive der europäischen Aufklärung und der Entwicklungsdynamik der modernen chinesischen Gesellschaft". Dabei interessieren wir uns vor allem für folgende Punkte: Das erste ist der Wandel der Ideen im Rahmen des wissenschaftlichen und politischen Diskurses: Freiheit, Gleichheit und Demokratie. Zweitens, die Entwicklung der Zivilgesellschaft, des sozialen Rechtsstaates und der Öffentlichkeit im modernen Deutschland. Drittens, Lebenswelt, Mentalität und sozialer Wandel. Viertens, Bildungs- und Wissenschaftssystem im Zeichen der Globalisierung, das ist vor allem mein Thema. Und zuletzt beschäftigen wir uns mit der gegenseitigen Wahrnehmung und der Akzeptanz: Deutschlandbilder und Chinabilder.

CRI: Wie sehen die Studiums- und Ausbildungsmöglichkeiten bei Ihnen aus?

Chen: Wie gesagt, das ZDS hat selber ein Masterprogramm. Dieses Masterprogramm ist jedoch etwas kompliziert ausgeklügelt. Es ist ein Programm des ZDS in Zusammenarbeit mit einzelnen Fakultäten. Wir rekrutierten unsere Studenten mit Hilfe eines Auswahlverfahrens aus verschiedenen Fakultäten der Peking-Universität. Eine ganz wichtige Voraussetzung dafür ist natürlich, dass sie Deutsch können. Die ausgewählten Studenten können für ein Jahr mit einem DAAD-Stipendium nach Deutschland gehen, wenn sie die Sprachprüfung für Deutsch „TestDaF" bestanden haben. Die FU Berlin und die Humbolt-Universität sind dabei Hauptpartner für uns.

Bis jetzt haben wir zwei Gruppen nach Deutschland geschickt, die Zusammenarbeit mit dem DAAD begann ja auch erst im Jahre 2005. Schon im ersten Jahr schickten wir drei Studenten nach Deutschland. Und im letzten Jahr schickten wir zehn Studenten nach Berlin. Die ersten drei sind inzwischen schon wieder in China. Und jetzt haben wir nochmal zehn Studenten, die werden im kommenden Oktober nach Berlin gehen.

CRI: Welche Eindrücke haben diejenigen Studenten dann, wenn sie zurückkommen?

Chen: Sie sagen selbst, dass sie sehr viel von diesem Programm profitiert haben. Sie sind nach Berlin gegangen, mit Unterstützung von beiden Seiten, nämlich von der Peking-Universität und von der FU Berlin beziehungsweise von der Humbolt-Universität. Deshalb fühlten sie sich dort nicht so allein. Die Studenten wurden wirklich gut betreut und hatten regen Kontakt zu den Professoren und zu anderen Studenten. Natürlich waren sie auch sprachlich sehr gut vorbereitet. Alles in allem hatten sie nur wenige Probleme und konnten sofort mit dem Studium anfangen. Die Studenten haben sehr viel Positives erzählt. Auch die zehn Studenten, die wir im letzten Jahr nach Deutschland geschickt haben, fühlen sich dort jetzt sehr glücklich.

     mehr zum Thema Ihre Meinung

Not Found!(404)

Not Found!(404)