Das chinesische Handelsministerium hat Mitte des Jahres eine groß angelegte Werbe-Kampagne begonnen. Knapp 100 Medienvertreter und freiwillige Helfer haben sich auf eine Marketing-Tour durch China gemacht. Vier Monate lang warb man in 100 chinesischen Städten für chinesische Markenprodukte. Die Bevölkerung soll dadurch bewegt werden, verstärkt chinesische Produkte zu konsumieren. Chinesische Unternehmen will man anregen, Markenprodukte zu produzieren. Dazu der stellvertretende Handelsminister Liao Xiaoqi: "Markenprodukte helfen einem Land beziehungsweise einer Region, sich wirtschaftlich und gesellschaftlich gut zu entwickeln. Daher hat das Handelsministerium diese Kampagne in Gang gesetzt. Wir wollen dadurch nationale Innovationen fördern, die Produktion von Markenprodukten steigern und das Bewusstsein der Bevölkerung für chinesische Marken erhöhen. Wir wollen erreichen, dass mehr heimische Markenprodukte gekauft werden. Zudem wollen wir einen Wandel der Wachstumsmodule des chinesischen Außenhandels herbeiführen."

Auch der stellvertretende Abteilungsleiter für Marktaufbau beim chinesischen Handelsministerium, Cao Derong, unterstützt diese Aussagen. Er sagt, dass Wachstum des chinesischen Handels sei schon jetzt maßgeblich von der Entwicklung von Markenprodukten abhängig: "Chinas wirtschaftliche Entwicklung ist bereits in eine neue Phase eingetreten. Im Zuge des schnellen Wachstums des Außenhandels und der Zunahme der Handelsstreitigkeiten ist eine Änderung der Wachstumsmodule der Wirtschaft und des Handels erforderlich. Nur dadurch kann die wirtschaftliche Entwicklung stabilisiert werden, zudem können wir so den Verbrauch von Energie und Ressourcen reduzieren, unsere Wirtschaft wird effizienter. Was wir brauchen, um diese Ziele zu erreichen, sind eigene Markenprodukte und Innovationen. "

Er legte weiter dar, dass die Entwicklung von Markenprodukten ein langwieriger Prozess sei, die gesamte Gesellschaft müsse sich daran beteiligen. Die Unternehmen müssten sich ebenso darum bemühen, wie die Verbraucher, die ihr Konsumverhalten umstellen müssten, aber auch verschiedene Regierungsebenen müssten ihren Anteil beitragen.

Markenpolitik gilt allerdings als die Achillesferse zahlreicher chinesischen Produzenten. Aktuelle Zahlen belegen, dass China bis zum allgegenwärtigen Markenbewusstsein noch einen langen Weg vor sich hat. Nur 10 Prozent der chinesischen Exportartikel sind eigene Markenprodukte. Lediglich sechs chinesische Marken werden in der Liste der 500 weltweit bekannten Produkte geführt. Cao Derong vom chinesischen Handelsministerium führt diese unbefriedigende Situation auf folgendes zurück: "Chinas Marktwirtschaft steckt noch in den Kinderschuhen. Hinzukommt, dass es vielen chinesischen Unternehmen an Erfahrung und Wissen in Hinblick auf Markenbildung mangelt, viele haben wenig Markenbewusstsein. Sie wissen zum Beispiel gar nicht, dass sie ihre Marken registrieren lassen sollten. Viele Patente wurden deshalb von ausländischen Unternehmen geraubt. Chinesische Unternehmen sollten ihre Produkte außerdem häufiger modernisieren und optimieren, um den Anforderungen des Marktes gerecht zu werden. Generell wird in diesen Bereich in den Unternehmen viel zu wenig investiert."

Auch der unzureichende Schutz des geistigen Eigentums ist ein Problem. Viele Verbraucher können echte Marken nicht von den gefälschten Produkten unterscheiden und können dadurch Markenkopien auf dem Markt nicht boykottieren. Der Vorstandsvorsitzende der Taiyuaner Werkzeugmaschinen Co. Limted, Gao Zhijun, misst dem Konsumverhalten bei der Bildung von Marken eine große Bedeutung bei: "Viele Chinesen übersehen heimische Marken, oder kaufen sie bewusst nicht. Nationale Markenprodukte können sich nur entwickeln, wenn gezielte wirtschaftspolitische Maßnahmen der Regierung diese Entwicklung fördern."