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Tataren bewahren ihre Sprache
   2006-12-28 15:54:34    cri

Mit nur zirka 6.000 Angehörigen sind die Tataren eine der kleinsten Nationalitäten Chinas. Die Tataren sind Muslime, sie leben seit Generationen in Xinjiang, dem Autonomen Gebiet der Uiguren. Die Tataren legten schon immer großen Wert auf Bildung, insbesondere auf häusliche Erziehung und Unterricht durch die Familie. Ein Beweis für den Erfolg dieser Familien-Tradition ist, dass es Null Prozent Analphabeten unter erwachsenen Tataren gibt. Das ist ein wichtiger Grund dafür, dass die Sprache der Tataren bis heute gut erhalten geblieben ist.

Der 72jährige Ilyar lebt in der Stadt Yining in Xinjiang. Er hat sich sein Leben lang für den Erhalt von Sprache der Tataren eingesetzt. Über Unterricht und Erziehung bei den Tataren erzählt er:

"Es gibt zurzeit zwar keine spezielle Schule für die Sprache der Tataren, trotzdem ist die Sprache der Tataren aber gut erhalten geblieben. Wie hat das funktioniert? Die Erziehung in der Familie spielt dabei eine wichtige Rolle. Beispielsweise kann ein drei- oder vierjähriges Kind, das keine Schule besucht hat, die Sprache unserer Nationalität schon gut sprechen und verstehen. Es hat sie nämlich zu Hause von seinen Eltern und Großeltern gelernt."

Ilyar hält die Sprache für ein prägendes Kennzeichen einer Nationalität. Jede Nationalität sei dazu verpflichtet, die eigene Sprache zu pflegen. Ilyar ist besonders stolz darauf, dass die Sprache der Tataren so gut erhalten geblieben ist. Alle Tataren können die Sprache ihrer Nationalität sprechen. Dies sei vor allem auf die familiäre Erziehung zurückzuführen, meint Ilyar.

Geheiratet hat Ilyar in seinem 50. Lebensjahr. Seine Frau ist Usbekin. Das Ehepaar hat einen Sohn und eine Tochter. Die Frau von Ilyar hat die tatarische Sprache erlernt, um die Kinder zu erziehen. Denn der Familienvater fordert, dass zu Hause alle Tatarisch sprechen müssen.

Ilyars Tochter Ilfira ist sprachlich sehr begabt und studiert Tourismus an der Xinjiang-Universität. Sie spricht sechs Sprachen und kann sich in Tatarisch, Chinesisch, Uigurisch, Kasachisch, Russisch und Englisch unterhalten. Zurzeit lernt sie noch Japanisch. Sie wolle nach dem Studium eine mehrsprachige Reiseleiterin werden, begründet Ilfira ihren Lerneifer. Sie sagt:

"Unsere Nachbarn sind alle Uiguren, keiner versteht Tatarisch. Zuhause mussten wir Kinder Tatarisch sprechen. Schon als kleines Kind war ich daran gewöhnt, Tatarisch zu sprechen. Wollte ich Uigurisch mit meinem Vater sprechen, antwortete er nicht."

Bildung spielt im Leben der Tataren immer eine wichtige Rolle. Wo immer Tataren ansässig sind, gibt es eine Schule. Und was Bildung betrifft, sind bei den Tataren Männer und Frauen gleichberechtigt. Eine analphabetische Mutter sei nicht in der Lage, für die Gesellschaft nützliche Menschen heranzubilden, meinte schon der berühmte tatarische Pädagoge Habudulah Bubin. Bereits im Jahr 1915 haben die Tataren eine Schule für Frauen eröffnet. In dieser Schule werden weibliche Angehörige der Tataren, Uiguren und Kasachen in allen schulischen Fächern unterrichtet. Es ist die älteste Frauenschule in Xinjiang.

Haizatula Ainiwar, Generalsekretär der Studiengesellschaft für tatarische Kultur, sagt uns, die chinesische Regierung habe Fördermaßnahmen für nationale Minderheiten ergriffen. Insbesondere Nationalitäten mit wenigen Angehörigen sollen unterstützt werden. Im Zuge dieser Fördermaßnahmen finden seit 2002 in der Stadt Yining Kurse für Sprache und Schrift der Tataren statt. Haizatula sagt:

"Die Kurse finden in den Winter- und Sommerferien und am Wochenende statt, damit die Kinder bei ihrem schulischen Unterricht nicht gestört werden. Nach der chinesischen Verfassung haben Angehörige aller Nationalitäten das Recht, in ihrer eigenen Sprache und Schrift ausgebildet zu werden. Die Pflege der Sprache und Schrift der Tataren ist in gewissem Maße der chinesischen Nationalitätenpolitik zu verdanken."

Der Kurs ist gut besucht. Unter den Kursteilnehmern befinden sich sowohl ältere Leute als auch sechs- und siebenjährige Kinder. Nur wenn tatarischen Eltern die Bedeutung ihrer eigenen Sprache und Schrift bewusst sei und sie Sprache und Schrift auch selbst beherrschten, könnten sie ihre Kinder beeinflussen, sagt Haizatula.

Die Bemühungen der Tataren in Xinjiang um die Pflege ihrer eigenen Sprache haben weltweite Anerkennung gefunden. Im Februar 2003 fuhr Ilyar auf Einladung der russischen Republik Tatarstan nach Tatarstan und wurde von Präsident Mintimer Schaimijew empfangen. Dass Ilyar perfekt Tatarisch sprechen kann, überraschte Schaimijew sehr. Er lobte die Bemühungen der Tataren in Xinjiang um die Pflege der eigenen Sprache und lud chinesische Studenten zum kostenlosen Hochschulstudium in seine Republik ein.

Zurzeit wird das traditionelle Saban-Fest der Tataren, das Fest der Pflugschar, weltweit immer bekannter. Das Fest findet jedes Jahr am 22. Juni statt. An diesem Tag kommen Angehörige der Tataren im Freien zu Gesangs- und Tanzveranstaltungen zusammen. Angehörige anderer Nationalitäten werden zum gemeinsamen Feiern eingeladen.

Ilyar sagt, das Saban-Fest ziehe auch ausländische Gäste an:

"Die fünf zentralasiatischen Länder und die russische Republik Tatarstan sind über das Saban-Fest in Xinjiang sehr erfreut. Immer mehr ausländische Gäste zeigen großes Interesse an diesem Fest. Der Präsident der russischen Republik Tatarstan hat dieses Jahr drei Vertreter zur Teilnahme am Saban-Fest nach Xinjiang geschickt. Wir Tataren freuen uns sehr, dass das Ansehen Chinas derart gestiegen ist."

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