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Aktion "Fürsorge für Mädchen" in Guizhou
   2007-01-05 11:49:16    cri
Das unausgewogene Geschlechterverhältnis bei Neugeborenen entwickelt sich in China allmählich zu einem schwerwiegenden Gesellschaftsproblem. Laut Statistiken lag das Verhältnis von männlichen zu weiblichen Neugeborenen im Jahr 2005 bei 118 zu 100. Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, wird in China derzeit landesweit die Aktion "Fürsorge für Mädchen" durchgeführt. Ziel ist es, die Geburtenrate von weiblichen Säuglingen zu erhöhen. Im folgenden Beitrag berichten wir, wie die Aktion "Fürsorge für Mädchen" in der südwestchinesischen Provinz Guizhou umgesetzt wird.

Das Bild, das sich unseren Journalisten bot, als sie in ein Klassenzimmer im Kreis Kaiyang blickten, war etwas Besonderes: Alle anwesenden Schüler waren Mädchen. Sie alle haben eines gemeinsam, sie hatten ihre schulische Ausbildung bereits einmal unterbrochen, meist, weil das Geld für die Schule fehlte, manchmal auch aus anderen Gründen. Dank der finanziellen Unterstützung der Regierung können diese Mädchen nun wieder zur Schule gehen.

Die 14-jährige Lan Xiaoyan ist eine dieser Schülerinnen. Sie stammt aus einer Bauernfamilie. Ihr behinderter Vater kann keine schweren Arbeiten verrichten, daher leidet die Familie stetig unter Geldmangel. Vor vier Jahren musste die Tochter daher im vierten Schuljahr die Schule verlassen. Vater Lan Peng erinnert sich:

"Da wir die Schulkosten nicht zahlen konnten, musste Xiaoyan den Schulbesuch abbrechen. Unsere Familie hat fast kein Geld. Natürlich hatten wir Eltern unserer Tochter gegenüber ein schlechtes Gewissen."

Viele Mädchen in der Provinz Guizhou müssen wie Lan Xiaoyan ihren Schulbesuch abbrechen. Die Zahl der Mädchen, die nicht mehr zur Schule gehen können, liegt dabei deutlich höher als die der Jungen. Dies spiegelt ohne Frage die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen in der Region wider. Weil in vielen Familien und in der Gesellschaft Männer bevorzugt werden, besteht in der Region mittlerweile auch ein unausgewogenes Geschlechterverhältnis.

Die Aktion "Fürsorge für Mädchen" soll diese Situation in Guizhou verbessern. Seit dem Jahr 2003 wird Mädchen, die ihre schulische Laufbahn unterbrechen mussten, in der Provinz die Möglichkeit geboten, wieder zur Schule zu gehen. Die Regierung finanziert Extraklassen, in denen Mädchen unterrichtet werden, die den Schulbesuch zwischenzeitlich unterbrochen hatten. Lan Xiaoyan besucht in der Gemeindeschule Gaozhai eine solche Klasse. Jetzt kann Lan Xiaoyan wie die Gleichaltrigen lernen.

2,4 Millionen Yuan RMB hat die lokale Verwaltung in Guizhou seit 2003 investiert, um Mädchen wie Lan Xiaoyan die Rückkehr auf die Schulbank zu ermöglichen. Zudem schafft man mehr Beschäftigungschancen für Frauen.

Die Mehrzahl der Menschen, die in der Provinz Guizhou leben, sind Bauern. Die lokale Wirtschaft ist noch sehr rückständig. In vielen Familien werden Frauen benachteiligt, da sie als weniger geeignet für landwirtschaftliche, körperlich schwere Arbeiten betrachtet werden. Weibliche Babys sind daher nicht erwünscht. Um diese Haltung zu ändern, hat die Verwaltung in Guizhou verschiedene Maßnahmen eingeleitet. Familien, die weiblichen Nachwuchs bekommen, erhalten von der Regierung Zuschüsse. Meldungen zufolge hat die Provinz seit 2004 bereits mehr als 40 Millionen Yuan RMB zur Verfügung gestellt, um Bauernfamilien mit einer oder zwei Töchtern finanziell zu unterstützen. Demnach kann eine Landwirtfamilie, deren erstes Kind ein Mädchen ist und die sich entscheidet, kein weiteres Kind mehr zu bekommen, mit einer Belohnung in Höhe von 4.000 Yuan RMB rechnen.

Außerdem ist es in Guizhou streng verboten, das Geschlecht des Embryos vorher zu bestimmen. Denn Schwangerschaftsabbrüche und Abtreibungen sind in China nicht gesetzwidrig. Daher hat die chinesische Regierung 2003 ein Gesetz erlassen, das es verbietet, das Geschlecht der Föten zu bestimmen, solange keine medizinische Indikation besteht. Dieses Gesetz wird in Guizhou sehr streng überwacht. Missachtungen werden konsequent bestraft. Dazu Zhou Chengzhou, Präsident der Gesellschaft für Familienplanung in Guizhou:

"Es hat sich sehr positiv auf unsere Arbeit ausgewirkt, dass eine ganze Reihe von Gesetzen speziell zu diesem Thema erlassen wurden."

Ärzte, die den Eltern das Geschlecht des Fötus mitteilen, ohne das es aus medizinischen Gründen notwendig ist, werden umgehend entlassen und verlieren ihre Zulassung. Außerdem werden sie entsprechend bestraft. Auch das Krankenhaus muss eine Strafe bekommen.

Daneben leistet die Provinz vor allem bei den Bauern Aufklärungsarbeit. Ein von lokalen Künstlern komponiertes Berglied lautet beispielsweise: "Grüne Berge, klares Wasser, Knaben und Mädchen sind alle gleich."

Die aktuellen Statistiken belegen erstmals, dass das Verhältnis von neugeborenen Knaben zu Mädchen in der Provinz etwas ausgeglichener ist.

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