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Shi Yuanying - ihr Rücken war Jahre lang eine Brücke für ihre Schüler
   2006-11-03 09:06:10    cri
In einem Vorort der südwestchinesischen Großstadt Chongqing liegt das Dorf Longjiacun. Alle Dorfkinder müssen einen kleinen Fluss überqueren, um die Grundschule am anderen Ufer zu besuchen. Vor 2005 gab es hier keine Brücke. Und eine Lehrerin der Miao-Nationalität, die auch in dem Dorf wohnt, hat fast 20 Jahre lang die Dorfkinder bei der Flussüberquerung auf dem Rücken getragen und sie bis zur Schule begleitet.

In dem Dorf Longjiacun leben mehr als 50 Familien mit insgesamt mehr als 300 Menschen. Sie alle sind Angehörige der Miao- oder Tujia-Nationalität. Wenn im Frühling auf den Feldern der Raps blüht, ist das stille Dorf besonders schön.

Die kleine Dorfschule kann nur Schülerinnen und Schüler im ersten und zweiten Schuljahr aufnehmen. Nach dem zweiten Schuljahr müssen die Kinder andere Schulen der Gemeinde besuchen. Aber alle dieser Schulen liegen mindestens sieben Kilometer vom Dorf entfernt. Auf den unwegsamen Bergpfaden trifft man oft auf Giftschlagen.

Die Bamu-Grundschule drüben am anderen Flussufer liegt ganz nah, der Weg dorthin dauert nicht einmal 10 Minuten. Aber die Schule gehört nicht zu Chongqing, sondern zur Provinz Hunan. Erst nachdem sich die lokalen Verwaltungen 1987 geeinigt haben, dürfen Kinder des Longjiacun-Dorfes die Bamu-Grundschule besuchen. Die Lehrerin Shi Yuanying, die im Dorf Longjiacun wohnt, wurde an die Bamu-Schule versetzt. Jeden Tag trägt sie seitdem die Dorfkinder über den Fluss und bringt sie zur Schule.

"Wenn die Kinder selber durch das Wasser waten, ist gefährlich für sie. Mein Mann sagte mir, wenn der Wasserstand nicht hoch ist, kannst Du sie auf dem Rücken tragen und durch das Flusswasser waten."

Und dies hat Shi Yuanying bis 2005 getan, egal wie schlecht das Wetter war. Für viele Kinder war der Rücken von Shi Yuanying bis 2005 die einzige Brücke, über die sie zur Schule gehen konnten.

Die Schülerin Wang Manfei kann sich noch gut an die Szene erinnern, als ihre Lehrerin sie einmal auf dem Rücken trug und ein Stein unter ihren Füssen vom Wasser weggespült wurde.

"Der Abstand zum nächsten Stein mitten im Fluss war damit größer geworden. Das Wetter war stürmisch und das Wasser aufgewühlt. Und die Steine waren so glatt, dass meine Lehrerin kaum fest darauf stehen konnte. Sie fiel hin und einen Schuh verlor sie auch."

Auf diesem Weg stürzte Shi Yuanying so oft, dass sie häufig Wunden hatte, deren Spuren bis heute noch an ihren Beinen zu sehen sind. 18 Jahre lang trug sie Kinder auf dem Rücken und begleitete sie zur Schule. Viele Kinder sind heute erwachsen, und ihre Kinder wurden wieder von Shi Yuanying über den Fluss getragen und begannen so ihren Schulbesuch.

Bald wird Shi Yuanying 50 Jahre alt. Jeden Tag isst sie nur morgens und abends. Mittags korrigiert sie normalerweise Hausaufgaben und gibt Schülern Nachhilfestunden. Abends trug sie bis 2005 die Kinder wieder über den Fluss zurück und begleitete sie nach Hause. Die vielen Jahre im kalten Flusswasser ließen Shi Yuanying an Rheuma erkranken. Einmal war die Erkrankung so schlimm, dass sie drei Monate lang im Bett liegen musste.

Wenn sie krank ist oder bei Hochwasser, ruft Shi Yuanying Kinder, die in ihrem Dorf wohnen, an ihr Bett und gibt ihnen Unterricht. Chen Yijian ist ein Kollege von Shi Yuanying. Er erzählt:

"Bei starken Schmerzen konnte sie nur im Bett liegen. Sie musste zwar die Schmerzen aushalten, aber sie sagte, 'mir ist es das wert, wenn ich an die Schüler und die Arbeit denke.'"

Für Shi Yuanying ist sehr wichtig, dass die Kinder durch ihre Hilfe einen Zugang zur Außenwelt haben.

In den 18 Jahren, in denen Schulkinder von Shi Yuanying über den Fluss getragen wurden, geschah kein Unfall. Alle Dorfkinder besuchten regelmäßig die Schule. Manche der mehr als 100 Schülerinnen und Schüler, die auf dem Rücken von Shi Yuanying getragen wurden, bekamen Studienplätze. Einige sind sogar nach dem Studienabschluss zum Weiterstudium ins Ausland gegangen.

Im Jahre 2005 wurde endlich eine Brücke über den Fluss fertig gestellt, und die Kinder des Dorfes Longjiacun brauchen nicht mehr durch das Wasser zu waten. Doch bis heute trägt Shi Yuanying immer noch einen behinderten Schüler auf dem Rücken zur Schule und nach Schulschluss wieder nach Hause. Sie hofft, dass alle ihrer Schüler es später zu etwas bringen und mehr Brücken für die Heimat bauen werden. Sie sollen ein besseres Leben führen, meint die Lehrerin.

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