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Auf die Suche nach neuen Energiequellen
   2006-10-20 16:44:28    cri
Kohle, Erdöl und Ergas sind auf der Welt nicht unbegrenzt vorhanden. Angesichts der kritischen Lage der Energieversorgung halten es die Regierung und Fachkreise Chinas für immer dringender, nach alternativen Energiequellen zu suchen. Ein Ausweg wäre, Energien aus Biomasse zu erschließen und zu nutzen. Die Verwertung erneuerbarer Energien ist nicht nur wirtschaftlich sinnvoll, sondern verbessert auch unsere Umwelt. Forschung und Entwicklung biotechnischer Energiegewinnung steht in zahlreichen nationalen Entwicklungsplänen an vorderer Stelle. 

Alternative Energiequellen, was heißt das eigentlich? Wir müssen uns nur ein wenig umsehen, denn in unserer Welt existieren umfangreiche Energiequellen. Sie werden von Pflanzen mit Hilfe des Sonnenlichtes aufgebaut. Dank der Photosynthese wandeln Bäume und andere Landpflanzen ununterbrochen Kohlendioxid in Biomasse um. Auch Steinkohle, Braunkohle und Erdöl sind Endprodukte der Photosynthese. Kohle, Gas und Öl sind knapp geworden. Energie ist jedoch auch in Biomasse in Form von Holz und Stroh, aber auch Dung und Pflanzenabfällen aller Art gespeichert.

Bevor deren Energie genutzt werden kann, muss sie zunächst gewonnen werden. Manchmal genügen einfache mechanische oder physikalische Einwirkungen, Holz kann man zum Beispiel sehr einfach anzünden und Wärme gewinnen. Manchmal sind aber auch aufwendige thermochemische und biologische Verfahren notwendig. Verschiedene Forschungsprojekte haben das Ziel, die Energiegewinnung aus Biomasse voranzutreiben. Nach der Umwandlung steht die Energie aus Biomasse in fester, flüssiger oder gasförmiger Form zur Verfügung und kann zum Beispiel Wärme erzeugen oder elektrischen Strom.

Zu den Vorteilen der Energiegewinnung aus Biomasse erklärt Dr. Li Guiying, Leiter des Zentrums für Bioenergieforschung der Chinesischen Akademie für Agrarwissenschaften:

"Ein Vorteil der Energiegewinnung aus Biomasse ist, dass sie sich nicht verbraucht. Zur Produktion einer Energieeinheit wird genau soviel Kohlendioxid verbraucht, wie später wieder freigesetzt wird. Zweitens ist die gewonnene Energie in fester, flüssiger oder gasförmiger Form speicherfähig. Drittens gibt es die Rohstoffe für die Gewinnung von Bioenergie überall auf der Welt, sogar in den ärmsten Regionen. Die Sonne als Energielieferant steht ebenfalls weltweit zur Verfügung und solange die Sonne scheint, bleibt der Energiekreislauf bestehen. Der vierte Vorteil schließlich liegt darin, dass es bei der Erschließung und Nutzung von Bioenergien keine schwer zu entsorgenden Rückstände gibt, wie sie etwa bei der Nutzung von Kernenergie anfallen."

Bioenergieträger wachsen nach und lassen sich umweltneutral, das heißt umweltfreundlich verbrennen, deshalb erregen sie in immer mehr Ländern. Die USA, Japan und viele europäische Länder sind derzeit dabei, eigene Entwicklungsprogramme zur Erforschung von Bioenergien zu fördern. Auch in China ist die Entwicklung und Erforschung von Biotechnologien ein unaufschiebbares Thema. Dazu sagt Dr. Li Guiying:

"Im achten, neunten und zehnten Fünfjahresprogramm unseres Landes sind Projekte zur Erforschung und Entwicklung von Bioenergie enthalten. Besonders in diesem Jahr ist das Thema Biotechnologie in den Mittelpunkt unseres Interesses gerückt. Bei der Umsetzung befinden wir uns noch in der Anfangsphase. Das gesamte Niveau ist noch nicht sehr hoch. Nicht vergessen dürfen wir dabei aber Chinas Erfolge bei der Nutzung von Methanol und Äthanol als Treibstoff, zum Beispiel in Bussen des öffentlichen Personenverkehrs und bei der Stromerzeugung. Wir können stolz darauf sein, dass China in diesen Bereichen der Anschluss an die Weltspitze gelungen ist."

Die Erzeugung von Biodiesel steht in China kurz vor der Marktreife. Zahlreiche Betriebe haben großes Interesse für die Produktion von Biodiesel gezeigt, viele haben bereits mit der Produktion begonnen. Auch bei der Gewinnung von Äthanol, einem aus Pflanzen durch Fermentierung gewonnenen Alkohol, wird umfassend geforscht. Mit der derzeit verfügbaren Technik könnten aus sechs Tonnen Strohhalmen eine Tonne Äthanol gewonnen werden, doch noch sind die Produktionskosten zu hoch. Äthanol wird durch Vergärung landwirtschaftlich angebauter zucker-, stärke- und zellulosehaltiger Nutzpflanzen wie Zuckerrübe und Mais oder Pflanzenresten, die im Wald zu finden sind, gewonnen. Anders als bei Benzin erhöht die Verbrennung von Äthanol nicht den Anteil des zur Klima-Erwärmung beitragenden ''Treibhausgases'' Kohlendioxid in der Atmosphäre. Die Menge des wieder freigesetzten Kohlendioxids entspricht nämlich der Menge Kohlendioxid, die von den verwendeten Nutzpflanzen der Atmosphäre entzogen wurde.

Äthanol kann mit Benzin versetzt werden und Kraftfahrzeuge können direkt damit fahren. In China wird eine Mischung aus 90 Teilen Benzin und 10 Teilen Äthanol eingesetzt. Bereits die mit Hilfe von Subventionen des chinesischen Staates jährlich produzierten eine Million Tonnen Äthanol sparen jährlich in China eine Million Tonnen Benzin ein.

Wie groß die Reserven an Biomasse in China eingeschätzt werden, erklärt uns wieder Dr. Li:

"China ist ein großes Agrarland und verfügt über große Mengen Biomasse, ich meine hier besonders die ölhaltigen und andere energiereiche Pflanzen. Diese erzeugen zusammen mit Abfallprodukten aus der Landwirtschaft wie Stroh, Maiskolbenstrünken, Reisschalen und anderen Pflanzenresten jährlich rund 700 Millionen Tonnen Biomasse, das entspricht einer Energiereserve von 350 Millionen Tonnen Kohle. Hinzu kommen Abfälle aus der Holzverarbeitung, Nutzhölzer zur Energiegewinnung und städtische Abfälle, die zusammen weitere 330 Millionen Tonnen Kohle ersetzen können. Außerdem gibt es in China mehr als 22 Millionen Hektar Berghänge und Salz-Alkali-Böden, die nicht für den Getreideanbau geeignet sind. Diese Flächen können aber für den Anbau anspruchsloser Pflanzen oder Gräser genutzt werden."

Als Beispiel nennt Dr. Li sein Forschungsprojekt "Zuckerhirse":

 "Laut Planung des Staates soll Zuckerhirse als anspruchslose Energiepflanze auf mageren oder bisher landwirtschaftlich brachliegenden Böden angebaut werden. Unsere Forschungen sind darauf fokussiert, neue Arten von Zuckerhirsen, die speziell für den Anbau auf wenig fruchtbaren Böden geeignet sind, zu züchten. Um die neuen Arten gegen Salz und Alkali resistent zu machen, werden wir auch Genmanipulation einzusetzen."

Der Experte zeigt sich optimistisch hinsichtlich der Aussichten der Bioenergie in China. Er meint, bei der Entwicklung der biotechnischen Energiegewinnung werden moderne Agrarwissenschaften eine wichtige Rolle spielen. Derzeit gebe es in China leider noch keinen vollständigen Produktionskreislauf für die biotechnische Energiegewinnung. Viele Fragen seien aufgeworfen und benötigten eine systematisierte Lösung. Dazu sei vor allem eine Veränderung der Denkweise der ganzen Gesellschaft notwendig. Die Erzeugung und Nutzung von Bioenergie müssten ein natürlicher und harmonischer Teil des chinesischen Energiehaushalts werden, betonte der Experte abschließend.

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