Das Jiangong-Krankenhaus in Urumqi, der Hauptstadt Xinjiangs, hat im Bereich der Osteologie und Wirbelsäulen-Chirurgie einen sehr guten Ruf. Professor Tian Huizhong ist eine Koryphäe auf diesem Gebiet, er hat etwa 20 Operationsmethoden erarbeitet. Auch die von ihm entwickelten medizinischen Geräte, beispielsweise das Knochenmesser für Wirbelsäulen-OPs, haben die Operationen einfacher und effizienter gemacht.
Der heute knapp 80-jährige Professor Tian Huizhong hat mehr als 50 Jahre im Bereich der Osteologie und der Wirbelsäule-Chirurgie gearbeitet. In dieser Zeit hat er für dieses medizinische Gebiet viel getan. Er hat beispielsweise das Tianshi-Knochenmesser für Wirbelsäulen-OPs erfunden. Er war Mitherausgeber des ersten chinesischen Standardwerks über Missbildungen der Wirbelsäule und veröffentlichte in seiner Laufbahn mehr als 60 Fachberichte in den wichtigsten in- und ausländischen medizinischen Zeitschriften.
Die Liebe zur Medizin ist Tian Huizhong quasi angeboren. Seine Familie beschäftigt sich schon seit einigen Generationen mit der traditionellen chinesischen Medizin. Auch sein Großvater und Vater waren zu Lebzeiten schon bekannte Ärzte.
"All meine Familienangehörigen beschäftigen sich mit traditioneller chinesischer Medizin. Wir hatten viele medizinische Bücher zu Hause. Von klein auf las ich diese Bücher mit großer Faszination. Ich zog auch gerne die Schubladen mit chinesischen Medikamenten heraus, um zu sehen, was das für ein Medikament ist. Schon damals fand ich Medizin sehr interessant und spannend und beschloss auch Medizin zu studieren. Das Studium selbst war dann meine große Chance."
Als Tian Huizhong 1950 sein Studium abgeschlossen hatte, zog er mit seiner Mutter und seiner jüngeren Schwester nach Xinjiang, um dort den Patienten, die vornehmlich verschiedenen Minderheiten angehörten, medizinische Behandlungen zukommen zu lassen.
Anfangs arbeitete Tian Huizhong als Chirurg. Später konzentrierte er sich dann auf die Osteologie. Was er an Wirbelsäulen-Verletzungen und -Missbildungen im Rahmen seiner täglichen Arbeit sah, erschütterte ihn oft tief. Zu dieser Zeit galt die Spondylarthritis ankylopoetica, besser bekannt auch als Morbus Bechterew weltweit noch als unheilbar. In China steckten die Forschungen in diesem Bereich damals noch in den Kinderschuhen. Tian Huizhong kaufte ausländische Fachzeitschriften und eignete sich so fleißig zusätzliches Wissen an. Im Jahr 1961 wandte er in China erstmals erfolgreich die Knochen-Ektomie-Redressement-Methode bei Spondylarthritis ankylopoetica-Patienten an. Tian Huizhong wurde dadurch zum Vater der chinesischen Wirbelsäulen-Chirurgie.
Bei der Knochen-Ektomie muss man mit einem Knochenmesser arbeiten. Aber die Messerklingen der damals eingesetzten herkömmlichen Messer waren sehr dick und daher für diese Operationsmethode ausgesprochen ungeeignet. Daraufhin untersuchte Tian Huizhong die verschiedenen Strukturen und die Funktionen von Knochenmessern. Im Jahr 1979 konstruierte er schließlich seine eigene Serie von Knochenmessern, speziell für die diffizilen Wirbelsäulen-Operationen. Seine Serie enthielt 20 Knochenmesser verschiedener Größe. Die neuen Messer wurden von seinen Kollegen in ganz China sehr geschätzt. Andere Osteologie-Experten arbeiten an der Weiterentwicklung der Messer mit, so dass sich die Tianshi-Knochenmesser stetig verbessert haben. Heute gibt es bereits die sechste Generation der Knochenmesser, die auch in großen Mengen nach Europa und in die USA exportiert werden.
Der 70-jährige Xie Chun erlitt einen Bandscheibenvorfall. Im Jiangong-Krankenhaus konnte er geheilt werden:
"Ich hatte schon vorher viel von Professor Tian gehört und war zuversichtlich für meine OP. Vor der Operation konnte ich zu Hause nur im Bett liegen. Aber zwei Tage nach der Operation fühlte ich bereits, dass mein Rücken nicht mehr so schmerzhaft war. Die Operation war erfolgreich."
Mittlerweile ist Professor Tian Huizhong sehr bekannt. Gleiches gilt auch für seine Knochenmesser. Im Jahr 1990 besuchten zwei japanische Medizin-Experten das Jiangong-Krankenhaus. Nachdem sie die Anwendung der Tianshi-Knochenmesser kennen gelernt hatten, waren sie sehr beeindruckt. Sie sagten, die Struktur, die Einrichtungen und die Apparate im Jiangong-Krankenhaus seien nicht moderner als die im Krankenhaus der Tokio-Universität, aber dort gebe es keinen so ausgezeichneten Arzt wie Professor Tian. Der Besuch der Experten legte den Grundstein für eine gute Freundschaft und die weitere, enge fachliche Zusammenarbeit zwischen dem Jiangong-Krankenhaus und der Tokio- Universität. Dazu Professor Tian:
"Sie interessierten sich sehr für meine Knochenmesser. Die Tianshi-Knochenmesser der 3. Generation wurden dann schließlich auch in Japan hergestellt. Sie waren aus Edelstahl."
Auf Einladung japanischer Experten unternahm Professor Tian später in Japan eine Vortragsreise, unter anderem präsentierte er seine Kenntnisse auch in Tokio und Osaka. Er wurde sehr herzlich willkommen geheißen und schloss später noch einen weiteren Japanaufenthalt an, er hielt fast ein Jahr lang dort Vorlesungen. Professor Tian hat sich um den medizinischen Austausch zwischen China und Japan sehr verdient gemacht
Der fast 80-jährige geht nach wie vor jeden Tag pünktlich zur Arbeit. Er diskutiert mit anderen Ärzten über die Symptome der Patienten und behandelt auch immer noch selbst:
"Meine Lebensaufgabe sehe ich darin, für die Patienten da zu sein. Ich möchte in meinem Leben so viele Operationen durchführen wie möglich und möglichst vielen Patienten helfen."
Statistiken des Jiangong-Krankenhauses belegen, dass seit der Einführung der Tianshi-Knochenmesser im Jahr 1979 über 70.000 Wirbelsäulen- Patienten erfolgreich behandelt werden konnten.
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