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CRAZY STONE bringt Ning Hao ins Rampenlicht
   2006-12-13 15:54:01    cri
Der jüngste Streifen von Ning Hao, einem jungen chinesischen Regisseur, schlägt große Wellen sowohl in der Presse als auch an der Kinokasse. Schon jetzt hat der Film 31 Millionen Yuan eingespielt, davon allein 16 Millionen nur in Beijing.

Nachdem Ning Hao fünf Jahre an mehr oder weniger abseitigen Filmen gearbeitet hat, betritt er mit diesem Film das Rampenlicht. Schon sein erster Film "Thursday, Wednesday", den er 2001 an der Beijinger Filmakademie drehte, brachte ihm die Auszeichnung als "Bester Regisseur" beim Beijinger Studentenfilmfestival ein. Und genauso erfolgreich ging es für Ning weiter: Sein Debüt "Incense" gewann 2003 den Großen Preis bei der Filmex in Tokio und 2004 wurde sein Film "Mongolian Ping Pong" auf der Berlinale in Berlin sowie auf dem Hongkonger Filmfestival gezeigt. Dieser Film wurde obendrein noch als "Bester Asiatischer Film" auf dem Filmfestival in Shanghai ausgezeichnet.

Trotz all der Lorbeeren für seine Filme - gesehen hat sie in China fast niemand. Immer weniger Investoren sind bereit, in anspruchsvolle Filme jenseits von Special Effects und international bekannten Stars zu investieren. Um seinen künstlerischen Ehrgeiz zu befriedigen, war Ning gezwungen, Kurzfilme für MTV zu drehen.

"Das System für Vertrieb und Veröffentlichungen von Filmen ist auf dem chinesischen Festland viel zu unflexibel", sagt Ellen Eliasoph, Präsidentin von Warner Bros Pictures in China. "Die meisten Filme, die in China gezeigt werden, sind Multi-Millionen Dollar schwere Produktionen, die es den Low-Budget-Filmen schwer machen, aufzufallen oder überhaupt überleben zu können." Im Jahr 2005 wurden nur 70 von 260 in China produzierten Filmen in chinesischen Kinos gezeigt - und nur ungefähr ein Dutzend hat überhaupt Gewinn abgeworfen. Im Falle von "Crazy Stone" übernahm Warner Bros die Doppelfunktion als Investor und Vertrieb. "Wir haben uns für diesen Film entschieden", sagt Ellen Eliasoph, "weil sowohl sein Humor als auch die handelnden Personen einfach unwiderstehlich sind."

Der schwarze Humor des Films soll angeblich so lustig sein, dass die Zuschauer die ganze Zeit nicht aus dem Lachen herauskommen. Gut, das mag übertrieben sein, aber richtig ist, dass der Film ein großes filmbegeistertes Publikum angezogen hat. "Dieser Low-Budget-Film hat es tatsächlich geschafft, die Standard-Hollywood-Blockbuster bei den Fans zu überholen. Und das nur durch seinen chinesischen Humor", sagt Hao Jian, ein Professor an der Beijinger Filmakademie, und ergänzt: "Er erzeugt aus Dialogen und einem Schuss Slapstick einen sehr komischen Effekt." Darüber hinaus, sagt Hao, sei auch die Handlung von "Crazy Stone" sehr lustig.

Seinen Namen erhielt der Film von einem Jadestein, der in einer Fabrik gefunden wurde, die finanziell schon etwas angeschlagen ist. Der Spaß beginnt, als sich der Boss dazu entschließt, den Stein bei einer Auktion anzubieten, um ausstehende Gehälter zu bezahlen. Ein Immobilienmakler hat aber ganz eigene Pläne mit dem Stein und heuert einen bekannten Gangster aus Hongkong an, um den Stein zu stehlen. Schließlich gehört ihm die Fabrik, in der der Stein gefunden wurde. Außerdem wollen noch drei weitere Kleinkriminelle den Stein unter der Nase der Sicherheitsmänner entwenden.

Was die Charaktere durchmachen und ihr unerschütterlicher Optimismus drücken die immer weiter laufende und flüchtige Art des Lebens aus. "Wir leben eben in einer verrückten Welt", sagt Ning. "Jeder Mensch in unserer Gesellschaft denkt nur daran, sein Ziel zu erreichen. Dabei passiert es häufig, dass gerade diejenigen, die hart arbeiten und etwas im Kopf haben, die wirklich großen Gelegenheiten im Leben verpassen."

Bei einigen Einstellungen lässt sich klar der Einfluss von Hollywood-Blockbustern feststellen - genau die Art von Filmen, mit denen "Crazy Stone" um das Publikum konkurriert. In einer Sequenz seilt sich der Gangster aus Hongkong ab, um den Jadestein zu stehlen, und zitiert dabei die berühmte Szene aus "Mission Impossible" mit Tom Cruise. Allerdings hat der Seilhändler dem Gangster ein zu kurzes Seil verkauft. Der Meisterdieb aus Hongkong baumelt also hilflos etwa einen Meter über dem Objekt seiner Begierde, nicht in der Lage, den Stein auch nur zu berühren.

In einer anderen Szene jagt ein Sicherheitsbeamter einen Bösewicht mitten durch ein typisch traditionelles chinesisches Festival. Das Schlagen der Trommeln und Gongs bildet die perfekte Geräuschkulisse für dieses Räuber-und-Gendarm-Spiel. Die Szene drückt beeindruckend aus, wie die gegenwärtige und traditionelle chinesische Kultur nebeneinander existieren können und sich organisch kombinieren lassen.

"Ich freue mich darauf, in Zukunft noch innovativer sein zu können in meinen Filmen", sagt Ning auf die Frage nach seinen zukünftigen Plänen. "Der Großteil meines Teams ist, genau wie ich, in seinen 20ern." Niemand sei reich, sagt er weiter, also könne es sich auch niemand von ihnen leisten, in Luxus-Hotels zu wohnen. "Echte Befriedigung bekommen wir stattdessen daraus, uns eine lustige Geschichte auszudenken oder einen Dialog, der Zuschauer zum Lachen bringt."

Viele, die mit Ning Hao gearbeitet haben, sind von seinen innovativen Ideen und seiner Fähigkeit begeistert, die wirklich komischen Momente im Leben herauszufiltern und auszudrücken. Es war dieses offensichtliche Talent, welches das Interesse von Warner Bros. weckte und sie schließlich investieren ließ. Der Medienkonzern hat zudem bereits signalisiert, auch sein nächstes Filmprojekt "Crazy Race Car" zu finanzieren, dessen Kosten bei rund 20 Millionen Yuan liegen werden. Warner Bros. will zudem in Kürze eine DVD-Sonder-Edition mit Nings drei Filmen "Crazy Stone", "Incense" und "Mongolian Ping Pong" herausgeben.

Doch es gibt auch Kritik an Nings Arbeit: Ein Problem in seinen Filmen, auch seinem letzten Werk, war, dass sie oft sehr einfach produziert wirkten. Zudem sind die Dialoge in "Crazy Stone" im Chongqing-Dialekt gedreht und die Orte der Handlung liegen fernab von industriellen und kulturellen Zentren. Hinzu kommen Zweifel, ob Ning Hao seinen lockeren Regie-Stil beibehalten kann, wenn er jetzt immer bekannter wird. Doch egal, was man von ihm hält, dieser junge chinesische Regisseur hat sich in das Zentrum der chinesischen Film-Industrie hinauf gearbeitet. Sowohl einheimische als auch internationale Filmkreise sind auf ihn aufmerksam geworden. Einige fragen sich gar schon: Wird er der nächste Zhang Yimou? Das wird nur die Zeit zeigen.

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