In den letzten 20 Jahren hat er seine Spuren in den Bergen und den Seen überall in Tibet hinterlassen und zahlreiche Erfolge bei verschiedenen geologischen Forschungsreisen in Tibet erzielt. 2001 wurde Dorje als erster Tibeter in den Wissenschaftsrat der chinesischen Akademie der Ingenieurwissenschaften gewählt.
In den wissenschaftlich geologischen Kreisen Tibets hat sich Dorje in den letzten 20 Jahren einen unerreichten Ruf erarbeitet. Seine Spuren sind über ganz Tibet auf fast in allen Bergen und an sämtlichen Seen zu finden. Seine wissenschaftlichen Abhandlungen über Bodenschätze in Tibet sind sowohl in chinesischer wie auch in englischer Sprache erschienen. Mit seinen wertvollen Forschungsergebnissen erhielt er mehrere staatliche und regionale Preise. Heute ist Dorje Mitglied des Wissenschaftsrates der chinesischen Akademie der Ingenieurwissenschaften und einer der wenigen Chinesen in der Internationalen Geothermischen Vereinigung.
Für chinesische Verhältnisse ist der Beruf Geologe nicht sonderlich gefragt und schon gar nicht bequem. Warum Dorje dennoch dieses Fach gewählt hat, erklärt er uns so:
"Als ich noch ein Kind war, interessierte ich mich für alles Wissenswerte über Geologie. Ich habe Forscher beobachtet, die bei uns in der Gegend gearbeitet und die Geheimnisse der Erde erforscht haben. So träumte ich davon, eines Tages auch Geologe zu werden."
Als Sohn einer Bauernfamilie aus einem abgelegenen Dorf in Tibet ging der damals schon 20-jährige Dorje in den 70er Jahren in die südwestchinesische Großstadt Chengdu. Dort studierte er an einer Universität Geologie. Die vier Jahre an der Uni haben eine solide Grundlage für seine späteren Forschungen geschaffen. Nach dem Studium kehrte Dorje in seine Heimat zurück und wurde schnell technischer Leiter der geothermischen Forschungsgruppe des autonomen Gebiets Tibet.
Dorje ist nicht groß gewachsen, aber auf seinem Gesicht strahlt immer ein bescheidenes Lächeln. Normalerweise ist er kein Typ, der viel redet, nur wenn das Gesprächsthema auf die geologischen Ressourcen Tibets kommt, scheint es, als ob er sich in eine ganz andere Person verwandelt. Und wie ein Wasserfall sprudelt es aus ihm heraus:
"In Tibet sind reichliche geologische Ressourcen wie z. B. Erdwärme vorhanden. Als erneuerbare Energie ist Erdwärme umweltfreundlich und sicher. Sie kann in den verschiedensten Gebieten eingesetzt werden. Auch die Erschließung der thermischen Ressourcen erfordert nur verhältnismäßig geringe Investitionen..."
Die Leidenschaft für seine Arbeit hat Dorje auch wertvolle Fortbildungschancen eröffnet. Er wurde nach Beijing geschickt, um dort Englisch zu lernen. Später konnte er zur Fortbildung nach Italien und in die USA reisen. In diesen Ländern hat er moderne geothermische Forschungsmethoden erworben.
Dank dieser Auslandserfahrungen konnte Dorje einen wichtigen Durchbruch im Forschungsprojekt zur Erkundung der thermischen Ressourcen in Yangbajin erzielen. Als direkte Folge seiner Forschungsergebnisse entstand dort ein geothermisches Kraftwerk mit der landesweit höchsten Temperatur und größten Durchflussmenge.
Tsering Da hat jahrelang mit Dorje zusammengearbeitet. Ihm zufolge ist Dorje ein Mensch, der selbst vor extrem harten Aufgaben nicht zurückschreckt. Wenn er eine Sache für richtig hält, will er sie bis zum Ende durchziehen. Die Entdeckung einer großen Goldmine durch Dorje ist ein weiteres Beispiel seiner Hartnäckigkeit: Es war im Winter 1998, als sich Dorje zu einer Erkundungsreise in den Bezirk Ngari begab. In dem weltweit am höchsten gelegenen Gebiet Ngari war das eisige Winterwetter kaum auszuhalten. Auch die Straßenlage war schlecht und die Bedingungen waren insgesamt äußerst hart. Dennoch entschied sich Dorje zu seiner Reise nach Ngari und brachte schließlich unerwartete Ergebnisse zurück. Er entdeckte dort eine riesengroße Goldmine. Tsering Da erinnert sich:
"Damals wusste er selbst auch nicht, was es eigentlich heißt unter derart schwierigen Bedingungen zu arbeiten. Nachdem er zurück war, sagte er mir, dass ihn anfangs eine unbeschreibliche Angst vor der menschenleeren eiskalten Umgebung erfasst hat. Es war gar nicht leicht, dort Forschungen durchzuführen."
Doch Dorje hat durchgehalten. In Ngari entdeckte er eine Goldmine, in der mindestens 10 Tonnen Goldreserven gelagert sind. Das ist die bisher größte in Tibet entdeckte Goldmine.
Aufgrund seines Berufs ist Dorje viel unterwegs und arbeitet im Freien, sodass das Familienleben darunter schwer gelitten hat. Vor 10 Jahren verließ ihn seine Frau und er wurde geschieden. Der Schmerz darüber wird ihn vielleicht noch sein Leben lang begleiten.
In den Augen seiner Kollegen hat Dorje für die geologische Sache gelebt. Sein Kollege Li Qingbo sagt über Dorje:
"Er ist sehr bescheiden und kann viele Leute begeistern. Er arbeitet sehr verantwortungsvoll und gewissenhaft. Er hat auch keine hohen Ansprüche im Alltag. Er arbeitet in verschiedenen Büros, mal auf hohen Bergen, mal in Wüsten. Oft arbeitet er bis tief in die Nacht und vergisst über der Arbeit völlig das Essen."
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