"Um in diesem Beruf erfolgreich zu sein, habe ich sehr viel Zeit aufgewendet. Nach langem Beobachten und Lernen habe ich erst das Wesentliche und den Wert meiner Arbeit erkannt. Man muss viel von Papierherstellung und Drucktechnik wissen und insbesondere auch vom Buchbinden. Eine so genannte "Heftlade", ein spezieller Buchbinder-Rahmen, ist die Grundlage bei dieser Arbeit. Ohne dieses Handwerkzeug wäre die Restaurierung von alten Schriften unmöglich. Doch dieser Rahmen allein genügt nicht, um alte Schriften restaurieren zu können. Es gehört noch viel mehr dazu."

Treten Sie mit uns in die Werkhalle für Restaurierung alter Schriften ein, und erleben Sie, was zu dieser Arbeit alles gehört.

Als erstes legen Arbeiter die vergilbten und wurmstichigen Buchseiten in eine Reparaturmaschine, die mit Papierbrei in wenigen Minuten alle Löcher zum Verschwinden bringt. Damit der Bücher-Wurm nicht erneut aktiv wird, müssen die Arbeiter seine Eier abtöten. Dazu legen sie die Bücher entweder in eine Art Tiefkühltruhe oder behandeln sie mit flüssigem Stickstoff. Diese Kälte vertragen die Eier nicht und sterben ab, die Lebensdauer der alten Schriften wird verlängert. Die Reparaturmaschine wurde vor einigen Jahren von Zhang Ping und seinen Kollegen entworfen und gebaut. Sie ist leicht zu bedienen und preiswert anzufertigen.

Laut Zhang Ping ist die Restaurierung von alten Schriften hauptsächlich Handarbeit, auch wenn für manche Arbeitsgänge Maschinen eingesetzt werden. Traditionell gibt der Meister persönlich die für die Restaurierung von alten Büchern notwendigen Techniken an seine Lehrlinge weiter. Es gibt weder systematische Theorien, noch Lehrbücher. Die Meister vermitteln den Lehrlingen ihre Erfahrungen meist bei der praktischen Arbeit. Vieles kann nicht durch Worte ausgedrückt werden, man muss es sehen, um es zu verstehen. Sollen zum Beispiel verklebte Seiten eines Buchs voneinander gelöst werden, kommt es weniger auf die angewandte Kraft an, als auf die Technik und die Richtung, in die man zieht. Ein Restaurator muss sehr aufpassen, denn wenn er in die falsche Richtung zieht, kann er Teile der verklebten Seiten beschädigen. Diese Technik muss durch zahlreiche praktische Übungen geschult werden, bevor man sie beherrscht.

In der chinesischen Staatlichen Bibliothek gibt es rund drei Millionen wertvolle alte Bücher. Diese Bücher sind mehr als 100 Jahre alt, das älteste hat sogar eine Geschichte von mehr als 2.000 Jahren. In den letzten 20 Jahren hat Zhang Ping unzählige alte Bücher restauriert. Für jedes Buch hat es stets sein Bestes gegeben. Er erklärt:

"Bevor wir mit der Restaurierung beginnen können, müssen wir viele Vorbereitungen treffen. Zuerst müssen wir uns mit dem Buch vertraut machen. Ähnlich wie ein Arzt bei der Diagnose müssen wir alle Probleme erfassen. Wir müssen die Seiten unter anderem auf den PH-Wert prüfen. Wir benutzen auch ein Mikroskop, um uns ein genaueres Bild von der Struktur der Buchseiten machen zu können, als es mit bloßem Auge möglich ist. Die Ergebnisse dieser grundlegenden Prüfungen bestimmen dann, welche Methode wir bei der weiteren Arbeit anwenden. Wie ein Arzt vor einer Operation erarbeiten wir einen Plan, das heißt ein Konzept über unser Vorgehen. Viele alte Schriften sind einzigartig und unersetzbar. Bereits ein kleiner Fehler kann bedeuten, dass sie für immer verloren sind. Wir müssen unsere Arbeit deshalb sehr sorgfältig und gewissenhaft machen."

Zhang Ping zufolge sind die meisten alten Schriften hauptsächlich durch Säure und Bücherwürmer beschädigt. Auch Mäuse nagen ab und zu an alten Büchern. Die Qualität und chemische Zusammensetzung der verwendeten Papiere ist sehr unterschiedlich. Je weniger Säure in einem Papier enthalten ist, desto länger bleibt es erhalten. Im Laufe der Jahre erhöht sich der Säuregrad der Buchseiten allmählich. Je niedriger der PH-Wert ist, desto höher ist der Säuregrad. Wenn der PH-Wert unter vier sinkt, das Papier also sehr sauer ist, zerbröselt es und man kann nicht mehr in den Büchern blättern.

Wenn er über bereits restaurierte Bücher oder noch zu restaurierende Bücher spricht, ist Zhang Ping kaum zu bremsen, so groß ist seine Begeisterung. Aber er ist besorgt um den Nachwuchs. Er fürchtet, dass dieser alte Beruf aussterben könnte. Derzeit gibt es in ganz China weniger als 100 Fachleute, während tausende alte Bücher auf eine Restaurierung warten. Die chinesische Regierung hat das Problem erkannt und den "Schutzplan für chinesische alte Schriften und besondere Sammlungen" gestartet, um neue Fachkräfte für die Restaurierung alter Bücher auszubilden. Das Programm konzentriert sich in der Anfangsphase auf die Städte Beijing und Shanghai und die Provinz Jiangsu. Zhang Ping hat die Hoffnung, dass viele alte Bücher in neuem Glanz wiedererstehen können. Unvollständige oder beschädigte alte Schriften sollen ein neues Kleid erhalten. Als Mitglied einer Nation mit langer Geschichte fühlt er sich als Facharbeiter für Buchrestaurierung dazu verpflichtet.