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Dorflehrer Li Yuanchang
   2006-10-20 15:12:02    cri
Lange Zeit schon klagen Dorfschulen in Chinas wirtschaftlich unterentwickelten Regionen über niedrige Lehrqualität und mangelnde Geldmittel. Dorfkinder haben, im Großen und Ganzen gesehen, nicht annähernd die gleichen Bildungschancen wie Kinder in den Städten. Um dies zu ändern und den Kindern in Dörfern eine gute Schulbildung zu ermöglichen, haben zahlreiche Dorflehrer vieles auf sich genommen. Li Yuanchang ist einer dieser Lehrer. Er hat beinahe 200 Dorfmittelschulen in der nordostchinesischen Provinz Jilin besucht. Das hat insgesamt sechs Jahre gedauert und ihm eine Stange Geld gekostet. Sein Fazit: Die Lehrer in den Dörfern müssen besser werden, sie müssen den Kindern einfach mehr beibringen. Auf seine Initiative hin sind in Jilin nun 42 Ausbildungsstandorte für Dorflehrer entstanden.

In dem Dorf Yaoweizi in der Provinz Jilin führen die Einwohner ein traditionelles Leben: Bei Sonnenaufgang gehen sie zur Feldarbeit und bei Sonnenuntergang kommen sie wieder nach Hause. Während der Arbeitspausen lauschen sie gern den Kindern in der Schule, die laut lesen und deren Worte durch die Fenster nach draußen schallen. In diesem kleinen Dorf ist der hier geborene Li Yuanchang aufgewachsen. Der heute 57-jährige hat von klein auf gern gelernt, er mochte die Schule. Wie hart das Leben auch gewesen war, niemals hätte er auf das Lernen verzichtet. Nach seinem Studienabschluss hat er sich für den Beruf des Lehrers entschieden. Es habe ihm immer sehr weh getan, wenn er erfahren musste, dass manche Kinder aus Armut oder auch aus anderen Gründen nicht mehr zur Schule gingen.

"Alle Kinder in meiner Klasse betrachte ich als meine eigenen Kinder. Ich bin der Meinung, dass wir Lehrer die Schüler wie eigene Kinder lieben sollen. Ich hatte fünf oder sechs Mal die Familie eines Schülers besucht, weil er nicht mehr in die Schule kam, sondern auf dem Feld gearbeitet hat. Schließlich war es mir gelungen, ihn mit meinem Fahrrad zurück zur Schule zu bringen."

1985 begann Li an einer lokalen Mittelschule seine Tätigkeit als Lehrer für Chinesisch. Schon von Beginn an hatte er Ideen, wie er den Unterricht neu gestalten könnte, damit er der ländlichen Bildung besser entgegen kam. "Nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernen wir" - mit diesem Motte werden und wurden seine Schüler von ihm stets ermutigt, das Wissen, das man in der Schule erwirbt, mit der Praxis der landwirtschaftlichen Produktion zu verbinden. Diese Unterrichtsmethode von Li Yuanchang findet auch Zuspruch bei seinem Kollegen Wang Wei:

"Li ist davon überzeugt, dass Schulbildung zur Qualifikation von Werktätigen in der Heimat beiträgt. Schulen und Klassenräume sind seiner Meinung nach zu klein und begrenzt. Er bringt den Schülern das gesellschaftliche Leben näher und sagt ihnen, dass sie das Leben in der Natur und in der Gesellschaft persönlich empfinden sollen. Seine Schüler werden zum Beispiel von ihm in die Kornfelder geführt und dort zur Feldarbeit angehalten."

Schülerinnen und Schüler sollen die Außenwelt mit eigenen Augen und außerhalb der Klassenräume genau beobachten und ihren Grips anstrengen, bevor sie etwas zu Papier bringen und ihre eigene Persönlichkeit abschätzen können. Li Yuanchang sagt, dass der Besuch von Dorfschulen zwar sehr hart sei, doch haben auch im Dorf alle Schulkinder die Möglichkeit, ihren Gedanken freien Lauf zu lassen. Und das versucht er, durch seine Unterrichtsmethode den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln - mit steigendem Erfolg. Zahlreiche Schüler, die Li Yuanchang unterrichtet hat, haben später studiert. Manche von ihnen sind heute Agrarspezialisten oder -techniker. Eine Sammlung von Aufsätzen seiner Schülerinnen und Schüler, die er im Laufe von Jahren angelegt hat, erhielt den Namen "Kleine Blümchen auf dem Feld" und wird heute als Lesematerial für den Chinesisch-Unterricht in allen Schulen der Provinz verwendet. Yan Zhaodong ist ein Schüler von Li Yuanchang. Er sagt den Journalisten, dass er vieles von seinem Lehrer Li gelernt habe, was ihm lebenslang helfen wird.

"Er hat uns nicht nur Kenntnisse beigebracht, sondern auch eine Methode, wie man sich Kenntnisse aneignet und sie im Kopf behält - ein Können, was uns im ganzen Leben helfen kann."

Vor sechs Jahren war Li Yuanchang plötzlich schwer krank. Er musste seine Schülerinnen und Schüler verlassen. Er erhielt nach seiner Gesundung neuen Posten in der Provinzhauptstadt. An dem Institut für Bildung der Provinz Jilin arbeitet er seither als Unterrichtsforscher im Fach Chinesisch. Für Li Yuanchang ist der neue Posten ein neuer Anfang, um zur ländlichen Schulbildung beizutragen.

"Nach der Genesung begab ich mich sofort auf meinen Rundgang durch die Dorfschulen in der Provinz. Da sich meine Rolle geändert hatte, machte ich mir viele Gedanken, wie mit meinem neuen Job zur Entwicklung der Dorfschulen beitragen kann. Mir war klar, dass ich die Schulbildung in der ganzen Provinz besser kennenlernen musste."

Deshalb verweilt Li Yuanchang jährlich mindestens vier Monate in den Dörfern. 80 Prozent aller Mittelschulen auf Kreis- und Gemeindeebene hat Li bereits besucht. Die Ergebnisse seiner Untersuchungen zeigen, dass die niedrige Qualität der Lehrer ein wichtiger Faktor ist, der die Entwicklung der ländlichen Bildung behindert. Wegen mangelnder finanzieller Mittel kann die Ausbildung der Dorflehrer aber kaum durchgeführt werden. Unter diesen Umständen realisierte Li Yuanchang seine Idee, Standortschulen in den ländlichen Gebieten zu errichten. Lehrerinnen und Lehrer aus verschiedenen Dorfschulen treffen sich hier und gestalten ihre Lehr- und Unterrichtspläne gemeinsam. Außerdem hören sie bei den Unterrichten ihrer Kollegen zu und diskutieren anschließend darüber, wie die Unterrichtsqualität verbessert werden kann. Dank Li Yuanchang's Bemühungen sind bislang 42 solcher Standortschulen in neun ländlichen Regionen der Provinz Jilin entstanden. Zahlreiche Dorflehrer bilden sich so in diesen Standortschulen aus und verbessern dadurch ganz automatisch ihre Lehrqualität.

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