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Die Scherenschnitte
   2007-02-14 16:17:32    Seite drucken   cri
Während des chinesischen Neujahrs- oder Frühlingsfestes herrscht in vielen Landesteilen die Tradition, Scherenschnitte verschiedener Muster ans Fenster oder an die Tür zu kleben. Sie unterstreichen die festlich-fröhliche Atmosphäre der Feiertage.

Scherenschnitte sind eine der am weitesten verbreiteten volkstümlichen Künste in China. Wann die ersten Scherenschnitte entstanden sind, läßt sich kaum noch präzise feststellen. Es wird aber allgemein angenommen, dass die Scherenschnitte ihren Ursprung in uralten religiösen, Gebets- und Beisetzungzeremonien haben. Man schnitt damals mit Schere oder Messer aus Papier die Umrisse verschiedener Figuren und Tiere aus, die dann als Beigaben mit dem Toten begraben oder bei der Bestattung verbrannt wurden. Aber bereits vor mehr als 1000 Jahren wurden Scherenschnitte auch zunehmend für Dekorationszwecke eingesetzt. Historischen Dokumenten zufolge verwendeten die Frauen in der Tang-Dynastie (618-907) Scherenschnitte auch als Kopfschmuck. In jener Zeit fielen auch die Scherenschnitte mit Schmetterlings-Motiven, mit denen der Frühling begrüßt wurde. Im 12. Jahrhundert, also in der Song-Dynastie, wurden Geschenke, die mit Scherenschnitten geschmückt waren, verschenkt. Die Scherenschnitte wurden auch an Türen, Fenster, Wände, Spiegel oder Lampions geklebt. Die ersten professionellen Scherenschnitt-Kunsthandwerker kamen auf.

Scherenschnitte sind dabei eine reine Handarbeit. Die Grundkenntnisse sind nicht allzu schwierig, man braucht nur eine Schere und ein Stück Papier. Fachkräfte brauchen allerdings Scheren und Stichel verschiedener Größe, um auch sehr komplizierte Muster herzustellen. Nach einem Muster können ein einzelner oder auch mehrere Scherenschnitte auf einmal gemacht werden. Ein einfaches Muster kann mit Schere direkt geschnitten werden, während ein kompliziertes Muster zuerst auf das Papier gedruckt und dann mit einem passenden Stichel ausgeschnitten, der aus Dutzenden Werkzeugen verschiedener Größe ausgewählt wurde. Es darf kein Fehler gemacht werden, sonst war alle Arbeit umsonst.

Die Motive der Scherenschnitte lassen sich in viele Kategorien gliedern. Dazu gehören u.a. Blumen und Vögel, Fische und Insekten, kleine Tiere, Menschenfiguren aus volkstümlichen Legenden oder aus klassischen literarischen Werken oder auch Masken der Peking-Oper. Fast alles kann als Motiv für Scherenschnitte dienen.

Weil die Einwohner in den verschiedenen Landesteilen Chinas unterschiedliche Lebensgewohnheiten und unterschiedliche ästhetische Vorstellungen haben, sind auch die jeweiligen Scherenschnitte von ganz eigenen Besonderheiten geprägt. Während die Scherenschnitte in Nordchina recht naiv und kräftig daherkommen und größere Motive verwenden, scheinen die Scherenschnitte in Südchina besonders fein und durch die reichlich vorhandenen Wassergebiete geprägt zu sein. Aber unabhängig vom Motiv gilt die Faustregel, dass die Scherenschnitte lebensecht und kunstvoll sein müssen.

Früher versammelten sich die Frauen auf dem Lande in der Mußezeit im Herbst und machten Scherenschnitte. Jedes Mädchen musste diese Handwerkarbeit beherrschen, die Fingerfertigkeit dabei galt sogar als ein Kriterium für die Qualität einer künftigen Braut.

Inzwischen wird im Zuge der gesellschaftlichen Entwicklung die Kunstfertigkeit der Scherenschnittherstellung nicht mehr von Generation zu Generation vererbt, viele Menschen betrachten dieses Kunsthandwerk vielmehr als einen speziellen Beruf. Inzwischen gibt es in China kunsthandwerkliche Fabriken für Scherenschnitte, einen nationalen Scherenschnitt-Verein, regelmäßige Scherenschnitt-Ausstellungen und entsprechende Fachpublikationen. Die Scherenschnitte haben sich von einer zweckmäßigen Dekoration zu einer unabhängigen Kunstart entwickelt. Auch die Motive der Scherenschnitte sind ständig erweitert worden. Gleichzeitig haben andere Kunstrichtungen die einzigartige Ausdrucksweise des Scherenschnitts aufgenommen. Heute sind Einflüsse der traditionellen Scherenschnitte in Bildergeschichten, Zeitungsköpfen, in der Bühnenkunst, bei der Buchgestaltung und in Film und Fernsehen zu finden.

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