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Bank für DNA-Material nationaler Minderheiten in China
   2006-11-03 09:44:02    cri
Kürzlich wurde an der Yunnan-Universität in Südwestchina eine Genbank mit DNA-Material der nationalen Minderheiten eingerichtet. In dieser Genbank wird das genetische Material von 54 nationalen Minderheiten Chinas aufbewahrt. Experten sind der Meinung, dies spiele für den Schutz und die Nutzung der Erbgutressourcen der Menschheit sowie für Forschungen über Ursprung und Evolution der Menschheit eine bedeutende Rolle.

In China leben 56 Nationalitäten. Den größten Anteil mit etwa 90 Prozent stellen die Han-Chinesen. Die übrigen Bewohner Chinas sind Angehörige von 55 nationalen Minderheiten. Mit seinen 56 Nationalitäten gehört China zu den Ländern mit dem reichhaltigsten nationalen Erbgut. Das genetische Material der nationalen Minderheiten in China ist ein wichtiger Teil der chinesischen Genbank sowie ein Schatz für die weltweiten Genbanken. In der DNA-Genbank an der Yunnan-Universität werden derzeit mehr als 10.000 DNA-Proben von 54 nationalen Minderheiten aufbewahrt. Das Erbgut aller chinesischen nationalen Minderheiten außer der Gaoshan-Nationalität in der Inselprovinz Taiwan ist hier gespeichert. Damit zählt die Genbank in Yunnan zu den größten in China, sie verfügt über die größte Sammlung von Erbgut verschiedenster ethnischer Gruppen.

Der Projektleiter am Institut für Lebenswissenschaften an der Yunnan-Universität, Professor Xiao Chunjie, teilt mit, dass er mit seiner Sammlung bereits Ende 1998 begonnen habe. Es habe jedoch bis zum Jahr 2004 gedauert, bis er außer von der Gaoshan-Nationalität genetisches Material von allen in China lebenden ethnischen Minderheiten gesammelt habe. Prof. Xiao: "Wir haben sieben Untersuchungsteams in alle Landesteile geschickt. Es war eine harte Arbeit. Wir waren zum Beispiel in Lynchi im Autonomen Gebiet Tibet und in Tashkurkan in Xinjiang. Alle Regionen, in denen wir uns aufhielten, sind abgelegen und von der Außenwelt abgeschlossen. Das ist eine wichtige Voraussetzung unserer Forschung. Innerhalb der letzten drei Generationen darf kein Fremder in diese Menschengruppen eingeheiratet haben, um das Erbgut nicht zu verfälschen. Unsere Auslese war sehr streng."

Um die Genbank aufzubauen, haben Wissenschaftler und Forscher technisch aufwendige Verfahren für DNA-Sequenzierung, DNA-Analyse und Züchtung von Zellen entwickelt. Dabei wurden technische Standards des internationalen Programms für Humangenome eingehalten und zwei zweckdienliche Staatsnormen für die Sammlung, Sortierung und Lagerung von DNA-Material festgelegt.

Gleichzeitig arbeitet das Team unter Prof. Xiao an Forschungen über die genetische Struktur, den Ursprung der Nationalitäten sowie Verwandtschaftsbeziehungen zwischen den Nationalitäten. Die Forscher setzen DNA-Analyse zur Verhütung von Erbkrankheiten ein. Zum Beispiel wurde nach genetischen Auslösern für Bluthochdruck geforscht. Prof. Xiao erklärt: "Früher waren wir der Meinung, dass Bluthochdruck sehr eng mit der Codezone der Gene in Verbindung steht, dass die Steuerungszone fast keinen Einfluss auf den Blutdruck hat. Durch unsere Forschung haben wir nun festgestellt, dass die Steuerungszone der Gene verschiedener ethnischer Gruppen sehr unterschiedlich arbeitet. Unter verschiedenen ethnischen Voraussetzungen kann durch eine Veränderung in der Steuerungszone auch Bluthochdruck hervorgerufen werden."

Diese Entdeckung hat heftige Diskussionen in der Fachwelt entfacht, da britische Wissenschaftler bis heute an den Ergebnissen ihrer Tests mit Mäusen festhalten und sicher sind, dass die Steuerungszone der Gene auf keinen Fall für Bluthochdruck verantwortlich ist. In einem Kommentar der international anerkannten Fachzeitschrift "Journal of Hypertention" wird die These der chinesischen Wissenschaftler allerdings als Durchbruch für eine völlig neue Forschungsrichtung angesehen.

Interessant sind zudem auch weitere Veränderungen der Erbmasse, die von Prof. Xiao und seinem Team festgestellt wurden. Sie haben zum Beispiel eine Mutation an Keimzellen entdeckt, die das Erbgut verändert und zu einer Mutation mit sechs oder mehr Fingern und Zehen beim Menschen führen kann.

Im Rahmen des Projektes haben sich Forscher der Yunnan-Universität auch mit der genetischen Struktur und dem Ursprung der Mosuo-Nationalität befasst. Die Mosuo leben in einer matriarchalischen Gesellschaft. Männer und Frauen heiraten nicht. Sie wohnen ihr Leben lang bei ihren Müttern. Nur ab und zu schläft ein Paar zusammen, kehrt aber immer wieder in die jeweilige Großfamilie bei der eigenen Mutter zurück. Die Auswirkungen dieser Sitte der Mosuo werden ebenfalls erforscht. Prof. Xiao erklärt dazu: "Welche Einflüsse diese einzigartige Sitte auf die genetische Struktur der Mosuo hat? Also, dieser Frage sind wir weltweit zum ersten Mal nachgegangen. Viele Gelehrte und Forscher haben aber großes Interesse gezeigt, nachdem sie von unserer Forschung hörten."

Prof. Xiao und seine Mitarbeiter arbeiten derzeit mit einigen bekannten Universitäten und Forschungsinstituten in China eng zusammen. Sie wollen mit Hilfe der Genbank erforschen, ob Gene für einige Erbkrankheiten verantwortlich sind. Zu ihren Kooperationspartnern gehören die Fudan-Universität, das Tierinstitut und das Institut für Genetik der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Kunming und auch einige große Krankenhäuser.

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