Seit 1990 findet in der chinesischen Hauptstadt jährlich eine Automobilmesse statt. Bei der diesjährigen Messe handelte es sich um eine Ausstellung der Extraklasse, sei es in punkto Messefläche oder auch hinsichtlich der Anzahl der teilnehmenden Aussteller oder der Zahl der Besucher. Marktführer der Branche nutzten die Messe als internationale Präsentationsplattform für ihre neuesten Produkte und Technologien. Auch chinesische Hersteller begnügten sich nicht mehr nur mit billigen Fahrzeugen, sondern präsentierten mit starkem Selbstbewusstsein ihre Innovationen.

So hat Chinas zweitgrößter Autohersteller SAIC auf der Automesse seine Rover-Weiterentwicklung Roewe 750 offiziell vorgestellt. Das Hybrid-Auto basiert auf dem Rover 75, dessen Technologie und Design im vergangenen Jahr das Unternehmen Shanghai Automotive Industrial Corp. (SAIC) vom insolventen britischen Traditionsunternehmen Rover gekauft hatte. Dadurch ist die SAIC bestrebt, einen Marktanteil in dem mittleren und hohen Preissegment zu erobern. Dazu sagte Konzernchef Hu Maoyuan:

"Wir halten an folgenden Prinzipien fest: unabhängig sein vom Technologietransfer, ausländische Beteiligungen nicht verweigern und das geistige Eigentum nicht verletzen. Zugleich aber nicht zögern, technische Ressourcen aus dem Ausland voll auszunutzen. Wir streben danach, mit wenigen Investitionen großen Ertrag zu erzielen und somit den technischen Abstand im Vergleich zum Weltniveau zu reduzieren."

Wie zu erfahren war, verfügen seit Jahren nur eine Mindestzahl weltführender Autohersteller über die Spitzentechnologie in Sachen Hybrid-Autos. Die Entwicklung der chinesischen Autobauer in diesem Bereich kam nur langsam voran. Die Situation hat sich aber schnell verändert. Insgesamt 9 Modelle aus Unternehmen wie SAIC und Chery zeugen durch ihr Debüt auf der diesjährigen Beijinger Automobilmesse von einem Aufholen chinesischer Hersteller in der Hybrid-Technologie. Branchenkenner sprachen sogar von einer Massenproduktion chinesischer Hybrid-Modelle.

Neben Autos aus dem mittleren und hohen Preissegment präsentierten chinesische Hersteller auf der Messe Auto China 2006 zudem zahlreiche Modelle mit Diesel- und Elektronikantrieb. Angesichts der Energie-Engpässe und der drastisch zugenommenen Umweltverschmutzung ist Chinas Autobauern immer deutlicher geworden, wie wichtig es ist, sich verstärkt auf die Entwicklung energiesparender und umweltschonender Fahrzeuge zu konzentrieren. Schließlich geht es vielmehr um eine langfristige Strategie für die nachhaltige Entwicklung der chinesischen Automobilindustrie.

Li Zhaoming ist Ingenieur bei dem chinesischen Elektro-Autohersteller DFEV. Auf der diesjährigen Automobilmesse stellte er dem Publikum ein neues Modell des Umweltautos vor:

"Das Auto hat einen Benzin-Motor mit einem Hubraum von 1,6 Liter, der eine Leistung von 78 KW hat. Wir haben zusätzlich einen Elektro-Motor von 28 KW eingebaut. So können wir eine Antriebsleistung erreichen, die einem 2,0 Liter Benzinmotor entspricht. Damit haben wir den Brennstoffverbrauch einigermaßen reduziert."

Seit der ersten Beijinger Automesse vor 16 Jahren wurden die Ausstellungshallen Jahr für Jahr von ausländischen Produkten sowie von Modellen von chinesisch-ausländischen Gemeinschaftsunternehmen dominiert. Auf der diesjährigen Automobilmesse wies China zum ersten Mal die stärkste Beteiligung auf. Viele ausgestellte chinesische Modelle sind bereits in den Export auf den Markt in Osteuropa, Südost- und Westasien sowie in Südamerika gegangen. Dazu sagte Wang Xia, Generalsekretär des Organisationskomitees der Beijinger Automesse:

"In der starken Beteiliung chinesischer Hersteller sehen wir einen Meilenstein in der Geschichte der chinesischen Automobilindustrie. Statt Lieferung nebensächlicher Bauteile haben sich viele Unternehmen mittlerweile zu echten Autobauern entwickelt."

Die schnelle Entwicklung chinesischer Autohersteller hat auch ausländisches Publikum beeindruckt. Ein Fachbesucher aus Deutschland sagte:

"Ich habe viele einheimische Produzenten gesehen. Die haben Autos mit modernen Designs präsentiert, die den Bedürfnissen chinesischer Kunden entsprechen. Mit gutem Design und besserer Qualität können chinesische Hersteller ihre Chancen sogar auch in Europa versuchen. Von ihrer Wettbewerbsfähigkeit bin ich fest überzeugt."

Die starke Beteiligung chinesischer Hersteller an der Beijinger Automesse zeugt in erster Linie von der ständigen Zunahme ihrer Marktanteile. Branchenkenner rechnen damit, dass einheimische Autobauer in absehbarer Zukunft mehr als 30 Prozent des chinesischen Automarkts für sich entscheiden.