Ich bin überzeugt davon, dass China eine kluge politische Führung hat, die ökonomischen Erfolge sprechen für sich! Ich habe Verständnis dafür, dass China zur Zeit die politische Öffnung noch nicht sucht. Als Deutscher weiß ich selbstverständlich, dass die erste deutsche Demokratie dann 1933 in einem furchtbaren Desaster geendet hat. Die zweite jetzige war dann erfolgreicher. Ich muss auch sagen, dass die Öffnung der sowjetischen Gesellschaft durch Gorbatschow fast in einer Katastrophe geendet hätte und auch so oft zu unerfreulichen Ergebnissen geführt hat.

Irgendwann wird auch China einmal eine Demokratie sein. Aber die Arroganz des Westens, diese einfach so einzufordern, ist längst einer besonneneren Betrachtungsweise gewichen. Ich wünsche sie mir, aber fordern würde ich sie nie, weil Öffnungen mit tausenderlei Problemen verbunden sind.

Öffnung einer Gesellschaft bedeutet nun einmal, dass - entschuldigen sie die Drastik meiner Ausdrucksweise - jeder Idiot das Volk zu wer weiß nicht was anstacheln kann.

Ich wünsche dem chinesischen Volk jeden Erfolg!

Ich unterstütze auch nachdrücklich den Wunsch des chinesischen Staatspräsidenten nach Harmonie. Wir in Deutschland leben im Moment natürlich auch in recht harmonischen Zeiten, denn wir haben im Moment eine große Koalition der beiden großen Volksparteien, so dass Konflikte nur noch als Gequengel hier und da, aber nicht als offener Kampf zweier großer politischer Gruppen auftaucht. Ich wünsche China diese relativ harmonische Demokratie, wie wir sie haben, und die wir nicht ohne unendliche Leiden und größte Verirrungen erreicht haben, auch einmal. Aber dies wird Zeit brauchen. Großbritannien hat ja eine vorbildliche Demokratie. Aber wir vergessen, dass diese Demokratie das Privileg hatte, sich über Jahrhunderte zu entwickeln, da sie nie einem Druck von außen ausgesetzt war. Das ging so Stückchen für Stückchen. Der Parlamentarismus war zunächst doch nur ein Hobby des Adels und im übrigen noch über Generationen völlig korrumpiert aber nach und nach entwickelte sie sich. Kleinste Schritte über Jahrhunderte. Rückschritte auch. Dabei aber doch eine friedvolle Entwicklung. Jedenfalls im inneren, nach außen war Großbritannien eine Kolonialmacht.

China und Deutschland haben andere Wege entwickelt. Der deutsche Weg war der Weg durch die Katharsis einer Katastrophe.

Haben wir Geduld! Und lassen sie uns nicht über Worte streiten. Sagen wir nicht: Die chinesische Führung von heute sei eigentlich Sozialdemokraten. Genauso gut könnte man sagen, dass Europa oder die europäische Union heute ein kommunistisches Gebilde ist.

Machen wir uns nichts vor: Ohne die Herausforderung des kapitalistischen Europas durch den Kommunismus, wäre der Westen heute weitaus weniger sozialistisch als er heute ist. Wir haben vorbildliche soziale Systeme, aber diese Systeme wurden doch sicher auch deshalb geschaffen, um dem Sozialismus den Wind aus den Segeln zu nehmen. Auf diese Weise wurde aber die europäische Union und besonders Westdeutschland ( immer in sozialer Konkurrenz zum kommunistischen Ostdeutschland) sicherlich in großem Maße sozialistisch geprägt. Der Begriff dafür lautete soziale Marktwirtschaft.

Ich denke jedoch, dass wir hier im Westen nicht die Deutungshoheit über Begriffe haben. Es ist das gute Recht Chinas, seine Form des politischen Commonsense als Sozialismus zu begreifen. Wie viel Verwirrung schaffen nur Begriffe! Als ob Begriffe so wichtig wären, wichtig ist doch nur, was tatsächlich passiert.

Auch ich wünsche China eine friedvolle und harmonische Entwicklung! Ein glückliches neues Jahr!