Die Ortschaft Yingtan in der zentralchinesischen Provinz Jiangxi wird von Anhängern des Taoismus als Geburtsort ihrer Religion verehrt. Deshalb ist in Yingtan eine Vielzahl an taoistischen Stätten zu besichtigen.
Die berühmtesten dieser Stätten befinden sich im Longhu-Gebirge, also im Gebirge des Drachen und des Tigers. In der Blütezeit der Östlichen Han-Dynastie vor etwa 1900 Jahren besuchte der Gründer des Taoismus, Priester Zhang Daoling, das Gebirge. Von diesem Ort war er so angetan, dass er sich entschied, hier das Zentrum der taoistischen Religion zu errichten.
Drachen und Tiger sind zwei wichtige Symbole der taoistischen Religion. Der Drachen symbolisiert die Himmelsrichtung Osten und das chemische Element Blei, während der Tiger das Symbol für die Himmelsrichtung Westen und das chemische Element Quecksilber ist. Blei und Quecksilber wurde im antiken China von taoistischen Priestern zur Herstellung von Pillen benutzt, weil die beiden Elemente als Mittel zur Erlangung von Unsterblichkeit galten.
Heute ist das Dashangqing-Kloster die wichtigste taoistische Stätte auf dem Longhu-Gebirge. Jedes Jahr wird sie von zahlreichen taoistischen Anhängern besucht.
Das Longhu-Gebirge birgt auch eine seit Jahrhunderten ungelöste Rätsel. Dazu gehören auch die rund 2600 Jahre alten Särge, die an den Felsen des Gebirges hängen. Dazu erzählt uns Reisebegleiterin Li Wenxiu:
"Die Särge sind über 2600 Jahre alt. Nach Ansicht von Wissenschaftlern wurden sie von den Menschen des Volksstamms Yue an den Felsen angebracht. Seitdem hängen sie dort 10 bis 60 Meter über dem Boden. Bisher lässt sich noch nicht erklären, mit welcher Technik die Menschen vor 2600 Jahren die Särge an die Felsen brachten. Alle Särge hängen nur an der Ostseite des Berghangs, so dass sie am Morgen von der Sonne beschienen werden. Dies wird damit erklärt, dass die Volksgruppe Yue die Sonne als ihre Hauptgottheit betrachtete."
Etwa 25 Kilometer vom Zentrum der Stadt Yingtan entfernt liegt eine alte Gemeinde. Die Gemeinde heißt Shangqing, sie erstreckt sich über eine Fläche von 50 Quadratkilometern und ist trotz ihres Alters von rund 1000 Jahren sehr gut erhalten. Sehenswert sind in der Gemeinde eine zwei Kilometer lange alte Straße, ein altes Geschäft für chinesische Heilkräuter und Pfahlbauten.
Die Gemeinde Shangqing entstand während der Periode der Nördlichen und Südlichen Dynastien vor rund 1000 Jahren. Die Geschichte der Gemeinde ist eng mit dem Taoismus und der Entwicklung der Transporte zu Wasser verbunden. Unsere Reisebegleiterin Li Wenxiu empfiehlt uns insbesondere eine Besichtung der Pfahlbauten:
"Die Gemeinde liegt direkt am Wasser. Und deshalb befinden sich in der Gemeinde viele Pfahlbauten. Sie sind zumeist aus Bambus oder Holz konstruiert und haben drei Stockwerke. Das erste Stockwerk befindet sich auf Höhe des Flusses und dient auch als Anlegestelle für Boote. Das darüber liegende zweite Stockwerk liegt auf der Höhe der Straße am Flussufer. Dort befinden sich oft kleine Geschäfte. Und das oberste Stockwerk dient zumeist als Wohnraum der Pfahlhausbesitzer."
Da die Wohnhäuser am Wasser gebaut wurden, spielt sich der Alltag der Menschen in der Gemeinde großenteils am Wasser ab. Wer mit einem kleinen Boot durch die Gemeinde fährt, sieht Hausfrauen am Fluss Wäsche waschen oder Kinder im Wasser herumplanschen. In sicherer Entfernung schwimmen weiße Enten im Fluss und beobachten das muntere Treiben.
Die Gemeindeverwaltung investiert seit Jahren kräftig in die Instandhaltung und Renovierung der Pfahlbauten. Heue sind diese Bauten am Wasser eine große touristische Attraktion der Ortschaft Yingtan.
An der zwei Kilometer langen alten Straße, die die Gemeinde von Westen nach Osten durchzieht, stehen zahlreiche alte Gebäude. Die Ortschaft ist stark vom Taoismus beeinflusst. Aber wie unsere Reisebegleiterin Li Wenxiu erzählt, existieren auch andere Religionen in Harmonie mit dem Taoismus in der Gemeinde:
"Der Changqingfang-Tempel wurde zu Ehren des berühmten Arztes Zhu Danxi gegründet. Zhu Danxi studierte in seiner Jugendzeit die Lehre des Konfuzius. Als er eine lange Wanderung von Zhejiang nach Jiangxi unternahm, sah er viele Menschen in Not und Elend. Viele konnten sich einen Arztbesuch nicht leisten. So entschied er sich für die Erforschung der traditionellen chinesischen Medizin. Dank seines Fleißes war Zhu Danxi als ein ehrwürdiger Arzt während der Ming-Dynastie vor etwa 600 Jahren beliebt. Nach seinem Tod wurde zu seinen Ehren ein imposanter Tempel errichtet."
Am östlichen Ende der alten Straße steht eine Kathedrale. Errichtet im Jahre 1872 durch einen niederländischen Missionar, ist sie heute die älteste Kathedrale in Yingtan.
Reisetips:
Das Klima in Yingtan ist im Sommer sehr heiß. Dennoch ist der Sommer die beste Reisezeit. Denn die Ortschaft liegt direkt am Wasser. Viele Sehenswürdigkeiten sind per Boot zu erreichen. Wer im Herbst nach Yingtan kommt, dem wird es auf dem Fluss bereits zu kalt sein. Als lokale Spezialität empfehlen wir Ihnen einen Kuchen, der aus zermahlenen Kastanien zubereitet wird.
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