Kapital, Kunden und Marktanteile des chinesischen Bankensektors waren früher ausnahmslos in der Hand staatseigener Geschäftsbanken. Die vier größten staatseigenen Geschäftsbanken verfügten über mehr als 50 Prozent des gesamten Bankenkapitals des Landes. Dank der Reform der wirtschaftlichen Struktur erlebt Chinas Bankensektor ebenfalls eine beschleunigte Entwicklung der marktgerechten Umgestaltung. Stimmen wurden verstärkt laut, die den Einstieg des Kapitals auswärtiger und privatwirtschaftlicher Quellen in die Bankenbranchen als Lösung der bestehenden Probleme sehen. Die neugegründete Bohai-Bank ist sozusagen ein Modell dafür. Deren diverse Kapitalbeteiligung wurde von Branchenkennern allgemein anerkannt und als ein Durchbruch beim Aufbau und der Außenöffnung des chinesischen Bankensektors bezeichnet.

Yang Zilin ist Vorstandsvorsitzender der Bohai-Bank Corp. Limited. Zur Eröffnung ihrer in der Neuen Küstenzone Tianjin gegründeten ersten Filiale sagte Yang, dies fördere nicht nur die Entwicklung und Öffnung der Neuen Küstenzone Tianjin, sondern darüber hinaus auch die Finanzreform insgesamt:

"Die Bohai-Bank ist ein neu gegründetes Geldinstitut. Wir haben keine historischen Hinterlassenschaften, weder faule Kredite noch übermäßig große Immobilien oder zu üppige Belegschaft. Dafür besitzen wir ein modernes Management. Auf diese Weise können wir auf einer brandneuen Basis aufbauen - sei es im Strukturaufbau, sei es hinsichtlich der Verwaltung von Risiko-Kapital. Also, wir werden unsere Produkte und Dienstleistungen wissenschaftlich gestalten."

Als Arbeitsschwerpunkt der Bohai-Bank nannte Yang Zilin vor allem das Privatkunden-Geschäft. Von da aus sollen die Geschäftsfelder schrittweise erweitert und miteinander koordiniert entwickelt werden. Dabei muss die Chance der Entwicklung und Öffnung der Neuen Küstenzone Tianjin gut wahrgenommen werden. Zu den konkreten Aufgaben zählen neben dem Bankenaufbau auch die Erarbeitung einer langfristigen Planung und die Vervollkommnung der Verwaltung des Risikokapitals.

Eine gewisse Rückständigkeit im finanziellen Bereich behinderte seit längerer Zeit die Entwicklung der größten Wirtschaftszone in Nordchina. Zum einen war der Finanzsektor von einer Unausgewogenheit zwischen Kapitalnachfrage und -angebot geprägt. Zum anderen kam es wiederholt zu Engpässen bei der finanziellen Unterstützung für vielversprechende neue Branchen und neue Unternehmen. Hinzu kam das niedrige Niveau der Finanzdienstleistungen?die der Entwicklung bei weitem nicht gerecht waren. Laut Pi Qiansheng, Vorsitzender des Verwaltungskomitees der Neuen Küstenzone Tianjin, erfordere die Entwicklung seiner Wirtschaftszone hochqualitative Finanzdienstleistungen. Zu den bisherigen Fortschritten in diesem Bereich sagte er:

"Nach zwei Jahren des Aufbaus ist das Finanzviertel in der Neuen Küstenzone Tianjin nunmehr in der Lage, die Ansiedlung verschiedenartiger Finanzinstitute aufzunehmen. Mittlerweile haben sich bereits einige Banken und Versicherungen in unserem Finanzviertel angesiedelt. Deshalb können wir behaupten, dass wir in diesem Bereich eine gute Basis geschaffen haben."

Nachdem die Neue Küstenzone bereits in das nationale Entwicklungsprogramm mit einbezogen worden war, hat sich eine Vielzahl von Finanzinstituten in der größten Wirtschaftszone in Nordchina niedergelassen. HSBC war das erste auswärtige Finanzinstitut, das im August letzten Jahres eine Filiale in der Neuen Küstenzone Tianjin eröffnet hat. Zur Begründung dieses Schritts sagte He Weicheng, Direktor der HSBC-Zweigstelle Tianjin, dass die Hongkonger Bank in der Neuen Küstenzone Tianjin ein großes Marktpotential sehe:

"Das Investitionsklima in Tianjin ist sehr günstig sowohl für auswärtige Unternehmen, als auch für einheimische Betriebe. Daher ist es ebenso günstig für Bankinstitute. Wir haben gemerkt, dass zahlreiche Betriebe in der Neuen Küstenzone bislang noch keine finanziellen Dienstleistungen von auswärtigen Banken erhalten haben. Deshalb sehen wir hier großes Marktpotential."