"Die Beziehungen zwischen Österreich und der Volksrepublik China haben sich in den vergangenen 35 Jahren seit der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen in den Bereichen Politik, Wirtschaft und Kultur für beide Seiten sehr gut und sehr erfreulich entwickelt". Dies sagte der österreichische Botschafter in China, Hans Dietmar Schweisgut, zum 35. Jubiläum der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern.
Botschafter Schweisgut beschrieb die folgenden Etappen der Entwicklung der bilateralen Beziehungen:
In den ersten Jahren war der wirtschaftliche Austausch noch nicht sehr intensiv. Es gab wenige politische Besuche, da China damals noch mitten in der Kulturrevolution steckte. Aber damals wurde der Beginn einer sehr guten Kooperation gelegt - vor allem im Wissenschaftsbereich.
Die zweite Phase begann mit der Einführung der Reform- und Öffnungspolitik in den 80er Jahren in China. "Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Besuch in der Volksrepublik China 1985 im Rahmen einer Wirtschaftsdelegation", sagte der Botschafter. Damals starteten die ersten Großprojekte mittels Finanzierung durch die österreichische Regierung, vor allem in den Bereichen Stahlindustrie, Anlagenbau, Wasserkraftwerke und Spitalsausstattung.
Im September 1985 besuchte der österreichische Bundespräsident Dr. Rudolf Kirchschläger China. Mit dem ersten Besuch eines österreichischen Bundespräsidenten begann die dritte Phase.
In den letzten Jahren folgte ein sehr intensiver politischer Besuchsaustausch, zuletzt durch den Besuch von Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel im April 2005. Daneben entwickelten sich auch die Beziehungen in allen anderen Bereichen kräftig weiter.
Als Beispiele der guten Beziehungen zwischen beiden Ländern führte Botschafter Schweisgut aus, dass diese Kontakte im politischen Bereich zu einem sehr offenen Gesprächsklima führten. Österreich und China sind in vielen internationalen Fragen gleicher Meinung. Österreich wollte seine Vorsitzführung im Rahmen der Europäischen Union in diesem Halbjahr nutzen, um auch die Beziehungen zwischen Europa und China weiter voranzutreiben.
Im wirtschaftlichen Bereich erreichten beide Länder inzwischen ein Handelsvolumen von deutlich über 4 Milliarden Euro. "Wir haben ein Handelsbilanzdefizit mit China, aber wir wollen in erster Linie unsere Exporte steigern und nicht die chinesischen Exporte beschränken", betonte der Botschafter.
Von 2001 bis 2005 verdoppelten beide Länder ihr Handelsvolumen. Wie Österreichs Bundeskanzler Schüssel und Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao im vergangenen Jahr vereinbarten, soll das Handelsvolumen bis 2010 weiter verdoppelt werden.
Der dritte zukunftsträchtige Kooperationsbereich ist erneuerbare Energie und Umwelt. Die Regierungschefs beider Länder vereinbarten vor einem Jahr eine Partnerschaft im Bereich erneuerbare Energie und Umwelt. Ein Lenkungsausschuss der chinesischen Staatlichen Entwicklungs- und Reformkommission und des österreichischen Wirtschaftsministeriums wurde gegründet und das erste Treffen auf Vizeministerebene fand schon im Dezember in Beijing statt. Bei einem Treffen Ende Mai in Wien sollen ganz konkrete Bereiche der Zusammenarbeit vereinbart werden.
Am 25. April 2006 wurde in Wien eine Vereinbarung über die Errichtung eines österreichisch-chinesischen Technologie-Parks in Wien abgeschlossen. An diesem Projekt sind chinesische und österreichische Firmen beteiligt und es erhält Unterstützung von beiden Regierungen. "Das ist ein Bereich, der viel Zukunftspotential hat und der vor 35 Jahren undenkbar erschienen wäre", sagte der Botschafter.
Eine sehr bereite Kooperation findet auch im Bildungs- und Wissenschaftsbereich statt. Die Unterzeichnung eines Wissenschaftsabkommens vor 21 Jahren führte zu einem Austausch von Wissenschaftlern und Akademikern und zu zahlreichen Projekten, die immer stärker auch im Rahmen der europäischen Forschungsprogramme abgewickelt werden.
Interessante Projekte gibt es auch im Gesundheitsbereich. An der Peking-Universität wird im Mai unter der Schirmherrschaft von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer, die gleichzeitig die Vorsitzende des Europäischen Rates im Bildungsbereich ist, ein neues, gemeinsames Krebsforschungszentrum eröffnet.
Weitere Kooperationsprojekte gibt es auch in den Bereichen Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) und Justizwesen.
Der Ausbau des Tourismus stößt in Österreich ebenfalls auf großes Interesse. Im vergangenen Jahr reisten 180.000 chinesische Touristen nach Österreich. Der Botschafter hofft, dass diese Zahl bald verdoppelt werden kann.
Nicht zuletzt ist der Kulturaustausch zu erwähnen, der vor allem in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat, sagte Botschafter Schweisgut. Im Jahr 2001 schlossen beide Länder ein Kulturabkommen. Österreich errichtete in Beijing eine Kulturabteilung - das "Kulturforum der österreichischen Botschaft". In den eineinhalb Jahren seines Bestehens förderte das Kulturforum, unter seiner Leiterin Mag. Gabriele Feigl, den Kulturaustausch zwischen den Völkern Österreichs und Chinas und veranstaltete beispielsweise eine Internationale Mozartwoche in Beijing.
Der Botschafter fasste zusammen, dass die ersten wirtschaftlichen und kulturellen Kontakte zwischen der Volksrepublik China und Österreich schon Mitte der 50er Jahre erfolgten. China importierte damals vor allem Schwerindustrieprodukte wie das LD-Verfahren zur Stahlerzeugung und Konsumwaren aus Österreich. Das erste Konzert eines österreichischen Dirigenten in China fand auch schon in den 50er Jahren statt. "Es hat auch persönliche Beziehungen gegeben. Vor allem die Gefühle der Zuneigung, der Freundschaft, des Vertrauens und des Respekts zwischen den beiden Völkern gibt es ja schon viel länger als die offiziellen diplomatischen Beziehungen", sagte der Botschafter.
Österreich war nach dem Zweiten Weltkriegs in der Welle der diplomatischen Anerkennung Chinas unter den Ersten. Am 28. Mai 1971 wurden die diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern offiziell aufgenommen.
(China.org.cn)
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