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In Großstädten bleiben oder in die Heimat zurückkehren?
   2006-12-15 15:36:48    cri
Jährlich absolvieren in China mehrere Millionen Studenten ihr Studium. Zahlreiche von ihnen sind Angehörige der nationalen Minderheiten und kommen aus abgelegenen Regionen. Welche Veränderungen sind bei ihnen zu beobachten, nachdem sie moderne Ausbildungen in Großstädten wie in Beijing erhalten haben? Wollen sie einen Job in Großstädten suchen oder zurück in ihre Heimat gehen? Mit welchen Problemen werden sie in einer Großstadt konfrontiert sein? Mit diesen Fragen haben wir kürzlich mit einigen Studenten nationaler Minderheiten, die bald ihr Studium abschließen, gesprochen.

Bie Ke ist Angehöriger der kasachischen Nationalität und studiert derzeit im vierten Jahr. Nach Studienabschluss der kasachischen Literatur an der Zentralen Nationalitätenuniversität in Beijing im nächsten Juli wird der Kasache, der in Xinjiang zu Hause ist, vor einer Entscheidung stehen.

"Nach meinem Studienabschluss möchte ich später einen Arbeitsplatz in Beijing suchen. In einer Stadt wie Beijing gibt es äußerst gute Bedingungen. Die Stadt bietet uns ein gutes Entwicklungsumfeld. Natürlich muss man aber zugleich auch einen großem Druck in so einer Großstadt überstehen."

Bie Ke beherrscht gute Sprachkenntnisse in Kasachisch und Chinesisch. Ab dem zweiten Studienjahr hatte er damit begonnen, bei einigen ausländischen Firmen in Beijing als Teilzeitübersetzer zu arbeiten. Bie Ke hat zudem auch Russisch und Englisch gelernt. In der Studentenvereinigung wirkt er auch mit. Da konnte er gewisse Erfahrungen sammeln. Bie Ke sagt uns, dass es in Beijing viele russische und kasachische Firmen gibt. Einige hätten ihn schon ermuntert, sich zu bewerben.

Im Vergleich zu Bie Ke hat der Student Bai Lan aus der Inneren Mongolei leider kein solches Glück bei einer Jobsuche in Beijing. Bai Lan ist Angehöriger der mongolischen Nationalität und studiert an der gleichen Universität mongolische Literatur. Bai Lan spricht Chinesisch nicht so fließend. Auch Englisch begann er erst an der Uni zu studieren.

"Für mich ist es ziemlich schwierig, denke ich, eine Arbeitsstelle in Beijing zu finden. Es ist wohl viel leichter, einen Job in meiner Heimatstadt zu suchen."

Bai Lan sagt, er wird zunächst mal versuchen, eine Stelle in Beijing zu suchen. Wenn es keinen geeigneten Arbeitsplatz gibt, wird er in die Heimat zurückgehen. Für ihn spielt es keine große Rolle, wo er arbeitet. Am wichtigsten ist es für ihn, dass man seine Arbeit wirklich mag.

Ein Magisterstudiengang bleibt auch eine Wahl vieler Hochschulabsolventen. Der uigurische Ibrahim kommt aus Kashi im Autonomen Gebiet Xinjiang. Er bereitet sich derzeit intensiv vor, Anfang 2007 an der Magisteraufnahmeprüfung teilzunehmen. Abends schläft er oft erst nach 24 Uhr.

"Ich möchte zunächst hier noch weiter lernen und später dann in meine Heimat zurückkehren. Dort möchte ich mich mit soziologischen Fragen befassen und von daher die Geschichte und Kultur unserer Nationalität studieren."

Mit seiner Idee seien die Eltern bislang leider noch nicht ganz einverstanden, sagt uns Ibrahim. Sie wollen, dass ihr Sohn gleich nach seinem Studienabschluss heimkehrt, einen Arbeitsplatz findet und mit ihnen lebt. Ibrahim will diesem Wunsch aber nicht nachkommen. Fall er bei der Magisteraufnahmeprüfung durchfällt, hoffe er, dass er zum Studium in die Türkei reisen kann.

In einer Großstadt ist es heute für Absolventen aus nationalen Minderheiten, die Geisteswissenschaften studiert haben, sehr schwer, eine zufriedenstellende Stelle zu finden. Im Gegenteil dazu haben aber diejenigen, die Naturwissenschaften studierten, sehr gute Beschäftigungschancen. Wenn ihre Fachrichtung gefragt ist, können sie fast ohne Probleme einen Job in einer Großstadt wie Beijing finden.

Wei Chenxi von der Gelao-Nationalität aus dem südchinesischem Guangxi studiert an der Universität für Luft- und Raumfahrt in Beijing. Nach seinem Software-Studium will er nicht mehr in die Heimat zurückgehen.

"Meine Studienfreunde, die wie ich Angehörige der Gelao sind, möchten alle in Beijing bleiben. Wenn es in Beijing keine besonders guten Stellen gibt, kommen Shanghai oder andere Großstädten wie Guangzhou auch in Frage. Einen Job in Guangxi schließe ich aus. Meine Familie hat nichts dagegen und möchte auch, dass ich die Welt mehr kennen lerne."

Die Gedanken von Wei Chenxi sind repräsentativ. Viele chinesische Großstädte wie Beijing, Shanghai und Guangzhou können jungen Leuten relativ mehr Entwicklungschancen bieten. Man kann hier frühzeitig Modetrends erkennen und lernen, neue Dinge auszuprobieren. Das moderne Großstadtleben bringt den Studenten, die aus nationalen Minderheiten kommen, auch modernes Denken bei. An die Lebensatmosphäre in Großstädten sind sie meist gewöhnt, so wählen sie meist lieber einen Beruf in einer Großstadt. Für Großstädte wie Beijing ist dies natürlich eine gute Sache, wenn man an den Austausch von spezialisierten Fachkräften denkt. Aufgeworfen ist aber damit auch die Frage, ob dies für die wirtschaftlich noch unterentwickelten von nationalen Minderheiten bewohnten Regionen von Nachteil ist..

Doch die meisten Hochschulabsolventen, die aus nationalen Minderheiten kommen, haben eine positive Antwort gegeben. Sie sagen, sie würden schließlich eines Tages in die Heimat zurückkehren, wie es in der chinesischen Redewendung heißt, Blätter werden ja alle zu den Wurzeln zurückfallen. Bie Ke erklärt uns:

"Ich finde es gut, dass wir erst dann zur Weiterentwicklung in die Heimat zurückgehen, nachdem wir im jungen Alter in Beijing mehr gelernt haben. So habe ich das Gefühl, dass ich mein Leben nicht vergeudet habe. Und dies ist schließlich gut für mich selbst, für meine Heimat und für meine Nationalität."

Egal wie weit diese Studenten wie Bie Ke entfernt sind, liegen ihnen ihre Heimatdörfer am Herzen. Und eines Tages werden sie heimfahren und mit ihrem geballten Wissen der Heimat dienen.

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