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Knoten in China
   2007-02-14 15:58:46    Seite drucken   cri
Vor etwa 18.000 Jahren waren die Höhlenmenschen, die nahe dem heutigen Beijing lebten, nicht nur in der Lage Kleidung zu nähen, sondern verwendeten auch Schnüre, um Steine und Holz zu verbinden oder Muscheln daran aufzureihen. In der Ur-Gesellschaft wurden Schnüre nicht nur zum Verbinden von Dingen genutzt, sondern auch zu Fischernetzen geknotet. Mit der Zeit wurde die Anwendung von Knoten abstrahiert. Knoten in Schnüren dienten als Notizen und waren damit Vorläufer der chinesischen Bild- und Schriftzeichen. Heute stellen wir Ihnen also Knüpftechnik aus China vor.

Einfache Knoten wurden zu Bestandteilen von Schmuckstücken. Gehobene Gebrauchsgegenstände wie Jadeketten, Fächer oder chinesische Steinstempel wurden mit kunstvollen Knoten dekoriert. Es ist erstaunlich, welch komplizierte Strukturen mit einem so einfachen Medium wie einer Schnur gefertigt werden können. Die Knotenkunst erreichte in der Tang-Dynastie (618-906) ihren Höhepunkt. Diese Zeit war auch eine Blütezeit der chinesischen Kultur. Die Knoten sind auf vielen chinesischen Bildern als Bestandteil der Kleidung zu sehen.

Noch vor sechzig Jahren war die Kunst des Knüpfens ein fester Bestandteil des chinesischen Lebens. Knoten wurden im Alltag verwendet und bei Festen und Zeremonien wurden sie als Schmuck und Symbol getragen. Mit der fortschreitenden Industrialisierung und Kommerzialisierung ist die praktische Anwendung von Knoten zurückgegangen und mit den politischen Umbrüchen haben sie auch ihre Bedeutung als Schmuck und ihren Symbolgehalt verloren.

Frau Chen Xiasheng vom Palastmuseum aus Taipei der chinesischen Provinz Taiwan hat die Knotenkunst wiederentdeckt. Sie stammt aus einer Künstlerfamilie, die Dichter, Maler, Kunsthistoriker und Fotographen hervorgebracht hat. Ursprünglich war sie Lehrerin für Physik und Chemie. Von einem alten Handwerker im Museum hat sie zunächst zwei Knoten gelernt. Sie war begeistert von der Ästhetik, der Perfektion und dem handwerklichen und intellektuellen Hintergrund der Knoten. Sehr bald arbeitete sie in der Gewand- und Schmuckabteilung des Palastmuseums, wo sie weiter den Ursprung und die Vielfalt der chinesischen Knotenkunst erforschte. Seitdem hat sie mehrere Bücher über dieses Thema herausgegeben, international Vorträge gehalten und Kurse und Ausstellungen organisiert.

Archäologische Forschungen lassen darauf schließen, dass es schon seit etwa zehntausend Jahren Knoten in China gibt. Knüpfen war ursprünglich eine zum Nähen erforderliche Fertigkeit. Im Laufe der Jahrhunderte begannen die Knoten eine Bedeutung in und aus sich selbst zu erhalten und wurden auch wegen ihrer komplexen Schönheit geschätzt. Chinesen betrachteten diese Ornamente als ernsthafte Kunstwerke und verwandten viel Zeit und Energie auf die Vervollkommnung neuer und noch komplizierterer Knoten. Was heute davon noch erhalten ist, ist nicht nur ein Wunder an technischem Einfallsreichtum - es zeigt auch das Streben eines Volkes nach Kreativität und ästhetischem Ausdruck.

Studiert man die Muster chinesischer Knoten, so betritt man eine Welt der traditionellen chinesischen Glückssymbole. Man findet, um nur einige zu nennen, Muster, die Langlebigkeit, Glück, buddhistische Schätze, Wohlstand und die Einheit allen Seins symbolisieren. Insgesamt gibt es dreizehn Grundknoten, die durch Variation und Kombination zu einer unendlichen Fülle von möglichen Strukturen verknüpft werden können. Mittlerweile ist daraus in Asien wieder ein beliebtes Kunsthandwerk geworden. Jedes Jahr gibt es in Japan, Taiwan und Korea Wettbewerbe und Ausstellungen zur Kunst des Knotenknüpfens. In den Schulen auf Taiwan ist das Knotenknüpfen obligatorisch in den Werkunterricht aufgenommen worden.

Knotenknüpfen ist jetzt wieder ein beliebtes Kunsthandwerk in Asien. An vielen Schulen ist es Pflicht im Handarbeitsunterricht. In China hatten Knoten ursprünglich eine besondere religiöse Bedeutung. Schnur heißt auf Chinesisch "sheng" und das wird gleich ausgesprochen wie "Gott". Eine Schnur gleicht von der Form her einem Drachen. Eine Schnur ist zunächst eine eindimensionale Verbindung zwischen zwei Punkten, dem Anfang und dem Ende. Aber jeder Punkt dieser Schnur kann Ausgangspunkt von unendlich vielen Knotenvariationen sein. Es bestehen unendlich viele kreative Möglichkeiten die eindimensionale Schnur zu zwei- und dreidimensionalen Knoten zu knüpfen. Aber diese grenzenlose Vielfalt und Kreativität folgt einem bestimmten System. Dieses System muss man beim Knotenknüpfen kennen, sonst entsteht nur Chaos.

Bevor die Schrift erfunden wurde, dienten Knoten als Notizen. Knoten hatten damit neben dem praktischen Zweck auch eine abstrakte Bedeutung. Bevor das Papier erfunden wurde, wurde auf Bambusstreifen geschrieben. Diese waren mit einer Hanfschnur oder einem Lederband verbunden. Auch Jadesteine wurden mit einer Schnur zusammengebunden. Schließlich fanden Knoten auch Eingang ins Kunsthandwerk. Fächer und Vorhänge wurden mit dekorativen Knoten verziert und verschiedene Knoten wurden zu Symbolen für Glück, Liebe und Festlichkeit.

Sie können bei Ihrer nächsten China-Reise einige Knoten mit unterschiedlichen Bedeutungen kaufen, die Sie zu Hause in der Wohnung oder im Auto aufhängen, denn sie wissen ja nun über die Symbolträchtigkeit dieser Knoten Bescheid.

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