Startseite | Nachrichten | Zeitgeschehen | Chinesischkurs | China ABC | Inet Radio | Frage der Woche | Paralympics 2008 in Beijing | Sendeplan
 

-Empfangsbericht
-Feedback   -Archiv

Erstes staatliches Hospital für Niedrigverdiener in Beijing
   2006-10-20 10:43:30    cri
Auch in China wird die medizinische Behandlung immer teuer. Aus dem dritten Untersuchungsbericht des chinesischen Gesundheitsministeriums über das staatliche Gesundheitswesen, der im Jahr 2005 veröffentlicht wurde, geht hervor, dass fast die Hälfte aller Chinesen im Krankheitsfall nicht zum Arzt gehen. Etwa 30 Prozent vermeiden einen Krankenhausaufenthalt sogar dann, wenn er notwendig wäre.

Alle Regierungsebenen Chinas haben es sich zum Ziel gesetzt, dieses Problem zu beheben. Eine Maßnahme ist beispielsweise die Einrichtung eines staatlichen Krankenhauses für Sozialschwache im Beijinger Stadtbezirk Haidian. Das Krankenhaus Shangdi geht auf die Initiative der lokalen Bezirksregierung zurück, es wurde 2005 eröffnet und soll vor allem Niedrigverdiener entlasten. Seither hat sich die medizinische Versorgung der Niedrigverdiener deutlich verbessert. Das Krankenhaus ist nach einem Jahr Betriebszeit sehr beliebt.

Ge Mingyan stammt aus einem Dorf in der Nähe der westchinesischen Metropole Chongqing. Vor fünf Jahren kam sie nach Beijing, um hier zu arbeiten. Schon nach kurzer Zeit wurde bei ihr Leukämie diagnostiziert. Die Behandlungskosten wurden mit 8.000 Yuan RMB festgesetzt. Diese Summe konnte Ge Mingyan aber nicht aufbringen. Daher vermied sie es zwei Jahre lang, zum Arzt zu gehen. Ihr Zustand wurde immer schlechter, die Krankheit verschlimmerte sich zusehends.

Schließlich gab es keinen Ausweg mehr, sie musste wieder ins Krankenhaus. Die Behandlungskosten waren nun allerdings noch höher:

"Der Doktor hat mir gesagt, dass ich 30.000 Yuan RMB für meine stationäre Behandlung aufbringen muss. Das kann ich mir aber einfach nicht leisten, wo soll ich soviel Geld hernehmen? Ich konnte mich also nicht behandeln lassen, ich konnte nur wieder nach Hause gehen."

Ge Mingyan sah daher von einer Behandlung ab, ihr Zustand verschlechterte sich weiter. Es gibt nur noch eine Chance, ihr Leben zu retten, eine Knochenmark-Transplantation. Aber die Behandlung ist noch teurer, sie kostet 400.000 bis 500.000 Yuan.

Es gibt viele Fälle wie den von Ge Mingyan. Die Menschen haben kein Geld, bei den ersten Krankheitsanzeichen zum Arzt zu gehen. Sie gehen erst, wenn sie wirklich keinen anderen Ausweg mehr sehen. Meist ist die Krankheit dann schon so weit fortgeschritten, dass eine Behandlung wesentlich teurer ist, als wenn sie mit den ersten Symptomen zum Arzt gegangen wären. Yu Xiaoqian, einer der Initiatoren des Shangdi-Krankenhauses, erklärt, mit der Einrichtung dieses staatlichen Krankenhauses, hauptsächlich für Niedrigverdiener, wolle man eine gute medizinische Versorgung dieser Menschen sicherstellen. Man ermögliche somit allen den Arztbesuch:

"Wenn die Menschen krank sind, haben sie nun eine Adresse, wo sie behandelt werden können, egal wie viel sie verdienen. Sie müssen nicht mehr zu Hause still vor sich hin leiden."

Um den Menschen mit niedrigen Einkommen diese Möglichkeit zu geben, haben Yu Xiaoqian, damals Chef der Gesundheitsbehörde im Haidian-Bezirk, und einige andere dieses für Beijing bislang einmalige Projekt gestartet. Das neue Hospital liegt im Bezirk Haidian, der zu den Bezirken mit reichen medizinischen Ressourcen in China zählt. Etliche Krankenhäuser entsprechen hier beinahe dem internationalen Standard. Allerdings kostet die medizinische Behandlung in diesen Krankenhäusern dann auch dementsprechend viel, die vielen Bauern und armen Städter können die Behandlungskosten nicht aufbringen.

Das Shangdi-Krankenhaus ist für diese Menschen die einzige Anlaufstelle, da es ihnen aufgrund seiner anderen Verwaltungsstruktur wirklich medizinische Betreuung zu niedrigsten Preisen oder sogar umsonst anbieten kann. Im Gegensatz zu den allgemeinen staatlichen Krankenhäusern bezahlt der Staat in Shangdi nicht nur die Ärzte, sondern auch alle anderen Ausgaben, beispielsweise die Pachtgebühren und Kosten für die medizinischen Geräte. Die Klinikleitung muss sich um diese Dinge also nicht sorgen.

Aufgrund dieser Bedingungen kann das Shangdi-Hospital jede Behandlung günstiger durchführen, als alle anderen Krankenhäuser. Vier Monate nach der Eröffnung des Krankenhauses waren in Shangdi schon alle Betten belegt, weil viele Menschen die Chance einer bezahlbaren medizinischen Betreuung wahrnahmen. Viele wurden auch von anderen Haidianer-Krankenhäusern nach Shangdi überwiesen.

Die lokale Regierung des Haidian-Bezirks hat bereits bekannt gegeben, dass man zwei weitere gemeinnützige Krankenhäuser bauen wolle, wenn das Shangdi-Krankenhaus sich bewähren würde. In den beiden geplanten Krankenhäusern für Niedrigverdiener sollen auch Wanderarbeiter behandelt werden. Das chinesische Gesundheitsministerium unterstützt diese Pläne. Auch in anderen Städten und Gemeinden sollen gemeinnützige Kliniken eingerichtet werden.

Dennoch fragen sich einige, wie lange ein Krankenhaus bestehen kann, das an seinen Patienten kein Geld verdient. Die Chefin des Shangdi-Hospitals, Wang Ling, erklärte, da der Staat die Fixkosten des Krankenhauses decke, blieben nur noch wenige Rechnungen, die das Krakenhaus selbst begleichen müsse, das seien vor allen die Wasser- und Stromkosten. Aber durch die steigende Patientenzahl werde man auch dahingehend entlastet:

"Wenn wir täglich 1.000 bis 1.500 Patienten ambulant behandeln, können wir die Ausgaben decken."

Das Shangdi-Krankenhaus wird aktuell als Krankhaus der Stufe II eingeordnet, das heißt, schwere Krankheiten können hier noch nicht behandelt werden. In Zukunft soll es auch Krankenhäuser der Stufe III geben, die Sondertarife für arme Patienten anbieten, zum Beispiel verbilligte Krankenbetten. Dahinter steht, dass die Regierung mehr Geld investieren wird, damit die arme Bevölkerung sich den Arztbesuch leisten kann.

     mehr zum Thema Ihre Meinung

Not Found!(404)

Not Found!(404)